Ortseifen: IKB-Prozess:Staatsanwaltschaft pocht auf Strafe

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Ex-IKB-Chef Ortseifen soll bewusst Anleger über die Situation der Bank getäuscht haben. Die Staatsanwaltschaft verlangt nun eine Strafe - eine Verurteilung ist wahrscheinlich.

Täuschung, Manipulation und ein Beinahe-Kollaps: Im Prozess gegen den ehemaligen Chef der Krisenbank IKB, Stefan Ortseifen, hat die Anklage eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten gefordert. Ortseifen habe sich der Börsenkursmanipulation schuldig gemacht, sagte Staatsanwalt Nils Bußee vor dem Düsseldorfer Landgericht. Außerdem solle er einen "angemessenen Geldbetrag" zahlen, forderte der Staatsanwalt.

Weil er Anleger wissentlich getäuscht und Börsenkurse manipuliert haben soll, wird Ex-IKB-Chef Stefan Ortseifen vielleicht als erster deutscher Topbanker in Deutschland im Zusammenhang mit der Finanzkrise verurteilt. (Foto: ag.ddp)

Ortseifen wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, die Lage der IKB in einer Pressemitteilung am 20. Juli 2007 stark geschönt und so Anleger wissentlich getäuscht zu haben. Eine Woche nach der Mitteilung stand die Bank am Abgrund. Ortseifen droht als erstem deutschen Topbanker in Deutschland eine Verurteilung im Zusammenhang mit der Finanzkrise. Seine Verteidiger wollen am kommenden Dienstag versuchen, in ihrem Plädoyer das Gericht doch noch von der Unschuld ihres Mandanten zu überzeugen.

Ortseifen argumentiert, die IKB sei erst durch die Deutsche Bank in die Krise gerissen worden, weil diese am 27. Juli 2007 die Kreditlinien gekündigt hatte und ihr damit irreparablen Schaden zugefügt habe. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor dem Gericht den Schritt damit begründet, dass die IKB damals trotz Aufforderung keine Auskunft über ihre Lage gegeben habe. Nur mit einem rund zehn Milliarden Euro schweren Darlehen ihrer damaligen Hauptaktionärin, der staatlichen Förderbank KfW sowie des Bundes und privater Banken konnte ein Kollaps der IKB verhindert werden.

Die Kammer hatte in einem Zwischenfazit angedeutet, dass Ortseifen eine Verurteilung droht. Richterin Brigitte Koppenhöfer hatte Ende Mai gesagt, er müsse nach einer vorläufigen Bewertung des Gerichts wegen Täuschung der Anleger mit einer "nicht unerheblichen Strafe" rechnen. Koppenhöfer will das Urteil in dem spektakulären Banken-Prozess in einer Woche verkünden.

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