Stillkinder dürfen niemals ein Fläschchen bekommen Sehr viel spricht dafür, dass Muttermilch für das Kind besser ist als Flaschennahrung. Stillen sollte nach Möglichkeit immer die erst Wahl sein. Dennoch wird diese Erkenntnis mitunter absurd weit getrieben. Mütter hören immer noch den Rat, dass sie nie eine Stillmahlzeit ausfallen lassen dürfen. Denn, so wird kolportiert, hat das Kind nur einmal Kontakt mit dem Flaschenschnuller gehabt, werde es von "einer Saugverwirrung" ergriffen, von der es sich nicht mehr erhole. Es verschmähe dann die mütterliche Brust für immer oder aber die Brust stelle sofort ihre Produktion ein. Ungünstig kann das Abwechseln von Flasche und Brust jedoch nur in den ersten Tagen sein, wenn die Milchbildung der Mutter noch nicht richtig in Gang gekommen und das Kind mit dem Saugen noch nicht vertraut ist. Sobald sich das Stillen eingespielt hat, können Eltern durchaus ab und zu einmal auf das Fläschchen zurückgreifen - am besten mit abgepumpter Milch. Es kann allerdings sein, dass das Baby die Flasche nicht akzeptiert. Dann müssen Mütter warten, bis das Kind erste Breikost mag. (Mehr zu den Entwicklungsschritten des Babys erfahren Sie in unserem interaktiven Kalender).
Wenn ein Neugeborenes schreit, sind es immer Koliken Das Baby ist satt, trocken, warm und weint herzerreißend. Das Bedürfnis der Eltern nach einer Erklärung ist gewaltig und so greifen sie zu der, die am häufigsten im Umlauf ist: Dreimonatskoliken. Man sieht schließlich, wie der Säugling die Beinchen anzieht und pupst. Allerdings kann es genauso gut umgekehrt sein. Nicht das Schreien kommt von den Blähungen, sondern die Winde von der beim Brüllen verschluckten Luft. Angezogene Beine sind ebenfalls kein verlässliches Zeichen für Bauchweh. Und wenn das Kind vor allem abends weint, ist es wahrscheinlicher, dass es übermüdet ist. Eltern können dem Baby trotzdem den Bauch leicht massieren, das tut ihm gut. Reflexartig Zäpfchen zu verabreichen oder dem möglicherweise übermüdeten Kind permanent Tee aufzunötigen, ist dagegen keine Lösung. Bei schreienden Babys, denen offenkundig nichts fehlt, haben Ärzte vor allem einen Rat: Ruhe bewahren, um das Kind beruhigen zu können. (Mehr über den Umgang mit Schreibabys erfahren Sie hier)
Babys brauchen Wellness Kaum hat sich die Mutter an das Leben mit dem Neugeborenen gewöhnt, da droht der Terminkalender schon wieder voll zu werden. Allerlei Kurse, allen voran die Babymassage, wollen besucht werden. Die Idee, dass Babys spezielle Wellnessbehandlungen brauchen, ist jedoch eher geschäftlich als medizinisch begründet. Toleriert das Kind die Massage, spricht prinzipiell nichts dagegen. Doch die Realtität kann auch so aussehen, dass ein wunderbar entspannt schlummerndes Kind aus dem Schlaf gerissen wird, damit die Mutter es auszieht und nach Anleitung an ihm herumknetet. Das Baby wird sehr deutlich zeigen, was es davon hält. Kinder brauchen Körperkontakt, Mütter können ihr Baby aber auch ganz nach eigenem Gusto streicheln - ohne Anleitung und Beobachtung, ohne finanzielle Kosten und Termindruck.
Babyschwimmen ist ein Muss Auch das Babyschwimmen ist einer der Kurse, die jungen Müttern dringend empfohlen werden. Wie die Massage ist es in erster Linie eine Freizeitgestaltung - und bei der sollten sich alle Beteiligten wohlfühlen. Einen echten Nutzen hat die Plantscherei nicht. Weder lernt das Kind eher schwimmen, noch fühlt es sich zwangsläufig wohler oder irgendwie "natürlicher", weil es ins "natürliche Element" getaucht wird. Auch die mitunter geäußerte Verheißung, mit dem Babyschwimmen werde der Tauchreflex erhalten, so dass das Kind vor dem Ertrinken geschützt sei, ist weit hergeholt. Neugeborene schließen reflexhaft den Kehlkopfdeckel, wenn ihr Gesicht unter Wasser gerät. So wird verhindert, dass Wasser in die Atemwege gelangt. Dieser Reflex ist offenbar ein Relikt aus der Zeit im Mutterleib, er verliert sich aber in den ersten Lebensmonaten. Dass man ihn durch Training erhalten könnte, ist nicht nachgewiesen. Und selbst wenn dies gelänge: Der Reflex schützt vor Verschlucken, aber nicht vor dem Ertrinken.
Babys müssen so oft wie möglich ins Tragetuch "Natur" ist ein Wort, mit dem Mütter gerne geködert werden. Die Verfechter von Tragetüchern warten dabei mit dem Argument auf, dass schließlich auch Naturvölker ihre Kinder auf dem Rücken tragen. Das mag sein, doch wahrscheinlich ist die Tragemethode dort eher aus praktischer Notwendigkeit heraus geboren und nicht aus einem tieferen Sinn. Auch hier gilt: Wenn sich Eltern und Kind mit der Tragevorrichtung wohl fühlen, können sie es gerne hin und wieder tun. Ein dauerndes Tragen im Tuch hat aber Nachteile. Der Rücken der Eltern wird belastet, das Kind kann sich kaum bewegen und oft auch nicht viel sehen. Im Extremfall gewöhnt es sich an die ständige Bewegung und erlaubt seinen Trägern keinen Stillstand mehr. Ein Kind kann auf vielerlei Weise zufrieden sein: Auf dem Arm, im Wagen oder auf einer Krabbeldecke in der Nähe der Eltern.
Ein Kind sollte nicht nur auf einer Seite liegen - sonst verformt sich der Kopf dauerhaft Es gibt diese Babys mit leicht schiefen Köpfen. Da die Schädelnähte bei Neugeborenen noch offen sind, kann sich der Kopf verformen, wenn das Kind immer auf einer Seite liegt. Eltern beunruhigt dieser Anblick verständlicherweise. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Sobald das Kind mobiler wird, sich dreht und den Kopf hebt, normalisiert sich dessen Form. Das Kind im Schlaf zu stören und gegen seinen Willen neu zu positionieren, ist dagegen überflüssig.
Ohne Mütze bekommt das Kind kranke Ohren Der Impuls, sein Kind vor Krankheiten zu schützen, ist natürlich. Leider ist Schutz nicht so leicht zu bewerkstelligen, wie manche wohlmeinenden Verwandten und Nachbarn zu wissen glauben. Die Erreger einer Mittelohrentzündung gelangen nicht durch Zug in die Ohren, eine Mütze kann sie folglich nicht aussperren. Eine Mittelohrentzündung ist eine Folge von Erkältungen, die Keime geraten vom Rachen aus ins Mittelohr. Das heißt allerdings auch nicht, dass man sie mit einem Schal vom Kind fernhalten kann. Erkältungsviren werden über Nase und Mund aufgenommen. Kälte spielt dabei kaum eine Rolle. Außerdem sind Erkältungen im Kindesalter völlig normal. (Mehr dazu erfahren Sie in unserem Erkältungs-Ratgeber). Kinder sollten selbstversändlich nicht frieren. Sie unabhängig vom Wetter von oben bis unten fest einzuhüllen, hat dagegen keinen Sinn. In diesem Fall wird es den Kindern zu warm und sie können sich weniger gut bewegen.
Ein kalter Boden führt zu Blasenentzündung Auch hier gilt: Nicht die Kälte löst eine Entzündung aus, sondern Krankheitserreger. In diesem Fall geraten Darmbakterien in die Harnröhre. Häufiges Windelwechseln und sorgsame Hygiene können vorbeugen. Dass das Kind auf dem Boden sitzt oder barfuß läuft, hat dagegen keinen Einfluss auf die Erkrankung.
Gelbes oder grünes Nasensekret ist ein Alarmsignal Solche Entwicklungen verblüffen selbst junge Eltern: Die Ausscheidungen des Babys werden zum Gegenstand des Interesses. Auch Nasensekret wird inspiziert - und kann Sorge hervorrufen, wenn es plötzlich grünlich oder geblich aussieht. Da muss doch was dahinterstecken: Eiter, Nebenhöhlenentzündung, bakterielle Superinfektion? Einen sicheren Zusammenhang zwischen der Farbe und der Schwere der Erkrankung können Eltern nicht herstellen . Das Aussehen kann sich durch verschiedene Faktoren ändern, so kann das Sekret farbintensiver erscheinen, wenn der Schnupfen nachlässt und weniger wässrig ist. Nebenhöhlenentzündungen müssen Eltern von Kleinkindern nicht fürchten. Die Höhlen entwickeln sich erst in späteren Jahren. (Mehr zum Infekt von Kindern erfahren Sie in unserem Erkältungs-Ratgeber).
Mythen über das Baby-Alter
Erkältung bei Kindern
Fieber muss im Ohr gemessen werden In Krankenhäusern stecken die Schwestern das Thermometer stets ins Ohr. Kein Wunder, dass viele Menschen dies für den medizinischen Goldstandard halten. Doch die Methode folgt eher praktischen als wissenschaftlichen Erwägungen. Studien haben gezeigt, dass die Messung im After viel genauer ist. Wer also die Temperatur seines Kindes bestimmen will, sollte zu dieser Methode greifen. Allerdings ist permanente detaillierte Fieberkontrolle nicht notwendig. Eltern spüren auch ohne Thermometer, ob ihr Kind heiß ist und wie gut es ihm geht.
Ätherische Öle helfen Babys Schon zur Entbindung schwören Hebammen auf ätherische Öle. Sanft und natürlich soll die Hilfe aus der Duftlampe sein. So ist es verständlich, wenn Eltern glauben, auch die Erkältung ihres Babys mit solcherart Aromen lindern zu können. Doch ob im Verdampfer, auf die Kleidung getropft oder auf die Haut aufgetragen: Für Babys sind die Öle gefährlich. Sie können bei Kindern unter zwei Jahren zu Atemnot führen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt ausdrücklich vor ihrer Anwendung bei den Kleinsten.
Mit Lauflernhilfen laufen Babys früher Sie heißen "Babywalker", "Gehfrei" oder "Lauflernschule": Gestelle mit Rädern, in denen Kinder sich rasant durchs Zimmer bewegen können. Experten halten sie für eine der gefährlichsten Ausprägungen des Frühförderwahns. Möglicherweise verzögern die Geräte sogar das Laufenlernen, aber besonders beunruhigend ist ihr Unfallrisiko. Die Kinder erreichen viel zu hohe Geschwindigkeiten, sie können gegen Tische, Regale und Herde knallen und im Extremfall den Topf mit heißem Wasser herunterreißen. Kinderärzte stellen immer wieder derartige Verletzungen fest. (Mehr zu den Lauflernhilfen lesen Sie hier). Ein Baby lernt auch von allein zu laufen. Vielleicht dauert es ein paar Wochen länger als beim Nachbarkind. Eine Bedeutung für sein späteres Leben hat die kleine Verzögerung nicht. Die Tipps basieren zum großen Teil auf dem Buch: "Schreien stärkt die Lungen ... und 99 andere Elternirrtümer" von Martin Beck, Gräfe und Unzer, 2012. Mehr zum Umgang mit dem Baby erfahren Sie in unserem Ratgeber.