Düsseldorf (dpa/tmn) - Morgens direkt nach dem Aufstehen oder nach einem schnellen Döner riecht der eigene Atem wohl bei jedem nicht sehr vorteilhaft. Allerdings gibt es auch Menschen, die ständig oder sehr häufig unangenehm aus dem Mund riechen. In solchen Fällen sprechen Mediziner von Halitosis.
Wann Halitosis genau anfängt, ist schwer zu definieren, sagt der Düsseldorfer Zahnarzt Sebastian Michaelis. „Für uns sind die Fälle interessant, in denen der Mundgeruch auf eine Distanz riechbar ist, die die Betroffenen im sozialen Leben einschränkt.“ Michaelis hat 2009 den Arbeitskreis Halitosis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) mitbegründet und bietet in seiner Praxis eine Halitosis-Sprechstunde an. Dort wird zunächst geprüft, ob ein Patient tatsächlich Mundgeruch hat. Wenn der Zahnarzt einen auffälligen Geruch feststellt, sucht er die Quelle.
Viele Menschen glauben, dass der typische Fäulnisgeruch aus dem Magen kommt. Das sei aber praktisch nie der Fall, erklärt Michaelis. Fast immer - in etwa 90 Prozent der Fälle - liegen die Ursachen im Mund. Meistens seien Bakterien, die zwischen den Zähnen, in tiefen Zahnfleisch-Taschen oder unter wackeligen Zahnprothesen sitzen, die Übeltäter. Mit der richtigen Behandlung lässt sich der Mundgeruch in der Regel schnell beseitigen.
Wenn der Zahnarzt nichts findet, führt der nächste Weg zum Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Arzt. Denn dort ist die zweithäufigste Stelle Ursache für fauligen Atem im Nasen- beziehungsweise Rachenraum zu suchen. „Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bakterienansammlungen auf den Mandeln können einen schlechten Geruch aus Mund und Nase erzeugen“, sagt Prof. Thomas Deitmer, Direktor der HNO-Klinik am Klinikum Dortmund.
Wenn die Ursache auf den Mandeln liegt, könne eine Operation zwar sehr wahrscheinlich helfen, hundertprozentig sei das aber nicht, erklärt Deitmer. Außerdem ist eine Mandeloperation immer mit einem gewissen Risiko für Komplikationen verbunden. Beispielsweise kann es zu Nachblutungen kommen.
Um übelriechendem Atem vorzubeugen, rät Prof. Christoph Benz, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeszahnärztekammer, täglich zweimal die Zähne zu putzen. Einmal davon in Kombination mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten und der Reinigung der Zunge. „Das sollte man allerdings mit Vorsicht tun“, mahnt der Zahnarzt. Außerdem lasse man idealerweise ein- bis zweimal im Jahr beim Zahnarzt die harten Zahnbeläge entfernen. Antibakterielle Mundspüllösungen sollte man nur nach Rücksprache mit dem Zahnarzt anwenden, empfiehlt Benz. Denn durch zu häufiges Spülen könne das Bakterien-Gleichgewicht im Mund durcheinandergeraten.
Wer auf gute Mundhygiene achtet, aber trotzdem glaubt, schlechten Atem zu haben, sollte Freunde oder seinen Zahnarzt fragen. Selbsttests - wie das Riechen am eigenen Speichel - sind nach Auskunft der Experten nicht zuverlässig. Hat jemand Mundgeruch und bemerkt es nicht, empfiehlt Michaelis, das offen anzusprechen: „Nach meiner Erfahrung sind die meisten Menschen sehr dankbar, wenn man sie - natürlich vorsichtig und taktvoll - darauf aufmerksam macht.“