Der Doktor ist verzweifelt. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich ist er es ja, der Trost spendet, hilft und Mut macht. So ein Arzt ist Dieter Vetter. Der 62-jährige Internist hat seine Praxis im badischen Offenburg und nimmt die Rolle des Hausarztes ernst - und wörtlich: Er macht Hausbesuche, er betreut Hochbetagte im Pflegeheim. Viele Patienten kennt er seit 35 Jahren. "Ich bin verzweifelt", sagt Vetter. "Zwei meiner Mitarbeiterinnen waren schon infiziert, ich habe ständig mit potenziell oder tatsächlich Infizierten Kontakt und seit Wochen versuche ich, einen Impftermin zu bekommen, habe aber keine Chance." Egal, ob er sich digital anmelden will oder die 116 117 wählt, der Arzt kommt erst nicht durch und dann nicht dran. "Immer heißt es, ich kann ihnen keinen Termin geben", sagt Vetter. "Neuerdings werde ich damit vertröstet, dass kein Impfstoff da ist."
Ärzte und Corona:"Wir stehen da und haben keinen Impfschutz"
Während Klinikpersonal bei der Impfung priorisiert wird, müssen Hausärztinnen und Fachärzte warten. Wie lange, das wissen viele nicht.
(Foto: Marijan Murat/dpa)Haus- und Fachärzte behandeln den Großteil der Corona-Infizierten. Dennoch werden sie kaum geimpft. An Kliniken hingegen bekommen manchmal sogar IT-Kräfte und Labormitarbeiter das Vakzin.
Von Werner Bartens