Twistetal:Ministerium prüft Wilke-Bericht: Konsequenzen werden gezogen

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Nach dem Lebensmittelskandal um den nordhessischen Wursthersteller Wilke liegt dem Land Hessen ein Bericht der zuständigen Kontrollbehörde vor. Die...

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Korbach/Wiesbaden/Berlin (dpa/lhe) - Nach dem Lebensmittelskandal um den nordhessischen Wursthersteller Wilke liegt dem Land Hessen ein Bericht der zuständigen Kontrollbehörde vor. Die Dokumentation des zuständigen Landkreises Waldeck-Frankenberg sei eingegangen, sagte eine Sprecherin des Verbraucherschutzministeriums am Freitag. Man werde diesen nun lesen und darüber in der nächsten Woche informieren. Der Bericht soll unter anderem klären, ob beim Krisenmanagement um die Keimfunde in Lebensmitteln Fehler gemacht wurden.

In Wilke-Wurst waren Listerien-Keime nachgewiesen worden, die bei geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein können. Drei Todes- und 37 Krankheitsfälle werden mit Waren des Unternehmens in Twistetal-Berndorf in Verbindung gebracht. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Geschäftsführer. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft den Behörden unter anderem zu spätes Eingreifen vor.

Was vor der Schließung der Firma passierte, soll der Bericht zeigen. „Wir haben auf über 40 Seiten mit Anlagen nicht nur den Fragenkatalog des Ministeriums detailliert beantwortet, sondern insgesamt die Vorgänge und Fakten rund um die Firma Wilke zusammengestellt“, sagte Reinhard Kubat (SPD), Landrat des Kreises Waldeck-Frankenberg.

Auf die Frage, ob Mitarbeiter des Landkreises Mängel bei Wilke bewusst ignoriert haben könnten, erklärte der Landrat dem privaten Rundfunksender Hit Radio FFH: „Das schließe ich komplett aus. Und ich stehe voll hinter meiner Mannschaft, die haben super gearbeitet mit großem Engagement und der entsprechenden Sachkunde.“ Man habe den Betrieb nicht früher schließen können. Das sei erst möglich gewesen, als der Zusammenhang zwischen den Todesfällen und den Wilke-Produkten nachgewiesen worden sei. Dabei sei man gegen ein Unternehmen vorgegangen, das versucht habe, die Behörden mit beachtlicher Energie zu hintergehen.

Hessens Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne) hatte vergangene Woche dem Landkreis vorgeworfen, in einem Fall nur unzureichend über Mängel in dem Betrieb informiert zu haben. Zum nun vorliegenden Bericht äußerte sie sich am Freitag bei einem Treffen in Berlin nicht. Dort war Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) mit ihren Länderkollegen zu einem Gespräch über Verbesserungen bei Lebensmittelkontrollen zusammengekommen.

Vereinbart worden sei unter anderem, dass Unternehmen Lieferlisten digital zur Verfügung stellen müssten, sagten Hinz und Klöckner. Zudem solle eine bundesweite zentrale Datenbank aufgebaut werden, in die die Länder Erkenntnisse über Keimfunde einspeisen. Klöckner sagte, insgesamt laufe das System der Lebensmittelkontrollen in Deutschland gut. Es gebe aber Optimierungsbedarf an der einen oder anderen Stelle. Verbessert werden solle etwa der Austausch zwischen Bund und Ländern schon unterhalb der Schwelle eines Krisenfalls.

Hinz bezeichnete das Gespräch in Berlin als „sehr konstruktiv“. „Die Vorschläge, die wir heute aus Hessen eingebracht haben, wurden alle aufgegriffen: Der Bund wird jetzt prüfen, inwiefern er die Länder unterstützen kann bei der Einrichtung einer zentralen Datenbank für Proben aus der Lebensmittelkontrolle“, sagte sie. Man wolle auch die in Hessen bereits existierende Task Force Lebensmittelsicherheit stärken. Diese solle in Zukunft auch selbstbestimmt in Betrieben kontrollieren können.

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