Marburg:„Besorgnis und Unverständnis“ bei Klinikdirektoren

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Leitende Mediziner am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) fordern eine rasche Einigung über die Zukunft des privatisierten Krankenhauses. Eine...

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Gießen/Marburg/Wiesbaden (dpa/lhe) - Leitende Mediziner am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) fordern eine rasche Einigung über die Zukunft des privatisierten Krankenhauses. Eine Einigung sei „der Prüfstein für die Tragfähigkeit des Konzeptes eines privatisierten Universitätsklinikums“, heißt es in einer am Donnerstag bekannt gewordenen Stellungnahme. Die Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren appellierten an die Beteiligten, die Verhandlungen „umgehend abzuschließen“.

Die Gespräche laufen zwischen dem Land Hessen, das noch fünf Prozent an dem 2006 privatisierten Universitätsklinikum hält, und dem Mehrheitseigner, der Rhön-Klinikum-AG, die zwischenzeitlich vom Klinikkonzern Asklepios aufgekauft wurde. „Die diesbezüglichen Verhandlungen stocken jetzt und drohen zu scheitern“, schreiben die Mediziner. Dass Rhön die von 2017 stammende „Zukunftsvereinbarung“ gekündigt hat, sei auf „Besorgnis und Unverständnis“ gestoßen. Darin sei auch die finanzielle Ausstattung der Kliniken geregelt gewesen.

2005 habe Rhön auf Investitionsmittel durch das Land verzichtet. „De facto ist aber der Betrieb eines Universitätsklinikums ohne diese Investitionsmittel nicht möglich“, heißt es in dem Brief. Mit der Übernahme von Rhön durch Asklepios seien unmittelbar laufende Investitionsprojekte angehalten worden. Es gebe einen dramatischen Investitionsstau. „Die Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren betrachten diese Entwicklung mit großer Sorge, da damit eine universitäre Krankenversorgung zunehmend in Frage gestellt wird.“

Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) sieht sich durch die Stellungnahme bestätigt, dass die Verhandlungen „dringend fortgesetzt und zu einem Ergebnis geführt werden müssen“. Man nehme die Kritik sehr ernst, dass Bauprojekte am UKGM angehalten worden seien, auch solche, zu denen sich Rhön verpflichtet habe. „Absehbar können die allermeisten Projekte nicht bis 2024 realisiert werden. Die Verzögerungen sind aus Corona-Krise und Ukraine-Krise alleine nicht zu erklären.“ Rhön solle die Chance nutzen, „um mit Unterstützung des Landes die wichtigsten Investitionen der kommenden Jahre endlich konsequent anzugehen“.

Der Rhön-Vorstandsvorsitzende Christian Höftberger hatte Mitte Juni die Kündigung des Papier aus dem Jahr 2017 unter anderem damit begründet, dass dem UKGM Investitionsmittel für Universitätskliniken in Deutschland vorenthalten würden.

© dpa-infocom, dpa:220630-99-864175/2

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