Gesundheit:Keine falsche Scham: Anhaltenden Durchfall abklären lassen

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Kelkheim (dpa/tmn) - Durchfall und Darmprobleme sind ein Thema, über das niemand gerne spricht. Wer die Beschwerden aber über einen längeren Zeitraum hat, sollte sich nicht scheuen und damit zum Arzt gehen.

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Kelkheim (dpa/tmn) - Durchfall und Darmprobleme sind ein Thema, über das niemand gerne spricht. Wer die Beschwerden aber über einen längeren Zeitraum hat, sollte sich nicht scheuen und damit zum Arzt gehen.

Denn Schmerzen und mitunter blutiger Durchfall über einen Zeitraum von etwa drei Wochen können ein Anzeichen für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung sein. Darauf weist Prof. Franz Hartmann von der Gastro-Liga hin. Auch ungewollter Gewichtsverlust kann ein Warnsignal sein.

Keinesfalls sollten Patienten selbst herumdoktern und etwa Lebensmittel weglassen, die sie als Auslöser im Verdacht haben. „Das ist nicht zielführend“, sagt Hartmann. Bei derartigen Beschwerden geht man am besten erst einmal zu seinem Hausarzt. Der kann unterscheiden, ob es sich etwa um einen Infekt handelt oder es weitergehender Diagnostik bedarf. Ist das der Fall, sollte man einen Gastroenterologen aufsuchen, rät Hartmann. Eine gründliche Diagnostik ist beim Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung entscheidend.

Die beiden häufigsten sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei letzterer ist der Dickdarm chronisch entzündet. Das führt zu starken, auch blutig-schleimigen Durchfällen. Bei Morbus Crohn kann jeder Abschnitt des Verdauungstrakts betroffen sein. Die Beschwerden kommen in Schüben. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind nicht heilbar. Aber: „Der Verlauf lässt sich mit Medikamenten günstig beeinflussen“, sagt Hartmann.

Aber nicht nur die Beschwerden selbst machen Betroffenen zu schaffen - auch die Tabuisierung ist laut Hartmann ein „Riesenproblem“. Weil viele Betroffene ständig auf die Toilette müssen und teilweise Stuhl kaum halten können, trauen sie sich nicht, in öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren, ins Kino zu gehen oder mit Freunden unterwegs zu sein. Er rät, zumindest im familiären Umfeld und engen Freunden von der Erkrankung zu erzählen. „Sonst treibt es einen in die soziale Isolation.“ Wissen sie Bescheid, können Freunde Rücksicht nehmen, und man trifft sich vielleicht bei jemandem zu Hause.

Manchem Betroffenen hilft auch eine Selbsthilfegruppe: Die Deutsche Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) listet im Internet entsprechende Gruppen auf.

Allgemeingültige Ernährungsempfehlungen oder Diätratschläge kann man Betroffenen nicht geben. Wenn die Diagnose steht, sollte man während eines Schubes auf leicht verdauliche Mahlzeiten achten, sagt Hartmann. Ballaststoffreiche Kost wie Rohkost und Müsli sowie fettreiches Essen und scharfe Gewürze sollte man meiden. „Manchmal werden auch Südfrüchte schlecht vertragen“, sagt Hartmann. Außerdem isst man am besten häufiger kleinere Mahlzeiten.

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