Insolvenzen:Weniger Pleiten als zuvor in Deutschland

Lesezeit: 1 min

Wenn alle Rettungsversuche gescheitert sind, droht das Ende der Firmengeschichte. (Foto: dpa)
  • Rund 23 000 Unternehmen mussten in diesem Jahr Insolvenz anmelden - das sind so wenig wie seit mehr als 15 Jahren nicht.
  • Es wurden zudem deutlich weniger insolvente Privatpersonen registriert als im Vorjahr.

Von Vivien Timmler

Es geht meist ein monatelanger Kampf mit zahlreichen Rettungsversuchen und Schlichtungsgesprächen voraus, und trotzdem steht mehrere Tausend Mal im Jahr in Deutschland das eine Wort am möglichen Ende einer Firmengeschichte: Insolvenz.

Rund 23 000 Mal war es in Deutschland 2015 der Fall - so wenig wie seit der Einführung der Insolvenzverordnung im Jahr 1999 nicht, wie Daten des Unternehmens Creditreform zeigen. Allerdings hat sich der Rückgang deutlich verlangsamt: In den vergangenen beiden Jahren betrug er noch acht bis neun Prozent, 2015 waren es lediglich 3,3 Prozent.

Die größte Pleite war 2015 die des Bautechnik-Konzerns Imtech, 3500 Beschäftigte mussten deswegen zwischenzeitlich um ihren Arbeitsplatz fürchten. Mittlerweile heißt es von Seiten des Insolvenzverwalters, 3000 davon seien gerettet. Auch der Modehändler Strauss meldete in diesem Jahr nach 2014 erneut Insolvenz an, genau wie der Kettler-Konzern, der durch die Herstellung und den Vertrieb von Garten- und Freizeitmöbeln und des Kettcars bekannt ist. Bei beiden Insolvenzen waren rund 1000 Mitarbeiter betroffen.

80 Prozent der insolventen Unternehmen haben nur fünf Mitarbeiter

Die überwiegende Mehrheit der Pleiten betrifft in Deutschland jedoch sogenannte Kleinstunternehmen mit maximal fünf beschäftigten Personen. 2015 machten sie 80,4 Prozent aller Insolvenzen in Deutschland aus. Deshalb ist auch die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer gesunken: Geschätzte 225 000 Arbeitsplätze waren 2015 aufgrund einer Insolvenz in Gefahr, 2012 waren es mit 346 000 Beschäftigen noch deutlich mehr.

Auch die Schäden durch Unternehmensinsolvenzen sind erneut zurückgegangen. 19,6 Milliarden Euro betrugen 2015 die geschätzten Verluste, wovon rund zwei Drittel auf private Gläubiger entfallen. Grund ist auch hier die vergleichsweise geringe Anzahl von großen Firmeninsolvenzen.

Privatpersonen mussten 2015 seltener Insolvenz anmelden als noch im Jahr zuvor. Rund 79 000 Fälle wurden in diesem Jahr gezählt, das sind 8,6 Prozent weniger als noch 2014 - und somit ein Zehnjahrestief.

Im Gegensatz zu den absoluten Insolvenzzahlen hat jedoch der Anteil der jungen Erwachsenen, die Insolvenz anmelden mussten, in diesem Jahr leicht zugenommen. 15,4 Prozent aller insolventen Privatpersonen waren 2015 unter 30 Jahre. Das ist ein erheblicher Prozentsatz, schließlich verschulden sich Privatpersonen normalerweise deutlich später, etwa bei großen Investitionen wie einem Immobilienkauf.

Aus diesem Grund ist auch mehr als die Hälfte aller insolventen Privatpersonen zwischen 30 und 50 Jahren alt.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geldanlage
:Dubiose Schiffsfonds - Mit vollen Segeln in die Pleite

Hunderttausende Privatleute investierten Milliarden in Tanker und Frachter. Doch sie hatten keine Ahnung, welches Risiko sie damit eingehen.

Von Uwe Ritzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: