Düsseldorf:Rollstuhl auf Augenhöhe: Rehacare gestartet

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Rollstuhl auf Augenhöhe mit Nichtbehinderten, intelligente Bälle mit Ratespielen für demente Menschen und ein Roboterarm zum Festmachen unter der Rollstuhllehne - bei der Pflegemesse Rehacare in Düsseldorf gibt es wieder zahlreiche Neuerungen, die behinderten und pflegebedürftigen Menschen das Leben leichter machen sollen. Die internationale Pflegemesse wurde am Mittwoch eröffnet und dauert bis zum Samstag. Zehntausende Besucher werden erwartet, 751 Aussteller zeigen ihre Produkte.

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Rollstuhl auf Augenhöhe mit Nichtbehinderten, intelligente Bälle mit Ratespielen für demente Menschen und ein Roboterarm zum Festmachen unter der Rollstuhllehne - bei der Pflegemesse Rehacare in Düsseldorf gibt es wieder zahlreiche Neuerungen, die behinderten und pflegebedürftigen Menschen das Leben leichter machen sollen. Die internationale Pflegemesse wurde am Mittwoch eröffnet und dauert bis zum Samstag. Zehntausende Besucher werden erwartet, 751 Aussteller zeigen ihre Produkte.

Pflege und Rehabilitation sind ein Milliardenmarkt: Allein die gesetzlichen Krankenkassen gaben im vergangenen Jahr gut 8,4 Milliarden Euro für Hilfsmittel aus. Hinzu kamen zahlreiche privat finanzierte Produkte. Ziel ist es, dass Menschen mit Einschränkungen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung bleiben können. Fast jeder zehnte Deutsche ist schwerbehindert, rund 3,4 Millionen Menschen in Deutschland waren Ende 2017 pflegebedürftig.

Mobilität ist traditionell das Kernthema der Messe. Neben relativ schweren, komplett elektrischen Rollstühlen kämen zunehmend leichte Zuggeräte in Mode, die sich schnell vor manuelle Rollstühle spannen lassen, sagte Messesprecherin Manuela Preinbergs. Der italienische Hersteller Triride etwa bietet für um die 5000 Euro solche Zuggeräte mit 30 bis 50 Kilometern Rollstuhl-Reichweite an.

Das Schweizer Universitäts-Gründerprojekt Scewo hat einen weißen Elektro-Rollstuhl entwickelt, der mit einem integrierten Raupensystem Treppen hochfährt und auch den Einstieg in die Bahn bewältigt, wie Mitgründer Thomas Gemperle erklärte. Gesteuert wird per Joystick und über eine App mit dem eigenen Smartphone. Der Rollstuhl lässt sich elektrisch um fast einen Meter anheben - so müssen Rollstuhlfahrer im Gespräch zu Nichtbehinderten nicht mehr aufschauen. Um die 30 000 Euro ohne Steuern soll das Gerät kosten, wenn es Mitte 2020 in Deutschland auf den Markt kommt.

Digitale Helfer sind ein wichtiger Branchentrend, sagte Messegeschäftsführer Wolfram Diener vorab. So alarmierten Sensoren in Matten oder Böden die Helfer, wenn ein Mensch stürzt. Aus einem Studentenprojekt an der Düsseldorfer Hochschule ist ein handgroßer Hartplastikball hervorgegangen, der im Inneren mit Sensoren und Technik vollgestopft wurde. Der Ball wechselt die Farbe oder spielt Musik, um demente Menschen zu erreichen und zu Bewegungen zu ermuntern. „Alle guten Dinge sind...“, tönt es aus dem Ball. Wenn der Nutzer „drei“ ergänzt, geht das Ratespiel weiter - mit einem Erfolgsgefühl für den Menschen. Die Technik zeichnet auch auf, wie die Nutzer mit dem Ball umgehen. So können Pfleger leicht einen Überblick über deren Fähigkeiten gewinnen.

Menschen mit starker Querschnittslähmung oder Muskelerkrankungen soll künftig ein Roboterarm aus Bayreuth helfen, sich wieder selbst ein Glas Wasser einzuschütten - gesteuert etwa mit dem Kinn, dem Kopf oder dem Mund. Der Roboterarm passe unter die Rollstuhl-Armlehne und mache das Fahrzeug damit nicht breiter, betont die Geschäftsführerin des Start-up-Anbieters, Konstanze Hager - wichtig, um weiter durch knapp bemessene Türen zu kommen. Für die Erstattung des Kaufpreises von 40 000 Euro ohne Steuern durch die Krankenkasse gebe es gute Aussichten, sagte Hager. Aber natürlich seien das Einzelentscheidungen.

Nicht alles, was möglich und hilfreich ist, wird auch von der Kasse bezahlt. Das beklagte Manuela Anacker vom Sozialverband VdK NRW vorab. So würden etwa moderne Hilfsmittel wie „intelligente Matratzen“ mit Bewegungsaufzeichnung oder Herdplatten mit Überhitzungsschutz von den Kassen vielfach nicht übernommen. Sie müssten privat bezahlt werden - intelligente Hilfe für manche, für weniger finanzstarke nicht, kritisiert der Sozialverband.

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