Gesundheit:Höhere Zuzahlungen für Pflegeheimplätze in Hessen

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Eine Pflegefachkraft zieht einem Klienten einen Kompressionsstrumpf an. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild)

Trotz gestiegener Zuschläge steigen auch die Eigenanteile für die Pflege in Hessen. Der Verband der Ersatzkassen nimmt auch die neue Landesregierung in die Pflicht.

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Berlin/Frankfurt (dpa/lhe) - Der Eigenanteil für Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeheimen ist in Hessen stark gestiegen. Wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) zeigt, lag der selbst zu zahlende Betrag zum 1. Januar 2024 im ersten Jahr im Heim bei durchschnittlich 2566 Euro pro Monat, 231 Euro mehr als noch im Januar 2023. Im bundesweiten Schnitt waren 2576 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig - 165 Euro mehr als Anfang 2023.

„Pflegebedürftigkeit wird so immer mehr zum Armutsrisiko, denn immer mehr pflegebedürftige Menschen können ihre Eigenanteile nicht mehr bezahlen“, sagte Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung in Hessen. Laut vdek sind höhere Lebenshaltungskosten eine Ursache, weswegen Pflegebedürftige knapp zehn Prozent mehr für Unterkunft und Verpflegung als im Vorjahr zahlen.

Ein weiterer Grund seien auch höhere Personalkosten. „Eine faire Bezahlung des Pflegepersonals und die Sicherstellung einer angemessenen Personalausstattung in Pflegeheimen sind wichtige Maßnahmen“, sagte Ackermann. Die daraus resultierenden Folgekosten müsse die Politik jedoch im Blick behalten. „Gute Pflege muss für alle bezahlbar bleiben.“

Der vdek fordert eine Strukturreform in der Pflegeversicherung. Aber auch „das Land Hessen steht in der Verantwortung, endlich die Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen zu übernehmen“, sagte Ackermann. Dies könnte Pflegebedürftige in Hessen um durchschnittlich 516 Euro pro Monat entlasten, hieß es weiter.

Seit 2022 gibt es einen Entlastungszuschlag. Er wurde mit einer Reform der Ampel-Koalition gerade zum 1. Januar erhöht - und von den Pflegekassen gezahlt. Er steigt bei längerem Heimaufenthalt. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt dieser Zuschlag im ersten Jahr im Heim nun um 15 Prozent, im zweiten um 30 Prozent, im dritten um 50 Prozent. Der mit 75 Prozent höchste Zuschlag wird ab dem vierten Jahr im Heim gezahlt, dann ist im Schnitt eine Eigenbeteiligung von 1887 Euro fällig. Das sind 117 Euro mehr als zum 1. Januar 2023, wie die der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden neuen Daten zeigen.

Laut der Auswertung müsste ohne die Zuschüsse ein Eigenanteil von 2780 Euro gezahlt werden, 389 Euro mehr als zum 1. Januar 2023. Dabei stiegen vor allem die Kosten für die reine Pflege (plus 307 Euro). Grund hierfür sind auch höhere Personalkosten für dringend gesuchte Pflegekräfte.

Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.

© dpa-infocom, dpa:240111-99-564384/3

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