Kettler:Hersteller der Kettcars muss Insolvenz anmelden

Kettcar

Beststeller in den 80er und 90er Jahren: das Kettcar.

(Foto: dpa)
  • Die Firma Kettler hat einen Insolventantrag gestellt. Kettlers bekanntestes Produkt ist das Kettcar, ein Fahrzeug für Kinder.
  • Das Familienunternehmen will eine "unabgestimmte Übernahme durch einen Finanzinvestor vermeiden". Mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung will sich die Firma sanieren.

Sanieren statt abwickeln

Der Hersteller und Erfinder des Tretautos Kettcar hat Insolvenz angemeldet. Doch das Familienunternehmen aus Nordrhein-Westfalen soll weiter bestehen. Darauf deutet zumindest die Form die Insolvenz hin, die Kettler am Amtsgericht Arnsberg beantragt hat: eine Insolvenz in Eigenverwaltung.

Kettler will sich in Eigenregie sanieren. Das besondere dabei ist, dass es keinen klassischen Insolvenzverwalter gibt, der die Geschäfte der bedrohten Firma übernimmt. Stattdessen soll ein sogenannter vorläufiger Sachwalter als eine Art Aufsichtsrat fungieren. Alles was die Manager machen, müssen sie von ihm absegnen lassen. Gleichzeitig ist Kettler in dieser Zeit vor den Ansprüchen der Gläubiger geschützt. Das Amtsgericht hat Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Case zum Sachwalter berufen.

Warum Kettler zahlungsunfähig ist

Das bekannteste Produkt von Kettler ist Kettcar, ein Tretauto für Kinder. 15 Millionen Stück hat die Firma seit den 1960er Jahren verkauft. Sogar Formel-1-Fahrer Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen sollen mit dem Spielzeug ihre ersten Runden gedreht haben.

Eine der Ursachen für die schlechte finanzielle Situation ist, dass die aktuellen Kettcar-Modelle mit klangvollen Namen wie Dakar Air und Daytona sich nicht mehr so gut verkaufen wie vor 20 oder 30 Jahren. Damals betrug die Jahresproduktion der Tretautos zwischenzeitlich eine halbe Million Stück.

Diese Zeiten sind vorbei. Zum Schutz der Firma sei deshalb die Insolvenz notwendig geworden, um die "unabgestimmte Übernahme durch einen Finanzinvestor zu vermeiden und das Unternehmen neu auszurichten", heißt es aus dem Unternehmen.

Unternehmen in Familienhand

Es ist nicht die erste Krise für Kettler. Schon 2009 entließ das Unternehmen Hunderte Mitarbeiter. Das Familienunternehmen hat seinen Sitz im sauerländischen Ense und beschäfigt allein in Deutschland etwa 1100 Menschen.

Alleingesellschafterin der Kettler-Gruppe ist die Tochter des Firmengründers Karin Kettler. Unter ihrem Vater Heinz erlebte Kettler in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg einen steilen Aufstieg. Neben dem größten Erfolg, dem Kettcar, rühmt sich die Firma auch damit, 1977 das erste Aluminium-Fahrrad auf den Markt gebracht zu haben. Zur Produktpalette gehören außerdem Sportgeräte und Freizeit- und Gartenmöbel.

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