Arbeitsmarkt:Studiert - und am Ende überqualifiziert

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Die Zeiten, in denen ein Universitätsabschluss eine Garantie für einen guten Job war, sind lange vorbei. Heute kämpfen Akademiker mit besonderen Problemen.

Da investieren junge Leute jahrelang in ihr Studium, mit dem Ziel, irgendwann einen guten Job zu bekommen. Und dann? Viele Hochschulabsolventen finden beim Berufsstart keine angemessene Stelle. "In der EU hat jeder vierte Absolvent zunächst einen Job, für den er seinen Abschluss eigentlich nicht bräuchte", sagte Dominic Orr vom Hochschul-Informations-System in Hannover. Er beruft sich auf eine europaweite Studie.

2007 waren einer EU-Studie nach 25 Prozent der erwerbstätigen Absolventen zwischen 25 und 34 Jahren für ihren Job überqualifiziert. (Foto: Foto: ddp)

Keine Signalwirkung

Demnach waren 2007 in der Europäischen Union 25 Prozent der erwerbstätigen Absolventen zwischen 25 und 34 Jahren überqualifiziert für ihren Job. In Deutschland war jeder fünfte Abgänger (19 Prozent) einer Hochschule oder Berufsakademie unterhalb seines Qualifikationsniveaus beschäftigt.

Dieser hohe Anteil an inadäquaten Jobs für junge Akademiker und ähnlich hoch qualifizierte Absolventen zeige, dass ihre Ausbildung keine Garantie für einen guten Job sei. "Ein Uniabschluss bringt einem nicht mehr automatisch eine qualifizierte Arbeit ein", erläuterte Orr. Das liege auch daran, dass es heute mehr Absolventen gibt als früher. "Dadurch hat der Abschluss an Signalwirkung verloren."

Industrie will nicht mehr investieren

Der Übergang in den Beruf dürfe angesichts der Wirtschaftskrise sogar noch schwieriger für Absolventen werden, sagte Orr. "Die Industrie will fertig ausgebildete Studenten und ist weniger bereit, noch in das Personal zu investieren." Dadurch stiegen die Erwartungen an junge Akademiker, die sich bewerben. Sie müssten sich also mehr denn je gut verkaufen, um beim Berufseinstieg nicht unter Wert entlohnt zu werden.

Generell zahle sich ein Studium auch nicht immer aus, erklärte Orr. "Für den Durchschnittsstudenten lohnt sich das allemal. Aber eben nicht für alle." So komme ein Viertel der hoch qualifizierten Arbeitnehmer beim Bruttoeinkommen nicht über den Mittelwert von Beschäftigten mit mittleren Bildungsniveau hinaus. Das haben Auswertungen von 2006 in den damals 25 EU-Ländern ergeben.

Bessere Aussichten

Das alles sei aber kein Grund, nicht zu studieren, schränkte Orr ein. Denn in der Regel rentiere sich ein Studium durchaus. So werden Akademiker statistisch gesehen zum Beispiel deutlich seltener arbeitslos als andere Erwerbstätige. Und langfristig gesehen dürften sich die Aussichten für Absolventen sogar noch verbessern. So sorgten zum Beispiel der wachsende Fachkräftemangel und der demografische Wandel dafür, dass hoch qualifizierte Bewerber künftig zunehmend gesucht sein werden.

© sueddeutsche.de/dpa/Tobias Schormann/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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