Medizin:Wie eine Lungentransplantation abläuft

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  • Eine Lungentransplantation, wie sie Niki Lauda erhalten hat, ist eine chirurgische Feinarbeit.
  • Nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Atemwege müssen dabei wieder zusammengenäht werden.
  • Komplikationen können während der OP auftreten und den Krankenhausaufenthalt verlängern. Anschließend besteht die beständige Gefahr, dass der Körper das fremde Organ abstößt.

Von Werner Bartens

Wenn immer wieder die Luft wegbleibt und die Lunge über Jahre stark geschädigt ist, bleibt manchmal als letzter Ausweg nur eine Transplantation. Auch im Fall von Niki Lauda soll eine "schwere Lungenerkrankung" den Eingriff nötig gemacht haben, wie das behandelnde Krankenhaus in Wien mitteilte.

Meist ist es dazu nötig, dass eine Herz-Lungen-Maschine den Kreislauf und die Atmung überbrückend aufrechterhält. Der Eingriff selbst erfordert es, dass der Brustkorb zwischen den Rippen geöffnet und die erkrankte Lunge gelöst und entfernt wird. Anschließend müssen zunächst die Bronchien, dann die Lungenvenen mit dem Herzvorhof und schließlich die Lungenarterien der Spenderlunge mit den Blutgefäßen des Empfängers verbunden werden. Das ist eine chirurgische Feinarbeit, weil - anders als bei einer im Vergleich dazu einfacheren Herztransplantation - eben nicht nur Blutgefäße, sondern auch die Atemwege wieder zusammengenäht werden müssen. Die Verbindung zwischen den Bronchien kann in seltenen Fällen etwas auseinanderklaffen - oder postoperativ zu einer Verengung führen.

Die Gefahr der Abstoßung des fremden Organs bleibt

Ist die Operation erfolgreich verlaufen, wird der Blutstrom freigegeben und die neue Lunge kann ihre Arbeit aufnehmen. Nachdem der Brustkorb verschlossen ist, kommt der Patient zunächst auf die Intensivstation, nach etwa einer Woche dann auf die Normalstation und kann - wenn alles gut gegangen ist - die Klinik nach drei oder vier Wochen wieder verlassen.

Zwar handelt es sich bei einer Lungentransplantation um einen großen Eingriff, der in etwa zehn bis 20 Prozent der Fälle mit Komplikationen einhergeht, die einen weitaus längeren Aufenthalt im Krankenhaus erfordern. Eine beständige Gefahr besteht jedoch darin, dass der Körper das fremde Organ abstößt. Dies kann sofort nach der Übertragung passieren, aber auch noch nach Wochen, Monaten oder Jahren. Um dies zu verhindern, bekommen die Patienten Medikamente, die ihr Immunsystem unterdrücken, was wiederum das Risiko für Infektionen erhöht und einen ständigen Balanceakt zwischen Immunsuppression und Infektanfälligkeit erfordert.

Kommt es zu einer chronischen Abstoßung, setzen sich nach und nach die mittleren und kleinen Bronchien langsam zu; der Patient ist zunehmend schnell erschöpft und bekommt weniger Luft. Weil die Komplikationen oft nicht vollständig unterdrückt werden können und die Betroffenen oftmals unter schweren Vorerkrankungen litten, leben fünf Jahre nach einer Transplantation nur noch 50 bis 60 Prozent der Patienten; nach zehn Jahren sind es zwischen 30 und 40 Prozent. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 309 Lungen verpflanzt.

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