Griechenland beschließt neues Sparpaket:Athener Ausverkauf

Lesezeit: 2 min

Griechenland ist dringend auf neue Finanzhilfen angewiesen. Doch die Geldgeber stellen Bedingungen, deshalb wird jetzt alles an Staatsbesitz verkauft, was sich irgendwie zu Geld machen lässt: Postbank, die staatliche Telefongesellschaft, die Mautrechte für die Autobahnen und sogar die zwei größten Häfen des Landes.

Im Kampf gegen die drohende Staatspleite hat die griechische Regierung ein neues drastisches Sparprogramm beschlossen. "Wir zielen auf die Rettung unseres Landes", sagte Regierungssprecher Giorgos Petalotis. "Das ist der Fahrplan zur Beschleunigung der großen Reformen und dem Ausgang aus der Krise."

Anfang Juni soll das neue harte Sparprogramm vom Parlament gebilligt werden. Das Paket ist Voraussetzung dafür, dass weiter Mittel aus dem internationalen Hilfsprogramm von EU und Internationalem Währungsfond nach Athen fließen.

Allein für dieses Jahr wurden zusätzliche Sparmaßnahmen in Höhe von sechs Milliarden Euro beschlossen. Weitere 22 Milliarden Euro sollen zwischen 2012 und 2015 durch weitere Steuern in die Staatskassen fließen. Zudem sollen durch Privatisierungen und den Verkauf von Staatsimmobilien 50 Milliarden Euro bis 2015 eingenommen werden. 2015 soll das Defizit unter ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) fallen, hieß es.

Nur noch bis Mitte Juli Geld

Griechenland hat nur noch bis Mitte Juli Geld, um seine Verpflichtungen zu erfüllen und Löhne sowie Pensionen zu zahlen. Am Dienstag will Papandreou die Oppositionschefs über die Lage informieren und deren Zustimmung zu den Sparmaßnahmen einfordern, wie es in Athen heißt. Am Mittwoch werden in Athen die Chefs der Expertengruppen der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Sie wollen hören, wie die griechische Regierung aus der Krise kommen will.

Erst nach den erwarteten Ankündigungen der Regierung des Sozialisten Giorgos Papandreou könne darüber debattiert werden, wie Griechenland weiter unterstützt werden könne, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Im Gespräch sind weitere Hilfen in der Größenordnung von 30 bis 60 Milliarden Euro. Der Sprecher nahm dazu keine Stellung.

Um aus der schwierigen finanziellen Lage zu kommen, braucht Athen dringend die nächste Tranche der kombinierten Hilfe von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Höhe von zwölf Milliarden Euro. Die Experten der EU und des IWF haben bislang kein Einverständnis für die Auszahlung des Geldes gegeben, weil das bisherige Sparprogramm gescheitert ist.

Die Regierung will nun die zwei größten Häfen des Landes Thessaloniki und Piräus sowie zahlreiche Flughäfen zum Verkauf stellen. Zudem sollen Restteile der griechischen Telefongesellschaft OTE, die Postbank, das staatliche Glücksspielunternehmen (OPAP), die Gaswerke (DEPA), die griechische Waffenindustrie, der Flughafen Athens (50 Prozent) und der alte geschlossene Flughafen von Athen Hellinikon sowie kleine Erdgasvorkomnisse im Meer vor der Hafenstadt Kavala verkauft werden.

Frequenzen für mobile Telefonie sollen vergeben werden. Zudem sollen auch die Mautrechte der griechischen Autobahnen verkauft werden. Später sollen die Bahn, Teile der Elektrizitätsgesllschaft (DEI), eine Aluminiumfabrik, ein Kasino nahe Athen und einer Lastwagenfabrik versilbert werden, außerdem andere kleinere Flughäfen und Häfen.

Die EU-Kommission genehmigte die staatliche Rettungshilfe für die fünftgrößte Bankengruppe des Landes, die angeschlagene Agricultural Bank of Greece (ATE). Athen hatte die Bank 2009 nach der Finanzkrise mit staatlichen Finanzspritzen und Garantien gerettet. Nun genehmigte die EU-Behörde den Sanierungsplan für das Institut, wonach der Staat sich mit 1,14 Milliarden Euro an einer Kapitalerhöhung beteiligt. Im Gegenzug muss die Bank ihr Geschäft um ein Viertel reduzieren und Kosten kappen. Die Agricultural Bank of Greece ist ein Sorgenkind des griechischen Bankensektors. Der Sprecher der EU-Kommission ging nicht im Detail auf eine neue Debatte um die Kreditwürdigkeit Italiens ein. In der vergangenen Woche hatte die Ratingagentur Standard & Poor's die langfristige Bonität Italiens angezweifelt. Rom sitzt seit langem auf einem riesigen Schuldenberg. Der Sprecher sagte: "Italien ist auf einem guten Weg, seine öffentlichen Finanzen zu konsolidieren."

© dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: