Wall Street: Milliardenschwere Boni:"Eine bittere Pille"

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Entrüstung in den USA: An der Wall Street werden dicke Boni kassiert - obwohl die Unternehmen vom Steuerzahler gerettet werden mussten. Im Durchschnitt erhält jeder Mitarbeiter mehr als 100.000 Dollar.

Es ist ein Paradoxon: Ungeachtet der gerade überstandenen Finanzkrise sind die Bonuszahlungen der Wall-Street-Firmen im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar in die Höhe geschnellt.

Bei der Bekanntgabe dieser Zahlen sagte der Finanzchef im US-Staat New York, Thomas DiNapoli: "Für die meisten Amerikaner sind diese riesigen Boni eine bittere Pille und schwer zu verstehen."

Während viele Familien ums Überleben kämpften, machten die Angestellten der Wall Street das dicke Geld, nachdem ihre Firmen mit dem Geld der Steuerzahler gerettet worden seien.

Tiefe Kluft

Im Durchschnitt gab es für jeden Mitarbeiter einer Wall-Street-Firma 124.850 Dollar (92.000 Euro) - bar oder in Aktien. Die Top-Verdiener der Branche erhielten jedoch deutlich höhere Zahlungen. Bei Goldman Sachs etwa kassierte Vorstandschef Lloyd Blankfein eine Bonuszahlung von neun Millionen Dollar - 2007 waren es allerdings noch 68 Millionen gewesen.

Die Höhe der Zusatzzahlungen hängt vom wirtschaftlichen Erfolg ab. In den ersten drei Quartalen 2009 erzielten die Maklerfirmen der Wall Street einen Rekordgewinn von 49,9 Milliarden Dollar.

Der Sozialwissenschaftler Chuck Collins vom Institute for Policy Studies sagte, die Bonuszahlungen machten eine tiefe Kluft in der amerikanischen Gesellschaft sichtbar. "Die Flut hebt ein paar wenige Jachten höher, während die Boote der anderen Leute noch tiefer im Wasser versinken."

Widerstand im Kongress

Unterdessen zeichnet sich eine Abschwächung der Pläne von Präsident Barack Obama für ein Verbot des Eigenhandels bei US-Großbanken ab. Das Finanzministerium sprach sich am Dienstag für "verpflichtende Beschränkungen" statt weitreichenden Verboten aus.

Obama hatte bei der Vorstellung der Pläne im Januar noch gefordert, die betreffenden Finanzgeschäfte gesetzlich zu untersagen. Das Finanzministerium reagierte damit offenbar auf den Widerstand im Kongress, von dem die Pläne abgesegnet werden müssen.

Der Bankenausschuss im Senat verständigte sich mit der Sache vertrauten Personen zufolge erneut auf eine Abschwächung der sogenannten "Volcker-Regel" aus.

Nur noch große Banken betroffen

So sollten davon nur Banken betroffen sein, die ein Vermögen von mehr als 50 Milliarden Dollar verwalteten. Der nach dem dem früheren Notenbank-Chef und jetzigen Regierungsberater Paul Volcker benannten Regel zufolge sollen Banken riskante Geschäfte auf eigene Rechnung verboten werden.

Zudem sollen die klassischen Sparten wieder strikt vom Investmentbanking getrennt werden.

Obama hatte im Januar bei der Vorstellung der Pläne angekündigt, die Größe der Banken beschränken und neben einer strengeren Aufsicht eine Krisengebühr erheben zu wollen. Im Senat formierte sich aber bald Widerstand gegen die Pläne.

© sueddeutsche.de/DAPD/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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