Zinsen aufs Tagesgeld:Null Prozent für das Ersparte

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Banken zahlen für Tagesgeld nur noch Zinsen im mikroskopischen Bereich. Trotzdem sind solche Konten bei den Kunden beliebt. Und in manchen Situationen ist diese Anlageform auch sinnvoll.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Das Geld zur Bank zu tragen, bringt kaum noch was: Der Leitzins liegt bei 1,5 Prozent, viele Banken haben den Zins für Tagesgeld massiv gesenkt. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Die Situation ist skurril: Je weniger Zinsen die Bundesbürger für Tagesgeld bekommen, umso mehr Geld legen sie in dieser Sparform an. Derzeit gibt es im Durchschnitt gerade noch 0,57 Prozent Zinsen auf Tagesgeld-Konten, ermittelte das Portal www.tagesgeldvergleich.net aus 104 Angeboten von Banken. Noch nie war es so wenig. Anfang 2012 lag der Durchschnittszins noch bei 2,04 Prozent. Im selben Zeitraum erhöhte sich jedoch das auf Tagesgeld-Konten angelegte Geld laut einer Statistik der Bundesbank von 751 Milliarden auf 964 Milliarden Euro - ein Anstieg um fast ein Drittel.

Wie ist das zu erklären? "Für Sparer bieten sich in der Niedrigzinsphase nicht viele Alternativen an", sagt Horst Biallo vom Finanzportal www.biallo.de. Der Immobilienmarkt sei überhitzt, gleichzeitig fehle vielen Bundesbürgern der Mut, in Aktien oder Aktienfonds zu investieren (was gerade Jüngeren zu empfehlen sei). Die Folge ist, dass immer mehr Sparer ihr Geld in einer praktischen Anlageform zwischenparken. Tagesgeld bietet sich deshalb an, weil die Anleger dabei jeden Tag ohne Kündigungsfrist an ihr Geld kommen. Die Banken haben darauf auch reagiert: Noch vor fünf Jahren gab es nur wenige Anbieter von Tagesgeld, mittlerweile sind es mehrere hundert.

Zinsen im mikroskopischen Bereich

Bei den meisten Instituten liegen die Zinsen allerdings im mikroskopischen Bereich. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank beträgt derzeit 0,15 Prozent. Angesichts dessen zahlen viele Institute, gerade Sparkassen und Genossenschaftsbanken, auf Tagesgeld kaum mehr als 0,1 Prozent. Andere sind sogar dazu übergegangen, eine Nullzins-Politik zu verfolgen: 198 von 635 Banken geben ihren Kunden auf Tagesgeld genau 0,0 Prozent Zinsen, ermittelte vor drei Wochen das Finanz-Vergleichsportal Verivox.

Bei solchen Angeboten könnten Sparer ihr Geld gleich unter das Kopfkissen legen. Der einzige Vorteil, es zur Bank zu tragen, besteht darin, dass es dort sicherer ist als zuhause. Unterm Strich vernichten sie damit aber real ihr Geld - und zwar derzeit exakt um 0,8 Prozent im Jahr. So hoch lag im Juli die Inflationsrate in Deutschland.

Nicht mehr als drei Netto-Gehälter

Es gibt allerdings noch eine Reihe von Banken, bei denen sich mit Tagesgeld immerhin die Inflationsrate hereinholen lässt. Spitzenreiter sind derzeit die beiden Schwestern Volkswagen-Bank und Audi-Bank, die jeweils 1,4 Prozent bieten (Tabelle). Dieser Zins ist für vier Monate garantiert. Immer mehr Banken garnieren ihre Angebote mit einer solchen Zinsgarantie. Auf diese Weise sind Sparer davor geschützt, dass der Zins am nächsten Tag schon wieder deutlich fällt. Cortal Consors zahlt mit 1,2 Prozent zwar etwas weniger Zinsen, garantiert diese jedoch über zwölf Monate - ein Angebot, das vor allem Sparer gern annehmen, die auf Verlässlichkeit wert legen. Nach der Garantiezeit gewähren die Institute in der Regel nur noch einen deutlich niedrigeren Zins.

Wenig, aber noch mit am meisten: Nur wenige Banken bieten noch mehr als ein Prozent aufs Tagesgeld. (Foto: N/A)

Bei den meisten Banken gelten die Angebote nur für Neukunden. Wer schon ein Konto bei dem Institut hat, muss mit deutlich weniger Zinsen leben. "Das hat dazu geführt dazu, dass aktive Sparer inzwischen bei 15 Banken oder mehr ein Tagesgeldkonto führen", hat Experte Biallo beobachtet. Mit dem Postident-Verfahren, bei dem der Anleger sich auf dem Postamt für die neue Bank identifizieren lässt, sei das ohne großen Aufwand möglich.

Eigentlich sollten Sparer aber nur etwa drei Netto-Monatsgehälter auf Tagesgeld-Konten anlegen. Denn ursprünglich wurde diese Sparform einmal geschaffen, um Geld anzulegen, das schnell verfügbar sein muss - zum Beispiel für eine Autoreparatur oder eine kaputte Waschmaschine. Geld, das Anleger über diese eiserne Notreserve hinaus gespart haben, sollten sie nach wie vor länger und höher verzinslich anlegen, raten Experten. Biallo empfiehlt es zu staffeln, etwa in ein-, zwei- und dreijähriges Festgeld. Dafür bietet der Spitzenreiter DenizBank derzeit 1,5 Prozent, 1,8 Prozent und 2,0 Prozent Zinsen.

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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