Epidemie:Deutschland schickt Ebola-Labor nach Mali

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Mindestens acht Menschen sind in Mali an Ebola erkrankt. Nun stellt Deutschland dem Land ein Labor zur Verfügung, mit dem Blutproben einfach diagnostiziert werden können.

Von Hanno Charisius

Die Bundesregierung hat ein mobiles Labor nach Mali geschickt, das es ermöglichen soll, Krankheitserreger wie das Ebola-Virus zuverlässig zu diagnostizieren. Das bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Bereits Ende Oktober war der erste Ebolafall in dem westafrikanischen Land aufgetaucht, in dem seit April 2013 auch deutsche Soldaten für eine Ausbildungsmission stationiert sind.

Das Labor dient nicht der Behandlung von Ebola-Infizierten, sondern lediglich der Diagnose. Es ist für die Arbeit mit dem hochinfektiösen Virus ausgelegt und wird dabei helfen, Ebola-Fälle von anderen Krankheiten wie Lassafieber oder Malaria zu unterscheiden, die in der Region häufig auftreten und vor allem im Anfangsstadium leicht mit Ebola verwechselt werden können.

Das Projekt wird von der Bundesregierung finanziert und soll den Gesundheitssektor in Mali stärken, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Ein Sprecher der Bundeswehr erklärte, dass die Verlegung des Labors und die Ausbildung des malischen Personals Teil des "Deutschen Biosicherheitsprogramms" sei, dessen Ziel es ist "Partnerländer bei der Kontrolle von biologischen Sicherheitsrisiken - wie Bioterrorismus, Ausbruch hochpathogener Krankheiten oder Pandemien - zu unterstützen."

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind in Mali bislang mindestens acht Menschen an Ebola erkrankt, sechs von ihnen starben. Fünf der Toten hatten sich bei einem Imam aus Guinea angesteckt, bevor dieser Ende Oktober in einem Hospital verstarb. In Mali stehen momentan mehr als 300 Menschen unter Beobachtung, die Kontakt zu Infizierten hatten. Allein 75 davon sind Verwandte eines Krankenpflegers, der sich bei der Behandlung des Imams infiziert hatte. Das Beobachten der Kontaktpersonen gilt als wirkungsvollste Methode, die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren.

Vom Aufbau her entspricht das neue malische Labor, den drei "European Mobile Labs", die von der Europäischen Kommission bereits vor Monaten nach Liberia, Nigeria und Guinea entsandt worden waren. Zehn weitere Labore sind nach Angaben der WHO auf die am stärksten betroffenen Regionen in den drei Westafrikanischen Ländern verteilt.

Das Kernstücke der nunmehr vier Labore aus Europa ist eine Handschuhbox, in dem dem die hochinfektösen Proben verarbeitet werden. Die Blutproben gelangen durch ein Schleusensystem in die Kisten in denen Unterdruck herrscht, damit auch im Falles eines Lecks keine Erreger in die Umgebung entweichen können. In diesem hermetisch abgeriegelten Behältnis werden die Blutproben mit einem Mittel versetzt, das jegliche Erreger zuverlässig abtötet. Im Anschluss können die Proben außerhalb der Handschuhbox analysieren werden, ohne dass eine Gefahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besteht. In anderen Labors müssen die Analytiker schwere Schutzkleidung tragen, die bei großer Hitze das Arbeits- und Konzentrationsvermögen stark einschränkt.

Der faltbare Handschuhkasten ist eine Entwicklung von Mitarbeitern des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr in Neuherberg bei München. Dort steht auch ein weiteres Labor von diesem Typ, in dem bislang das Personal für den Umgang mit der Labortechnik unter erschwerten Bedingungen geschult wurde. Nachdem im Oktober der erste Ebola-Fall in Mali aufgetreten war, gab es zunächst Überlegungen, das Labor aus Neuherberg nach Mali zu verlegen. Dadurch wäre allerdings ein Engpass in der Ausbildung des neuen Laborpersonals riskiert worden.

Wie aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums hervor geht, verfügt die Bundeswehr bereits seit dem Jahr 2009 über dieses schnell verlegbare Labor, das als Vorbild für die zivile Variante, das "European Mobile Lab", diente. Erst nach den jüngsten Entwicklungen in Mali hat sich die Bundeswehr Ende vergangener Woche entschlossen, drei weitere mobile Labore zu bestellen, die voraussichtlich bis Mitte Januar in geliefert werden.

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