Gesundheit:Weniger berufstätige Ärzte in Sachsen-Anhalt

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Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand. (Foto: Patrick Seeger/dpa/Symbolbild)

Wer einen Haus-, Fach- oder Zahnarzt sucht, dürfte es in der Zukunft immer schwerer haben. Viele Praxisinhaber gehen in den Ruhestand und an Nachwuchs mangelt es.

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Magdeburg (dpa/sa) - Viele gehen in den Ruhestand, zu wenige kommen nach: Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Sachsen-Anhalt spitzt sich aus Sicht der zuständigen Verbände zu. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der berufstätigen Mediziner im Land auf 9824, 2021 waren es noch 9872 gewesen, wie die Ärztekammer Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Magdeburg mitteilte. In den Jahren zuvor waren die Zahlen noch gestiegen.

Dabei stünden viele aktive Ärztinnen und Ärzte kurz vor dem Ruhestand - allein 30 Prozent der Haus- und Fachärzte seien über 60 Jahre alt. Hinzu komme ein seit mehreren Jahren anhaltender Trend zur Teilzeitarbeit sowohl bei Krankenhausärzten wie auch im niedergelassenen Bereich.

Das Land bildet an den Universitäten Halle und Magdeburg Mediziner aus, allerdings bleiben die wenigsten hier. Von jährlich knapp 400 Absolventen seien das nur rund 130, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Böhme. Das seien zu wenige. In den kommenden fünf Jahren müssten allein 1100 Stellen von Haus- und Fachärzten neu besetzt werden.

Rund 200 neue Mediziner seien pro Jahr nötig, um ausscheidende, ambulant tätige Kollegen zu ersetzen, sagte Böhme. Kassenärztliche Vereinigung und Ärztekammer sehen eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze um rund zehn Prozent als notwendig an.

Auch die Zahnärzte sehen die Versorgung ihrer Patienten in Gefahr. Laut dem Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Sachsen-Anhalt, Jochen Schmidt, fehlen schon heute ausreichend Zahnärztinnen und Zahnärzte, um alle Menschen bedarfsgerecht zu versorgen.

Immer mehr Menschen meldeten sich, weil sie keine Praxis mehr fänden, die sie als Neupatienten aufnehme. Bei einer Umfrage habe nur jede zweite der rund 200 teilnehmenden Praxen geantwortet, noch neue Patienten aufnehmen zu können. Rund 1600 Zahnärzte gebe es derzeit im Land.

Die KZV erwartet, dass sich die Situation verschärft. Mehr als 60 Prozent der noch aktiven Zahnmediziner sei älter als 55 Jahre. Ein Teil arbeite sogar noch im Rentenalter weiter. Pro schließender Praxis müssten sich 2000 bis 3000 Patienten auf die Suche nach einem neuen Zahnarzt machen.

Die KZV fordert von der Landespolitik unter anderem finanzielle Unterstützung für Nachwuchskräfte, die sich zur zahnärztlichen Tätigkeit im Land verpflichten. In der Regionalpolitik sieht Schmidt deutliches Engagement für Förderprogramme und Stipendien, um angehende Zahnärzte zu binden.

© dpa-infocom, dpa:230111-99-182665/3

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