Neue Ein-Pfund-Münze:Frischer Glanz kurz vor dem Brexit

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Die neue britische Ein-Pfund-Münze soll durch zwölfeckige Form, Hologramm und Zweifarbigkeit die fälschungssicherste Münze der Welt werden. Für viele Briten ist sie aber ein Albtraum.

Von Björn Finke, London

Das britische Pfund, einst Währung eines weltumspannenden Empire, hat kürzlich einiges von seinem Schein verloren. Seit dem Brexit-Referendum im Juni sank der Kurs der Devise kräftig. Das macht Importiertes teurer, etwa Benzin oder viele Lebensmittel - ärgerlich für die Briten. Die Performance an den Devisenmärkten mag also glanzlos sein, doch immerhin wird am Dienstag die Ein-Pfund-Münze in frischem Glanz erstrahlen. Die Royal Mint, die Münzprägeanstalt Ihrer Majestät, hat eine neue Münze in Umlauf gebracht.

Die soll Weltspitze sein, behauptet Royal Mint: Keine andere Münze, die auf dem Planeten von Brieftasche zu Brieftasche wandert, sei schwieriger zu fälschen. Falschmünzerei klingt ein wenig mittelalterlich; heute kopieren Kriminelle lieber Scheine, sollte man meinen. Aber nach Schätzungen der Royal Mint ist jede dreißigste Ein-Pfund-Münze eine Fälschung. Das entspricht 45 Millionen Geldstücken - Schwerstarbeit für Verbrecher. Die neue Münze unterscheidet sich stark von ihrer Vorgängerin. Sie ist nicht rund, sondern hat zwölf Ecken. Zudem ist sie anders als die alte Münze zweifarbig. Ein goldener Ring aus Nickelmessing umfasst einen silbern glänzenden Kreis. Natürlich ist weiterhin ein Portrait der Queen auf der einen Seite zu bewundern. Doch ist die Monarchin bei ihrem neuen Abbild deutlich gealtert.

Es ist die größte Umstellung im britischen Münzwesen, seit 1998 das alte 50-Pence-Stück durch ein neues ersetzt wurde. Und die Regierung gibt ihren Bürgern nicht allzu viel Zeit, sich darauf einzustellen. Nur bis 15. Oktober sind neue wie alte Ein-Pfund-Münzen gültig, danach werden die bisherigen Geldstücke nicht mehr akzeptiert. Die Untertanen Ihrer Majestät sollten also über den Sommer besser die Sparschweine schlachten und ihre runden Ein-Pfund-Stücke verprassen, bevor diese vom Zahlungsmittel zu Altmetall werden.

Dass deren Nachfolger schwieriger zu fälschen sind, hängt nicht nur mit der ungewöhnlichen Form und den zwei Farben zusammen. Unter dem Portrait der Königin, dort, wo ihr Dekolleté wäre, ist eine Art Hologramm eingeprägt. Je nach Blickwinkel sieht der Betrachter die Zahl eins oder das Pfund-Symbol.

Die Münze ist aber nicht nur ein Albtraum für Fälscher, sondern auch für Hersteller von Verkaufsautomaten, Parkuhren oder einarmigen Banditen. Sie müssen ihre Maschinen umstellen. Der Verband der Verkaufsautomaten-Betreiber klagt, das koste allein seine Mitgliedsfirmen 32 Millionen Pfund. Neuer Glanz und mehr Sicherheit haben ihren Preis.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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