Olympia:Was ist Schröpfen?

Michael Phelps schwimmt in Rio mit seltsamen Flecken auf der Schulter, die vom "Schröpfen" stammen. Was es mit der alternativen Heilmethode auf sich hat.

Von Werner Bartens

Wer Michael Phelps am Sonntagabend bei seinem Start mit der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel der USA beobachtete, musste vermuten, dass der Schwimmstar eine wüste Prügelei hinter sich hatte. Oberarm und rechte Schulter des Schwimmstars waren mit kreisrunden, blauen Flecken übersät. Phelps hatte sich schröpfen lassen - angeblich um die verspannte Muskulatur zu lockern.

Bei dieser jahrtausendealten Behandlungsmethode werden Schröpfgläser oder -köpfe auf die Haut gesetzt. Da zuvor die Luft in dem kleinen Rundgefäß erhitzt wird, entsteht im Schröpfkopf ein Unterdruck. Im Gegensatz zu diesem unblutigen Schröpfen kann die Haut in dem zu bearbeitenden Areal auch zuvor angeritzt werden. Dann sammelt sich Blut im Schröpfgefäß.

Die Methode gilt als "ausleitendes" Verfahren, das angeblich gegen Rheuma, Asthma, Nierenschwäche und Hexenschuss hilft, obwohl ein medizinischer Nutzen nie seriös belegt werden konnte. Selbsternannte Heiler hält dies nicht davon ab, die allenfalls aus Medizingeschichte und Ethnomedizin bekannte Saugkur zu erheblichen Kosten wieder anzubieten - was auch die Bedeutung des Begriffs in Fragen der Finanzen verständlich macht.

Michael Phelps ist jedenfalls mit der Staffel zu seiner 19. Goldmedaille geschwommen. Dem erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten wäre dies aber vermutlich auch gelungen, ohne zuvor geschröpft zu werden.

© SZ vom 9.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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