Schlaf:Im Heer der Montagsmüden

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Kommen Sie heute nicht richtig in Schwung? Haben Sie sich Sonntagabend wieder voller Unruhe im Bett gewälzt? Dann sind Sie in Gesellschaft von sehr vielen Menschen - und dürfen sich auf die Mitte der Woche freuen.

Von Berit Uhlmann

Millionen Menschen weltweit dürften heute wieder vor ihren Rechnern, Werkbänken oder Verkaufstresen gähnen und klagen, dass sie am Sonntagabend partout nicht einschlafen konnten.

In einer aktuellen Umfrage unter 3000 erwachsenen US-Bürgern nannten 39 Prozent den Sonntag als den Tag, an dem der Schlaf besonders lange auf sich warten lässt. Dienstag und Donnerstag dagegen gleiten 95 Prozent der Befragten leicht und glatt in den Schlaf.

In einer etwas älteren Befragung britischer Arbeitnehmer klagten sogar 60 Prozent über Einschlafprobleme am Sonntagabend. Ein Viertel der Angestellten berichtete, sich am Montagmorgen schon einmal krank gemeldet zu haben, weil die Nacht so furchtbar war.

Nun sind solche Selbstauskünfte nicht sehr zuverlässig. Fachärzte machen immer wieder die Erfahrung, dass Menschen ihre Schlafprobleme heillos überschätzen. Doch die Montagsmüdigkeit ist plausibel.

Ursachen könnten Sorgen über die anstehende Arbeitswoche, vor allem aber ein aus dem Lot geratener Schlafrhythmus sein. Wissenschaftler beobachten, dass viele Menschen am Wochenende später ins Bett gehen, etliche schlafen auch länger. Solche abweichenden Rhythmen aber können Probleme bereiten.

So zeigte eine Studie von US-Psychologen aus Berkley, dass die Schlafqualität schon leidet, wenn Menschen ihren Wecker auch nur geringfügig verstellen. Wer am Wochenende richtig lange schläft, bezahlt in der folgenden Woche umso mehr mit Schlafmangel und entsprechender Müdigkeit, wobei in dieser Untersuchung nicht zwischen einzelnen Wochentagen unterschieden wurde.

Die Lösung des Problems liegt auf der Hand: Rigoros gleichbleibende Bettzeiten von Montag bis Sonntag. Allerdings stellten die US-Forscher auch fest, dass dies nur jenen leicht gelingt, die zum chronobiologischen Typ der Frühaufsteher gehören. Wer eher ein Abendmensch ist, neigt von seiner Natur her zu späten und unregelmäßigen Bettzeiten und einem entsprechenden Schlafdefizit, das er am Wochenende ausgleicht.

Doch die gute Nachricht: Möglicherweise ist die Leistung am Montag gar nicht so schlimm, wie Betroffene glauben. Experimente aus Japan deuten darauf hin, dass zumindest bei Menschen, die chronisch wenig schlafen, am Tag nach einem Langschläfer-Wochenende besonders gute Leistungen zu erwarten sind: Reaktionszeiten sind kürzer und Fehler seltener.

Gähnen
:Verräterische Geste

Dieser Tage sieht man sie besonders häufig: die aufgesperrten Münder, die zusammengekniffenen Augen. Gähnen ist ein mächtiges Körpersignal, das nur langsam enträtselt wird. Verblüffende Fakten über eine unterschätzte Regung.

Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Ratgeber Schlaf.

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