Nicole Kidman klagte über die lästigen Symptome, Mariah Carey berichtete von ihrem Leid. Und selbst die immer strahlende Kate Middleton war nicht davor gefeit, dass ihr während ihrer Schwangerschaft mächtig übel wurde. Dass sich jedoch weder Promis noch Normalbürgerinnen deshalb um das heranwachsende Kind sorgen müssen, bestätigt eine aktuelle Studie im Fachjournal JAMA Internal Medicine.
Fast 800 Frauen hatten die amerikanischen Forscher um den Epidemiologen Enrique Schisterman von den Nationalen Gesundheitsinstituten in Bethesda zu Übelkeit und Erbrechen befragt. Und stellten fest, dass bei jenen Probandinnen mit den lästigen Symptomen das Risiko für einen ungewollten Abbruch der Schwangerschaft um 50 bis 75 Prozent reduziert war, im Vergleich zu Frauen ohne Beschwerden. "Diese Studie zeigt eindrücklich, dass Übelkeit bei werdenden Müttern eher ein gutes Zeichen ist", sagt Franz Kainer, Chefarzt der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Klinik Hallerwiese in Nürnberg.
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Etwa vier von fünf Schwangeren leiden anfangs unter Übelkeit und Erbrechen
Im Gegensatz zu früheren Studien hatten die amerikanischen Wissenschaftler die Frauen bereits in den ersten Wochen der Schwangerschaft erfasst - und hier bereits den positiven Zusammenhang entdeckt. Sie befragten die Schwangeren nicht, wie andere Untersuchungen, erst im Nachhinein über die lästigen Beschwerden. Das nämlich kann zu fehlerhaften Angaben führen, weil sich die Frauen vielleicht nicht im Detail erinnern, wann und wie lange ihnen übel war. Stattdessen begleiteten die Forscher die werdenden Mütter im Verlauf der ersten Phase der Schwangerschaft. "Das bringt uns sicher weiter", sagt Ioannis Mylonas, Leiter der Infektiologie der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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Immerhin leiden etwa vier von fünf Frauen im ersten Drittel der Schwangerschaft an Übelkeit und Erbrechen. Bei einem Fünftel der Betroffenen bleiben die lästigen Symptome noch im zweiten Schwangerschaftsdrittel bestehen, in den letzten drei Monaten müssen fünf bis zehn Prozent von ihnen weiterhin damit leben. Noch wissen Mediziner nicht genau, wie es zur Übelkeit kommt. Zum einen gerät der Hormonhaushalt durcheinander. Dadurch wird der Magen-Darm-Trakt der Frauen träge, treibt die Nahrung langsamer voran als bei Nichtschwangeren.
"So kann sich der Nahrungsbrei aufstauen und zu Übelkeit führen", sagt der Münchner Frauenarzt Mylonas. Zum anderen wissen Forscher bereits, dass eine Infektion die lästigen Beschwerden mit auslösen kann. Helicobacter pylori nämlich - jenes Bakterium, das in Magen und Zwölffingerdarm Entzündungen und Geschwüre entstehen lässt - kann bei befallenen Schwangeren zu den ungeliebten Beschwerden beitragen.
"Das kann gern mal ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte sein"
Bei manchen Frauen spielt jedoch auch die Psyche eine wesentliche Rolle. Wenn die werdende Mutter sehr jung ist, wenn sie gerade von ihrem Freund verlassen wurde oder sich vielleicht schon um zwei kleine Kinder kümmern muss. "Daran müssen wir denken", sagt der Nürnberger Mediziner Kainer.
In jedem Fall raten die Frauenärzte den betroffenen Schwangeren, über den Tag verteilt fünf bis sechs kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Starke Gerüche sollten sie meiden, zum Beispiel auch den Besuch beim Metzger. Sonst dürften die Frauen vor allem essen, worauf sie Appetit haben. "Das kann gern mal ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte sein", sagt Mylonas.
Wenn das nicht reicht, können womöglich Ingwertee oder Vitamin-B₆-Präparate helfen. "Erst bei hohem Leidensdruck kommen Medikamente infrage", sagt der Mediziner Mylonas. Vor allem Antihistaminika gelten als Mittel der Wahl. Und in ganz schlimmen Fällen, wenn die Schwangeren gar keine Flüssigkeit mehr im Körper halten können, bleibt nur der Weg ins Krankenhaus, um den gestörten Elektrolythaushalt wieder ins Lot zu bringen. So wie es auch Kate Middleton erging, bevor sie die Briten mit dem ersten Nachwuchs der jungen Royals verzückte.