Potsdam:Suchtberatung: Alkohol bleibt unterschätztes Risiko

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Potsdam (dpa/bb) - Alkohol in der Schwangerschaft ist aus Sicht der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen noch immer eine unterschätzte Gefahr. Viele Frauen und auch medizinische Fachkräfte hielten leider ein Gläschen ab und zu während der Schwangerschaft noch immer für unbedenklich, warnte Andrea Hardeling, Geschäftsführerin der Landesstelle.

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Potsdam (dpa/bb) - Alkohol in der Schwangerschaft ist aus Sicht der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen noch immer eine unterschätzte Gefahr. Viele Frauen und auch medizinische Fachkräfte hielten leider ein Gläschen ab und zu während der Schwangerschaft noch immer für unbedenklich, warnte Andrea Hardeling, Geschäftsführerin der Landesstelle.

Schätzungen zu Folge werden in Deutschland in jedem Jahr rund 10 000 Babys mit alkoholbedingten Schädigungen, einer Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD), geboren. 2000 davon haben schwerwiegende geistige und körperliche Behinderungen. „Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist in Deutschland der häufigste Grund für nichtgenetische Behinderungen“, sagte sie.

Die seit 25 Jahren bestehende Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen lädt an diesem Dienstag zu einer Fachtagung ein, die sich mit den Herausforderungen einer modernen Suchtpolitik auseinandersetzt. Auch zukünftig würden ausreichende Angebote der Suchthilfe und Suchtprävention sowie funktionierende Netzwerke, beispielsweise mit Einrichtungen der Jugendhilfe und Hausärzten, benötigt, um Menschen frühzeitig erreichen zu können, sagte Hardeling.

Es zeige sich, dass Alkohol nach wie vor die Substanz sei, die zu den größten gesundheitlichen Schädigungen führe. 65 Prozent der Ratsuchenden kämen wegen Alkoholproblemen in die Beratungsstellen, sagte Hardeling. 14 Prozent hätten unter anderem Probleme, die auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen seien.

Rund 10 000 Menschen suchen in jedem Jahr die Beratungsstellungen der Suchthilfe und -prävention landesweit auf. Auch Angehörige kämen, wenn sie nicht mehr weiter wüssten, weil sie der Umgang mit Suchtkranken in der Familie stark belaste. Meist seien Betroffene schon einige Jahre abhängig, bevor sie Hilfe in Anspruch nehmen würden. „Die Erkrankung geht immer mit sehr großen Schuld- und Schamgefühlen einher“, sagte Hardeling. Laut Untersuchungen haben in Brandenburg 19 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen einen riskanten Umgang mit Alkohol.

Problematisch sei, dass in Familien mit suchtkranken Menschen etwa 1300 minderjährige Kinder lebten, sagte Hardeling. Sie gehe davon aus, dass die Zahl noch höher liege, weil viele Eltern sich nicht an Beratungsstellen wenden. Diese Kinder hätten ein vielfach höheres Risiko selbst süchtig zu werden oder eine psychische Störung zu entwickeln. Entsprechend wichtig sei es, Fachkräfte für dieses Thema zu sensibilisieren und den betroffenen Kindern frühzeitige Unterstützung anzubieten.

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