Können Sie sich eine Welt voller potemkinscher Dörfer, Spitzfindigkeiten und Wortverdrehungen vorstellen? Sie kennen sie bereits: Beim Gang durch den Supermarkt werden sie mit Ausdrücken konfrontiert, deren wahre Bedeutung Sie vermutlich gar nicht kennen. Ein Überblick:
Dem Verbraucher kann schwindelig werden, angesichts der Vielzahl an Produkten und Werbesprüchen.
(Foto: dpa)Aroma - Natürliches aus Sägespänen
"Natürlich" bedeutet in der Logik der Lebensmittelindustrie nur, dass irgendetwas aus der Natur die Basis für die Aroma-Herstellung war. Auch Sägespäne sind in dieser Logik ein Naturprodukt - und tatsächlich gewinnt die Industrie aus ihnen ein Aroma, und zwar eines, das an Erdbeeren erinnert. Was nach "Apfel" schmeckt wird unter anderem aus Ölen von Weinfusel und Hefe hergestellt.
Das alles ist legal, dürfte dem Verbraucher aber kaum bewusst sein. Deshalb hier eine kleine Übersetzungshilfe am Beispiel der Erdbeere:
[] "Erdbeeraroma": Trägt ein Produkt diese Aufschrift, muss es keine einzige Erdbeere enthalten. Das Aroma wird chemisch hergestellt.
[] "natürliches Aroma": Höchstwahrscheinlich ist keine Erdbeere je in die Nähe des Produktes geraten. Ausgangsstoff muss lediglich irgendetwas Natürliches sein.
[] "natürliches Erdbeeraroma": Allein dieses Aroma muss aus der Frucht gewonnen werden.
[] "Erdbeeren": Steht das Wort so nackt auf der Zutatenliste, muss das Produkt tatsächlich echte Erdbeeren enthalten.
Problematisch an Aromen ist, dass sie das Geschmacksempfinden manipulieren. Kindern schmecken dann unter Umständen naturbelassene Lebensmittel nicht mehr. Wer sich überwiegend von aromatisierten Lebensmitteln ernährt, dem fehlen möglicherweise Vitamine und Mineralstoffe.
Die Alternative: Wer dieses Verwirrspiel umgehen will, rührt am besten selbst Obst in den Naturjoghurt oder frische Kräuter in die Soße. Wenn das nicht möglich ist: Eine Datenbank mit Lebensmitteln ganz ohne Aromen führt die Verbraucherzentrale Hamburg.