Medizin:Selbst in schlechter Luft ist Sport gesund

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  • Wissenschaftler haben untersucht, ob durch Autoverkehr verpestete Luft die positiven Effekte von Sport auf die Gesundheit zunichtemachen.
  • Ergebnis: Nein. Selbst wer unter hoher Stickoxidbelastung Sport treibt, mindert sein Herzinfarktrisiko.
  • Allerdings: Die Studie hat Einschränkungen. Besser wäre es, in guter Luft Sport zu treiben.

Von Felix Hütten

Wer täglich in einer Großstadt mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, trägt mindestens morgens und abends die Sorge in sich, ob man wohl eines Tages an all den Abgasen zugrunde gehen wird, die man so einatmet. Zum Beispiel, wenn man an einer roten Ampel wartet, während neben einem die Dieselmotoren der schweren Geländewagen tuckern. Es ist ja ein eigenartiger Trend deutscher Großstädter, in Zeiten der globalen Erderwärmung und gestiegenen Feinstaubbelastung nicht weniger, nein, im Gegenteil immer mehr Auto zu fahren, in immer schwereren Straßenpanzern, gerne auch nur zum Bäcker und zurück.

Was das mit der Gesundheit all jener Menschen macht, die neben dran stehen und radeln und laufen und husten? Dieser Frage ist nun ein Team um die Gesundheitswissenschaftlerin Nadine Kubesch von der Universität Kopenhagen nachgegangen. In einer aktuellen Studie, vorgestellt im Fachblatt Journal of the American Heart Association Report, zeigt es, dass die Vorteile des Sports für die Gesundheit selbst in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung überwiegen.

Denkbar wäre, dass Menschen an Tagen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen zu Hause geblieben sind

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler über 50 000 Menschen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren. Etwa 3000 von ihnen erlitten im Untersuchungszeitraum von knapp 18 Jahren einen Herzinfarkt. Die Forscher verglichen diese Daten mit der Stickstoffdioxid-Belastung der Probanden. Das unsichtbare Gas entsteht bei der Verbrennung in Motoren. Die zulässigen Grenzwerte werden, kein Wunder, an viel befahrenen Straßen häufig überschritten.

Radeln in der Großstadt: Die positiven Effekte überwiegen. (Foto: imago/Seeliger)

Und so zeigte sich in der Studie - ebenso wenig überraschend -, dass Menschen, die einer hohen Belastung des Reizgases ausgesetzt waren, auch ein höheres Risiko hatten, einen Herzinfarkt zu erleiden. Allerdings war das Risiko jener Probanden vermindert, die regelmäßig Sport trieben. Schon moderates Fahrradfahren von etwa vier Stunden in der Woche zum Beispiel reduzierte das Risiko eines Herzinfarkts - auch unter Probanden, die regelmäßig Automief einatmen mussten.

Obwohl bekannt sei, dass hohe Luftverschmutzung Herzprobleme verursachen kann, zeige die Studie, dass die positiven Effekte von Sport überwiegen, sagt die Erstautorin Kubesch. Allerdings schränkt sie in ihrem Fazit ein, dass Stickstoffdioxid alleine nicht ausreicht, um die Schadstoffbelastung der Menschen in Großstädten zu messen. Insbesondere Feinstaub gilt als weitere erhebliche Gesundheitsgefahr. Des Weiteren berücksichtigt die Studie keine Vermeidungseffekte. So wäre es denkbar, dass Menschen an Tagen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen zu Hause geblieben sind. Und so gilt: Gesünder wäre es allemal, wenn Menschen regelmäßig Sport treiben würden, und zwar idealerweise in sauberer Luft.

ExklusivLuftverschmutzung
:Wie viel Stickstoffdioxid atmen Radfahrer ein?

Um das herauszufinden, fährt ein Team der Universität München mit einem Messlabor auf dem Anhänger durch die Stadt. Das Ergebnis: In einigen Straßen wird der als bedenklich geltende Grenzwert erreicht.

Von Thomas Hummel

Felix Hütten

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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