Steigende Energiekosten:Neuer Ärger für Stromkunden

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Der Transport von Strom kostet Geld - das meiste davon müssen Geringverbraucher zahlen. (Foto: dpa)

Großverbraucher zahlen weniger, normale Stromkunden dafür umso mehr: Der Transport von Strom kostet eine Menge Geld, doch gerade große Unternehmen genießen Ausnahmen. Offenbar plant die Regierung die umstrittenen Industriehilfen noch auszuweiten.

Von Markus Balser

Unter jenen Posten auf der Stromrechnung, die deutsche Stromkunden so zu zahlen haben, sind sie weitgehend unbekannt. Aber sie sind nicht zu vernachlässigen: Die Netzentgelte. Gut ein Fünftel jeder Rechnungssumme entfällt auf den Transport der Elektrizität per Überlandleitung oder durch Stromkabel unter dem Bürgersteig. Schon in der Vergangenheit sorgte dieser Posten für heftigen Streit. Denn nicht alle Stromkunden sind bei der Berechnung der Abgabe gleich.

Vor allem große Verbraucher der Industrie zahlen weniger oder gar nichts für den Stromtransport. Die schwarz-gelbe Koalition weitete die Ausnahmen für Betriebe im Zug der Energiewende aus. Mehr als 800 Millionen Euro werden so mittlerweile umverteilt - zugunsten selbst von Aluminiumherstellern, zu Lasten der übrigen Stromkunden. Das Ziel der Regierung: Die Branchen sollen im internationalen Wettbewerb nicht wegen hoher Energiekosten benachteiligt werden.

Nun aber könnte neuer Ärger drohen. Eine Studie der Grünen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, rechnet vor, dass das Volumen der Industrie-Ausnahmen im nächsten Jahr drastisch steigen wird. Dem Papier zufolge soll es von 805 Millionen in diesem Jahr auf 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro 2014 anwachsen - eine Erhöhung um knapp 50 Prozent. Dagegen lag die Befreiung 2012 noch bei 440 Millionen Euro. Die endgültige Höhe der Umlage werden die Übertragungsnetzbetreiber im Oktober bekanntgeben.

Ausnahmen für die Großen, Kosten für die Kleinen

Der Anstieg wäre eine Überraschung, denn die Bundesregierung hatte sich eigentlich vorgenommen, die Kosten zu senken und die Ausnahmen teilweise zurückgenommen. Liegt die Studie richtig wäre neuer Ärger vorprogrammiert. Denn bezahlt werden die großzügigen Ausnahmen für die energieintensive Industrie von den Kleinverbrauchern - also der Mehrzahl der Stromkunden. Nur wer weniger als 100.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, muss die volle Umlage für die Industriesubvention bezahlen. Sie trifft so besonders Kleingewerbe und Privathaushalte.

Die Gründe für den neuen Anstieg dieser umstrittenen Umverteilung sind vielfältig. Zum einen steigen die Netzentgelte wegen des Ausbaus der Stromnetze. Damit wird automatisch auch die Befreiung für den Rest der Stromkunden kostspieliger. Zum anderen wurde die Umlage 2012 schlicht zu niedrig angesetzt. Dies muss im kommenden Jahr ausgeglichen werden. Auch in den Folgejahren sei mit einer Erhöhung zu rechnen, weil zusätzliche Unternehmen eine Entlastung beantragen würden, heißt es in dem Papier weiter.

Die Opposition will die Pläne der Regierung in dieser Woche durchkreuzen. "Man muss schleunigst die Reißleine ziehen, warnt Grünen-Fraktions-Vize Bärbel Höhn. Eine wichtige Entscheidung steht bereits an diesem Freitag im Bundesrat an. Dort will die Bundesregierung die Ausnahmen bei den Netzentgelten durch kleine Änderungen nachträglich gerichtsfest machen. "Es ist nicht plausibel, warum vornehmlich die privaten Haushalte die Netzentgelte von Golfplätzen, Aldi oder dem Braunkohleabbau mit bezahlen müssen", wettert Höhn und droht der Regierung mit Widerstand: Man werde versuchen die Rückabwicklung der ausgeweiteten Befreiungen zu erreichen.

© SZ vom 01.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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