Gesundheitsministerin:Drese appelliert an Kliniken: Notfallversorgung sichern

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Stefanie Drese (SPD), Sozial- und Gesundheitsministerin Mecklenburg-Vorpommerns. (Foto: Jens Büttner/dpa/Archivbild)

Seit Wochen arbeiten die Kliniken im Land am Limit. Corona-bedingte Zusatzbelastungen verringerten sich zwar. Dafür sorgt die anhaltende Grippewelle für Engpässe beim Personal. Die Politik ist alarmiert. Die Krankenhausgesellschaft stimmt auf länger Wartezeiten ein.

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Schwerin (dpa/mv) - Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) rechnet nicht mit einem baldigen Abflauen der Grippewelle und schwört die unter massiven Personalausfällen leidenden Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern auf die Behandlung der wichtigen Fälle ein. „Sollte sich die angespannte Lage in den Klinken weiter verschärfen, ist es notwendig, die begrenzten Versorgungskapazitäten zu Gunsten der Notfallversorgung zu nutzen“, betont Drese nach Angaben ihres Ministeriums in einem Brief an die Krankenhäuser im Land. Nicht unbedingt notwendige Eingriffe sollten auf ein Minimum beschränkt bleiben.

Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern fehlt nach Angaben der Krankenhausgesellschaft des Landes derzeit teilweise ein Viertel des Personals. Deshalb würden Mitarbeiter aus nachrangigen Bereichen in Kinderkliniken und Notaufnahmen umgruppiert. „Alle geben ihr Bestes. Wir bitten aber jetzt schon um das Verständnis der Bevölkerung, dass Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen sehr lange Wartezeiten in den Notaufnahmen in Kauf nehmen müssen“, sagt der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann. Mitunter würden Patienten auch wieder weggeschickt oder an den Notdienst der niedergelassenen Ärzte verwiesen.

Die von Drese angemahnte Verschiebung schon länger geplanter Eingriffe zugunsten von Notfällen habe allerdings auch wirtschaftliche Folgen. „Soweit die Landesregierung mit Schreiben aus den Ministerien unsere Krankenhäuser öffentlichkeitswirksam auffordert, gegebenenfalls geplante Eingriffe zugunsten von Notfallvorhaltekapazitäten analog der Corona-Pandemie abzusagen, sollte sie auch gleichzeitig die Finanzierungszusage für die dadurch ausfallenden Erlöse erklären. Da hätten wir neben der Unterschrift der Gesundheitsministerin auch gleich die des Finanzministers erwartet - sie fehlte aber“, konstatierte Borchmann.

Laut Drese ist die Zahl der Atemwegsinfekte im Nordosten in der dritten Woche in Folge deutlich gestiegen. „Ein Rückwärtstrend ist leider zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennbar“, stellte sie fest. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales meldete für die 50. Kalenderwoche 2867 neue Infektionen mit dem Grippevirus. Hinzu kommt ein Vielfaches an Erkältungskrankheiten.

Den Daten aus dem Frühwarnsystem der Hausärzte im Land zufolge gibt es derzeit etwa dreimal so viele Arztbesuche wegen Atemwegsinfekten wie sonst zu dieser Jahreszeit üblich. Einer Hochrechnung zufolge suchten in der Vorwoche mehr als 90.000 Menschen wegen akuter Atemwegserkrankungen einen Arzt auf. Die Krankenkassen melden Rekordzahlen bei Krankschreibungen.

Die außergewöhnlich hohen Infektionszahlen belasteten nun schon über mehrere Wochen die Krankenhäuser im Land, konstatierte die Ministerin. Teilweise mussten Stationen geschlossen werden, weil zusätzlich zu vielen akuten Fällen krankheitsbedingt Pflegepersonal fehlt. Vor allem Kinderkliniken hatten mehrfach Alarm geschlagen.

In ihrem Schreiben verweist die Ministerin die Kliniken auch auf die im Zuge der Corona-Pandemie getroffenen Vorkehrungen: „Die organisatorischen Maßnahmen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie können auch bei anderen Viren zum Schutz der Patientinnen und Patienten sowie des Personals beitragen.“ Dazu zählten erhöhte Hygieneanforderungen und eine niedrigschwellige Zusammenarbeit aller an der Versorgung Beteiligten.

„Eine einrichtungsübergreifende Kommunikation und der Austausch von Ressourcen tragen dazu bei, die Versorgung in allen Einrichtungen aufrechtzuerhalten. Die Nutzung von bestehenden Netzwerken kann ebenfalls zu einer Entlastung führen“, so Drese, die in dem Schreiben den Beschäftigten in den Klinken auch ihren ausdrücklichen Dank für ihre hohe Einsatzbereitschaft aussprach.

Der Brief Dreses sei zur Kenntnis genommen worden, hieß es von der Krankenhausgesellschaft weiter. „Eine bestmögliche Notfallversorgung ist für die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstverständlich. Allerdings befürchten unsere Krankenhäuser eine hohe Belastung mit ambulanten Notfällen, denn erfahrungsgemäß schließen viele niedergelassene Arztpraxen über die Feiertage und auch an den Arbeitstagen dazwischen“, machte Borchmann auf ein zusätzliches Problem aufmerksam.

© dpa-infocom, dpa:221222-99-992138/4

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