Bildung:Alle Erstklässler sollen 2023 wieder untersucht werden

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Ein Arzt untersucht ein Kind. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild)

Bevor Kinder in die Schule kommen, werden sie ärztlich untersucht. Das sieht das Gesetz vor. Während der Pandemie blieb aber nicht allen Gesundheitsämtern Zeit dafür. Das soll sich 2023 wieder ändern. Weil aber teils Ärzte fehlen, ist Kreativität gefragt.

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Hannover (dpa/lni) - Nach corona-bedingten Ausfällen in den vergangen Jahren sollen 2023 wieder alle Schülerinnen und Schüler vor der Einschulung in die Grundschule untersucht werden. „In diesem Jahr können in Niedersachsen die Schuleingangsuntersuchungen erstmals wieder ohne corona-bedingte Einschränkungen stattfinden“, teilte ein Sprecher des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In den Einschulungsjahrgängen 2020, 2021 und 2022 hatten nicht alle Kinder eine Schuleingangsuntersuchung erhalten, da für die zuständigen Gesundheitsämter die Eindämmung der Pandemie im Vordergrund stand.

Für die standardisierte Schuleingangsuntersuchung sind in Niedersachsen die Landkreise und kreisfreien Städte verantwortlich. Diese übertragen die Schuleingangsuntersuchung in der Regel dem kinder- und jugendärztlichen Dienst ihrer Gesundheitsämter. Bei den Untersuchungen werden schulrelevante Stärken und Schwächen ermittelt und bei Bedarf Fördermaßnahmen für ein Kind empfohlen.

Während der Corona-Pandemie hätten die kommunalen Gesundheitsämter alle verfügbaren Kräfte zuerst für Schutzmaßnahmen und die Eindämmung des Corona-Geschehens eingesetzt, teilte ein Sprecher des Landkreistages mit. Schuleingangsuntersuchungen standen dahinter zurück. „Inzwischen sind sie nach unserer Kenntnis wieder durchgängig angelaufen, die Situation wird sich weiter normalisieren“, sagte er.

Allerdings fehlen auch im Öffentlichen Gesundheitsdienst laut dem Landkreistag Fachkräfte. Vor allem der Bedarf an Fachärztinnen und Fachärzten sei hoch. „Die personelle Situation in den kommunalen Gesundheitsbehörden ist überaus angespannt“, teilte der Sprecher mit. Unerwartete Ausfälle durch Krankheit, Schwangerschaft oder Arbeitsplatzwechsel müssten zusätzlich aufgefangen werden. Eine kurzfristige Abhilfe sei nicht in Sicht.

Im Landkreis Emsland trifft dieser Fachkräftemangel auch die Schuleingangsuntersuchungen. Wegen fehlenden Personals will der Kreis nun kurzfristig Mediziner und Medizinerinnen aus dem Ruhestand zurückholen und so die Schuleingangsuntersuchungen flächendeckend sicherstellen. Diese Ärztinnen und Ärzte sollen in Teilzeit für rund vier Monate eingestellt werden, wie die Kreisverwaltung mitteilte.

Wegen der „allgemein angespannten Arbeitsmarktsituation“ könne nicht ausgeschlossen werden, dass es auch in Gesundheitsämtern anderer Kommunen zeitweise zu Personalengpässen kommen könne, teilte das Landesgesundheitsamt weiter mit. Die Schuleingangsuntersuchungen seien aber gesetzlich vorgeschrieben. Kommunen müssten daher, wie etwa im Emsland, bei Personalmangel nach alternativen Lösungen suchen. Möglich sei beispielsweise auch, in erster Linie Kinder zu untersuchen, bei denen durch vorangegangene Untersuchungen bereits Entwicklungsdefizite bekannt sind. So waren in der Corona-Pandemie bereits einige Gesundheitsämter vorgegangen.

Der Landeselternrat und Lehrergewerkschaften hatten in der Pandemie Ausfälle bei den Schuleingangsuntersuchungen kritisiert. Wie hoch der Anteil der Kinder in Niedersachsen war, der zur Einschulung in den Jahrgängen 2020, 2021 und 2022 während der Pandemie eine Untersuchung erhalten hatte, ist laut Landesgesundheitsamt nicht genau bekannt. 2020 und 2021 wurden unvollständigen Daten zufolge etwa 70 Prozent der Kinder vor der Einschulung ärztlich untersucht, 2022 waren es etwa 90 Prozent. Allerdings legten nicht alle Kommunen Daten vor. In den Jahren vor Corona wurden alle Kinder bis auf einzelne Ausnahmen laut dem Landesgesundheitsamt vor der Einschulung untersucht.

© dpa-infocom, dpa:230319-99-08952/3

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