Gesundheitsversorgung:Hilferuf der Kliniken: Drohende Insolvenzen

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Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett durch einen Flur. (Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild)

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Halle (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Krankenhäuser sehen sich massiv in finanzieller Not und befürchten Insolvenzen. „Es wird Kliniken geben, die schon das kommende Jahr nicht mehr erleben, weil die Geschäftsführungen wegen negativer Fortführungsprognosen in den Jahresabschlüssen gezwungen sind, einen Antrag auf Insolvenz zu stellen“, heißt es in einem offenen Brief der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt. Er wurde Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Mittwoch in Halle überreicht.

In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell 54 Klinikstandorte. Seit Beginn 2022 sei in den Krankenhäusern eine Deckungslücke von rund 350 Millionen Euro aufgelaufen, hieß es in dem Schreiben. Die Summe sei trotz der Energiehilfen des Bundes so hoch. Vom kommenden Jahr an würden die hohen Tarifabschlüsse für die Beschäftigten wirksam und verschärften die Situation weiter. Aktuell verlieren die Kliniken in Sachsen-Anhalt den Angaben zufolge rechnerisch jeden Tag 564.648 Euro.

Der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, Wolfgang Schütte, erklärte: „Die finanziell prekäre Lage der Kliniken wird auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgetragen, die die hohen Belastungen nicht mehr auffangen können. Viele Beschäftigte wechseln auf Teilzeitstellen, manche sogar den Beruf.“

Essenziell sei für die Kliniken eine angemessene Refinanzierung der Kosten, die im Zusammenhang mit der Patientenversorgung entstehen. Da die Preissteigerungen der Häuser für das laufende Jahr bei 4,37 Prozent gedeckelt seien, könnten die Krankenhäuser diese nicht komplett weitergeben. Die Schere zwischen Kosten und Erlösen der Kliniken im Land öffne sich zunehmend.

Hinzu komme die Investitionslücke an den Krankenhäusern. Sie beträgt laut der Krankenhausgesellschaft 1,5 Milliarden Euro, die Universitätskliniken sind nicht eingerechnet. Die Kliniken werfen dem Land Sachsen-Anhalt vor, seiner gesetzlichen Verpflichtung nach vollständiger Finanzierung der Krankenhausinvestitionen seit Jahrzehnten nicht nachzukommen.

© dpa-infocom, dpa:230920-99-261893/2

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