Schwerin:Mehr offene Plätze, weniger Auszubildende im Wunschberuf

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In Mecklenburg-Vorpommern sind mehr Lehrstellen unbesetzt als vor einem Jahr, gleichzeitig finden weniger Jugendliche eine Stelle in ihrem Wunschberuf. Um 12...

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Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern sind mehr Lehrstellen unbesetzt als vor einem Jahr, gleichzeitig finden weniger Jugendliche eine Stelle in ihrem Wunschberuf. Um 12 Prozent auf rund 6000 sei die Zahl der offenen Ausbildungsplätze im Jahresvergleich gestiegen, teilte die Arbeitsagentur Nord am Dienstag mit. Und wenngleich die Zahl der noch unversorgten Bewerber rund drei Wochen vor dem Start des Ausbildungsjahres um sieben Prozent auf 2800 gesunken ist, bleibt das Grundproblem ungelöst.

„Wir haben Betriebe, die schon lange nicht mehr alle ihre Ausbildungsplätze besetzen können“, beschreibt Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, die Sorgen der Unternehmer im Land. Ähnlich äußerte sich am Dienstag auch die Chefin der Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Margit Haupt-Koopmann: Die Differenz zwischen den angebotenen Stellen und den verfügbaren Bewerbern sei und bleibe eine zentrale Herausforderung in Mecklenburg-Vorpommern.

Trotz des zahlenmäßig großen Angebots finden immer weniger Jugendliche eine Lehrstelle nach Wunsch: Das legt zumindest eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) unter 561 Auszubildenden im ersten Lehrjahr nahe. Der Anteil der jungen Frauen und Männer, die eine Ausbildungsstelle in ihrem Wunschberuf gefunden haben, lag mit 73 Prozent um 5 Prozentpunkte unter den Vorjahren. Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, macht für den Rückgang die Folgen der Corona-Pandemie verantwortlich.

Die IHK wollen daher vor allem die Berufsorientierung und die Möglichkeiten zur Wohnortnahen Ausbildung verbessern, um mit Blick auf den Fachkräftebedarf voranzukommen. Hierbei ist auch zu bedenken, dass die Umfrageteilnehmer, die nicht in ihrem Wunschberuf arbeiten, mit Hebamme und Erzieher auch Branchen angaben, in denen große Nachwuchssorgen bestehen.

Laut Haasch hat unter anderem der Zugang zu Messen und Praktika in der Pandemie gefehlt. „Praktika sind das wichtigste Element, um einen Beruf kennenzulernen“, sagte er. Um das Angebot schnell wieder zu verbessern, rief er die Betriebe dazu auf, auf die Schulen zuzugehen. Doch die vergangenen zwei Jahre haben aus Sicht des Industrievertreters auch Gutes mit sich gebracht: Den Vorstellungen der IHK zufolge sollen die Fortschritte in der Digitalisierung genutzt werden, um das Angebot der 21 Berufsschulen im Land mit digitalen Mitteln zu stärken: Durch digitale Lehre sollen kleinere Standorte ihre Ausbildungsmöglichkeiten erweitern können. Hier hofft man auf Unterstützung von der Landesregierung.

Arbeitsagentur-Chefin Haupt-Koopmann sieht jedoch auch die Betriebe in der Verantwortung, Jugendlichen mit Ecken und Kanten eine Chance zu geben. Die Arbeitsagentur biete dafür Unterstützung, etwa über eine assistierte Ausbildung, eine Einstiegsqualifizierung oder ausbildungsbegleitende Hilfen. Im Übrigen kämen auch junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren noch für eine Ausbildung infrage. Dafür gebe es das Programm „Zukunftsstarter“ der Arbeitsagenturen.

In welchen Sektoren der Nachwuchsdruck besonders hoch ist, zeigt sich an der Zahl der offenen Ausbildungsplätze: Angeführt wird die Rangliste derzeit von Verkäufern (535 offene Lehrstellen), Einzelhandelskaufleuten (428), Köchen (294) und Hotelfachleuten (239). Unter den Top Ten finden sich aber auch Handelsfachwirte (168), Kaufleute für Büromanagement (151), Kfz-Mechatroniker (143) und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (110).

© dpa-infocom, dpa:220531-99-496963/3

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