Weltbank warnt vor Inflation:Entwicklungsländer laufen heiß

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Aufstrebende Volkswirtschaften in Asien und Lateinamerika wachsen doppelt so schnell wie die Industrieländer. Ist das schon zu schnell? Der Weltbank macht die Entwicklung Angst: Sie warnt vor Inflation und steigenden Preisen, besonders beim Essen.

Die reichen Länder leiden noch immer unter den Folgen der Finanzkrise, die Entwicklungsländer stecken sie gut weg. So gut, dass die Weltbank jetzt davor warnt, ihre Volkswirtschaften könnten überhitzen.

Die Wachstumraten in den aufstrebenden Volkswirtschaften sind hoch - vielleicht sogar zu hoch: Fabrik in China. (Foto: REUTERS)

Die Volkswirtschaften der rasch aufholenden Entwicklungsländer werden in den kommenden Jahren mehr als doppelt so stark wie die Industrieländer wachsen, schreiben die Weltbanker in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick. Die Wirtschaftsleistung der aufstrebenden Staaten werde in den Jahren 2011 bis 2013 um rund 6,3 Prozent pro Jahr zulegen - nach einem noch größeren Plus von 7,3 Prozent im Jahre 2010. Damit korrigierte die Weltbank ihre Prognose vom Januar leicht nach oben.

Die Industrieländer dagegen würden im laufenden Jahr um 2,2 Prozent nach 2,7 Prozent im Jahr 2010 zulegen. Für 2012 wird ein Zuwachs von 2,7 Prozent und für 2013 von 2,6 Prozent erwartet. Die Weltwirtschaft insgesamt sieht die Weltbank im laufenden Jahr um 3,2 Prozent sowie 2012 und 2013 um 3,6 Prozent wachsen.

Das rasante Wachstum der Entwicklungsländer macht der Weltbank Angst vor weiter steigender Inflation. Die Jahresteuerung erreichte der Bank zufolge in den Entwicklungsländern im März eine Rate von fast sieben Prozent. "Viele Entwicklungsländer operieren derzeit oberhalb ihrer Kapazitätsgrenze, und damit besteht das Risiko einer Überhitzung - namentlich in Asien und Lateinamerika", sagte Hans Timmer von der Weltbank. Eine besondere Gefahr gerade für die ärmeren Ländern stelle der Anstieg der Nahrungsmittelpreise dar. Die Weltbank forderte die Entwicklungsländer zum Gegenlenken auf - mit der richtigen Geld-, Fiskal- und Wechselkurspolitik.

Die Weltbank warnt also vor Überhitzung in den aufstrebenden Nationen und auch die Europäische Zentralbank denkt über eine Zinserhöhung nach, um die Inflationsgefahr einzudämmen. Dagegen setzt die amerikanische Notenbank Fed nach wie vor auf billiges Geld, denn laut ihrem Chef kommt die US-Wirtschaft nicht wieder in Schwung. "Frustrierend langsam" sei das Wachstum für die vielen Arbeitslosen, außerdem verlaufe es "ungleichmäßig", sagte Bernanke auf einer Rede vor Finanzexperten in Atlanta. Erst in der zweiten Jahreshälfte würde die Konjunktur an Tempo zulegen. Deshalb sei vorerst weiter eine lockere Geldpolitik nötig.

Bernanke löst Unruhe aus

Die Fed gehe weiterhin davon aus, dass "die wirtschaftlichen Bedingungen es wahrscheinlich notwendig machen, den Leitzins für eine längere Zeit auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau zu halten". Der US-Leitzins bewegt sich seit Dezember 2008 in einer Spanne zwischen 0,0 und 0,25 Prozent auf einem historischen Tief. Weitere Stützungsmaßnahmen für die schwächelnde Wirtschaft kündigte Bernanke nicht an.

Bernankes pessimistische Äußerungen zur amerikanischen Wirtschaftslage lösten auf den Finanzmärkten Unruhe aus. Die Wall Street gab ihre anfänglichen Gewinne wieder ab und verbuchte den fünften Handelstag in Folge Verluste.In Japan verloren die Indizes nur zwischenzeitlich: Der Nikkei-Index schloss um 0,07 Prozent fester, nachdem er im frühen Geschäft noch zurückgefallen war. Auch der Dax fiel am Mittag um 1,08 Prozent auf 7026 Punkte. Der MDax gab um 1,38 Prozent auf 10 509 Punkte nach, der TecDax verlor 0,77 Prozent auf 887 Punkte. Zwar drückte auch die sorge um Griechenland die Kurse, doch laut der Analystenfirma Close Brothers Seydler Research sind auch Bernankes Äußerungen ein negativer Kurstreiber.

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