Landesreserve:Aussortieren im Pandemielager: Dauerhafte Vorräte geplant

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FFP2-Masken mit CE-Zertifizierung liegen auf einem Tisch. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Illustration)

Während der Corona-Pandemie war der Bedarf an medizinischen Schutzartikeln groß und das Angebot begrenzt. Thüringen schuf ein Pandemielager mit Masken, Desinfektionsmittel und anderem Material. Die Güter sind nicht ewig haltbar.

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Erfurt (dpa/th) - Mehr als drei Jahre nach der ersten nachgewiesenen Corona-Infektion in Thüringen hält das Land noch Tausende medizinische Schutzartikel als Reserve für mögliche weitere pandemische Situationen. Im Pandemielager des Freistaats gib es noch rund zwei Millionen OP-Masken, 84.130 FFP2-Masken, 20.255 Liter Flächendesinfektion und rund 1,5 Millionen Einweg-Schutzhandschuhe, wie aus einer Auflistung des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz mit Stand vom 18. Juli hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums soll eine Reserve an medizinischen Artikeln langfristig zur „Vorsorge für weitere Pandemiegeschehen“ zur Verfügung stehen. „Eine dauerhafte Reserve ist geplant, um auf künftige Pandemien und/oder Krisen vorbereitet zu sein“, hieß es aus dem Ministerium von Heike Werner (Linke).

Im Bestand befinden sich aktuell unter anderem auch noch 45.055 Schutzbrillen, fast 20.000 FFP3-Masken und 78.578 Einmalschutzkittel. Auch Spritzen, Kanülen, Visiere, Handdesinfektion Tupferrollen, Pflaster und Kochsalzlösung sind in größeren Mengen noch vorhanden.

Das Pandemielager wurde während der Corona-Pandemie angelegt. Der erste Fall einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 in Thüringen wurde am 2. März 2020 gemeldet.

Inzwischen sind viele Schutzartikel aus dem Pandemielager verfallen oder nahe der Haltbarkeitsgrenze. Nach derzeitigem Stand wird medizinisches Material im Wert von rund 2,8 Millionen Euro entsorgt, wie das Landesamt für Verbraucherschutz auf Nachfrage mitteilte. Ein größerer Teil davon wurde bereits vernichtet.

Bei den Berechnungen wurden Durchschnittspreise verwendet, denn die Preisunterschiede für die Artikel waren während der Pandemie teils enorm. Den Angaben nach entspricht der Wert der nun entsorgten oder noch zu entsorgenden Artikel in etwa zehn Prozent des Anschaffungswertes. Material mit einem kalkulierten Wert von rund 1,8 Millionen Euro wurde demnach bereits vernichtet.

Doch in den Beständen schlummern noch weitere Artikel, deren Haltbarkeit bereits abgelaufen oder nahe am Verfallsdatum ist. Der Auflistung des Verbraucherschutzamtes zufolge geht es beispielsweise um FFP3-Schutzmasken im Wert von 12.730 Euro, Einweg-Overalls im Wert von 50.917 Euro oder Einmalschutzkittel im Wert von 963.145 Euro. Insgesamt ist demnach noch Material im Wert von rund einer Million Euro zu entsorgen.

Dabei wägt das Landesamt durchaus ab, wie mit den Artikeln zu verfahren ist, erklärte eine Sprecherin der Behörde. Die Kosten für die Lagerung, für die Entsorgung und mögliche alternative Möglichkeiten für die Weiterverwendung der Artikel spielen eine Rolle. „Durch den derzeitig laufenden Mietvertrag für das Pandemielager kommt es durch die Vernichtung hier lagernder Materialien jedoch kaum zu Einsparungen“, heißt es aus dem Landesamt. Allerdings habe man Kosten einsparen können durch die Vernichtung von extern eingelagertem Desinfektionsmittel, das als Gefahrengut gilt.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) ist das Ablaufdatum bei Corona-Schutzmasken in der Regel nicht als Mindesthaltbarkeitsdatum zu verstehen. „Gleichwohl kann davon ausgegangen werden, dass gute technische Gründe für eine zeitliche Beschränkung der vollen Funktion vorliegen“, heißt es auf der Internetseite des BAUA. Die Haltbarkeit sei unter anderem von der Wirkung von UV-Licht abhängig und anderen Lagerbedingungen wie der Temperatur. Je nach Maskentyp werde das Material bei der Herstellung noch mit einer elektrostatischen Aufladung versehen. „Wie lange die elektrostatische Aufladung einer Schutzmaske vorhält, ist von den verwendeten Materialien und Produktionsprozessen abhängig“, heißt es von der BAUA.

© dpa-infocom, dpa:230721-99-478733/6

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