Arbeitsmarkt:Bildungsbericht: Fachkräftemangel ist hausgemacht

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Berlin (dpa) - Die Arbeitgeber fordern eine Zuwanderungs-Offensive zur Behebung des Fachkräftemangels. Der aber ist laut dem neuen Nationalen Bildungsbericht weitgehend hausgemacht - weil viele Betriebe in wichtigen Kernberufen seit Jahren zu wenig ausbilden.

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Berlin (dpa) - Die Arbeitgeber fordern eine Zuwanderungs-Offensive zur Behebung des Fachkräftemangels. Der aber ist laut dem neuen Nationalen Bildungsbericht weitgehend hausgemacht - weil viele Betriebe in wichtigen Kernberufen seit Jahren zu wenig ausbilden.

Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) forderte die Unternehmen auf, mehr Ausbildungsplätze anzubieten - und dabei auch Schwächeren eine Chance zu geben.

In einem Videointerview der „Welt“ sagte Nahles: „Ich appelliere an alle Unternehmen: Bilden Sie aus! Und tun Sie mir einen Gefallen: Machen Sie nicht nur Bestenauslese.“ Im eigenen Unternehmen auszubilden, sei der beste Weg, Fachkräfte zu sichern.

Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer sagte dagegen der Nachrichtenagentur dpa: „Die Politik muss offen und ehrlich sagen, dass wir auf eine gesteuerte und gezielte Zuwanderung angewiesen sind, wenn wir unser Wohlstandsniveau halten wollen.“ Deutschland sei längst ein Zuwanderungsland. „In weiten Teilen der Bevölkerung ist das aber noch nicht akzeptiert.“

Die Autoren des neuen - noch unveröffentlichten - Nationalen Bildungsberichts halten der Wirtschaft angesichts der demografischen Entwicklung eine „wenig zukunftsorientierte Ausbildungspolitik“ vor. In vielen Berufsfeldern, in denen über das Fehlen qualifizierter Mitarbeiter geklagt wird, gibt es seit Jahren zu wenig Lehrstellen, listen die Wissenschaftler anhand von amtlichen Daten auf.

Der Bericht „Bildung in Deutschland 2014“ soll am kommenden Freitag vom Bundesbildungsministerium und der Kultusministerkonferenz (KMK) gemeinsam veröffentlicht werden. Der Bericht liegt der Nachrichtenagentur dpa vor.

In den industriellen Kernberufen (Metall, Technik und Elektro) wie auch in den Gesundheits- und Pflegeberufen bestehe seit Jahren beim Lehrstellenangebot der Unternehmen eine „beträchtliche Unterdeckung“, heißt es in dem Bericht. Im Schnitt gebe es hier zwischen 10 und 14 Prozent mehr jugendliche Bewerber als angebotene Plätze. Das von der Wirtschaft in der öffentlichen Debatte immer wieder herausgestellte große Überangebot an Lehrstellen beschränke sich dagegen im Wesentlichen auf drei Bereiche: Ernährungshandwerk, Köche und Hotel- und Gaststättengewerbe.

Die Probleme des Fachkräftenachwuchses liegen demnach eher auf der Angebots- als auf der Nachfrageseite - auch wenn bei der Betrachtung regionale Probleme zu berücksichtigen seien. „Die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt (hat sich) 2013 gegenüber den beiden Vorjahren verschärft“, heißt es weiter. Mit rund einer halben Million Neuzugängen sei das System der betrieblichen Berufsausbildung „auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen“.

Zugleich fanden im vergangenen Jahr 84 000 Lehrstellen-Interessenten, die zuvor von den Arbeitsagenturen als „ausbildungsfähig“ eingestuft worden waren, keinen Ausbildungsplatz. Weitere 250 000 Schulabgänger mussten zunächst in Maßnahmen des sogenannten Übergangssystems vermittelt werden, meist in Kurse, Praktika oder Nachschulungen. 33 500 Lehrstellen blieben in den Betrieben unbesetzt.

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