Strafe wegen verzögerten Anbieterwechsels:1&1, Vodafone und O2 ließen Kunden hängen

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Hier gibt's Internet: Netzwerkkabel im Serverraum (Foto: dpa)

Wer Festnetz oder Internet braucht, darf laut Gesetz nicht mehr tagelang offline sein. Doch die Konzerne schaffen es nicht immer, die Frist einzuhalten. Nun verhängen Aufseher Bußgelder.

Die Bundesnetzagentur hat gegen drei Anbieter von Festnetz- und DSL-Anschlüssen Bußgelder verhängt, weil sie Kunden bei einem Wechsel zu lange warten ließen. 1&1, Vodafone und O2 sollen jeweils 75 000 Euro Strafe bezahlen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit dem Fall vertrauten Personen. Vodafone und O2 bestätigten die Bußgeldbescheide, 1&1 wollte sich nicht äußern.

Gegen den Marktführer Deutsche Telekom hat die Behörde bislang keine Strafe verhängt, aber ein Bußgeld-Verfahren eingeleitet.

Wechselt ein Verbraucher seinen Festnetz- oder DSL-Anbieter, dürfen ihn die Unternehmen laut Bundesnetzagentur nicht länger als einen Kalendertag vom Netz abhängen. Wartet ein Kunde länger, etwa weil ein Techniker nicht rechtzeitig kommt, muss ihn demnach sein alter Anbieter weiter versorgen. Von Mai 2012 bis August 2013 erhielt die Bonner Behörde nach Angaben eines Sprechers 20 000 Beschwerden, weil der Anbieterwechsel nicht reibungslos abgelaufen sei. 70 Prozent dieser Beschwerden seien auf die vier Unternehmen entfallen.

Die Anbieter haben der Behörde zufolge wiederholt ihre gesetzlichen Pflichten beim Anbieterwechsel verletzt. "Verbraucher waren so längeren Versorgungsunterbrechungen und den damit verbundenen Belastungen ausgesetzt", erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Hamann. "Dies ist ein Zustand, den wir nicht akzeptieren."

Eine Sprecherin des O2-Mutterkonzerns Telefonica sagte, die Verstöße lägen ein Jahr zurück. "Wir haben in der Zwischenzeit viel unternommen, um die Prozesse zu beschleunigen." Ob ihr Unternehmen gegen den Bescheid Einspruch einlegt, wollte sie nicht sagen. Ein Vodafone-Sprecher sagte, es handele sich um Einzelfälle. Das Unternehmen prüfe derzeit einen möglichen Einspruch. 1&1 erklärte, es handele sich um ein noch laufendes Verfahren, das man nicht kommentieren wolle.

Die Deutsche Telekom kritisierte das Verfahren der Bundesnetzagentur. Ein Sprecher erklärte: "Jährlich gibt es in Deutschland mehr als drei Millionen Anbieterwechsel in Mobilfunk und Festnetz, die allermeisten laufen ohne Probleme." Die Telekom arbeite mit ihren Wettbewerbern daran, Anbieterwechsel zu beschleunigen. "Daher können wir den Schritt der Bundesnetzagentur nicht nachvollziehen."

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