Geldanlage:Gold to go

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Deutsche kaufen im Weihnachtsgeschäft kleine Goldbarren und Münzen, doch als Geldanlage eignen sich andere Formen besser. Die Vor- und Nachteile verschiedener Produkte auf einen Blick.

Simone Boehringer

Er sieht aus wie ein gepanzerter Fahrkartenautomat - mit goldener Farbe angestrichen. Nur anstelle der Tickets spuckt er kleine Goldbarren und -Münzen aus. Zu etwas höheren Preisen als die meisten Fahrkarten, versteht sich. Seit knapp drei Monaten steht der Goldautomat in der Vorhalle der Münchner DAB Bank. Das Geschäft läuft recht gut in diesen Tagen: "Gold als Weihnachtsgeschenk ist sehr gefragt, vor allem in kleinen Stückelungen", sagt Joe Dreixler vom Reutlinger Automatenbetreibers Ex Oriente Lux. Elf dieser Tresor ähnlichen Goldterminals hat die junge Firma in Deutschland aufgestellt und damit einen weiteren Schritt vollzogen, Edelmetalle zur breiten Anlageklasse auszubauen.

Was darf's denn sein? Das Bedienfeld eines Gold-Automaten - die Maschine funktioniert wie ein Getränke-Automat, bloß wird anstelle von Durstlöschern Gold in Form von zertifizierten Münzen oder kleinen Barren 'to go' angeboten. (Foto: ddp)

Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest hat jeder fünfte deutsche Anleger bereits Rohstoffanlagen im Depot, die Hälfte davon Gold, überwiegend als Direktanlage, also in Form von Barren und Münzen. Inflationsangst ist dabei das Hauptargument der meisten Anleger für das zinslose Metall. Doch nicht jede Investmentform ist für dieses Motiv geeignet. Ein-Gramm-Barren etwa, die es für gut 40 Euro am Automaten gibt, "dienen eher als Pralinen- oder Blumenersatz zum Fest denn als effiziente Geldanlage", räumt Dreixler von Ex Oriente Lux ein. Wegen der relativ hohen Prägekosten für die Winzlinge sind als Investment größere Einheiten besser geeignet.

Wer einen Teil seines Ersparten in das glänzende Metall stecken möchte, sollte sich daher eine Frage stellen: Wozu investiere ich in Gold? Wer nur an möglichen Kursgewinnen partizipieren möchte, kann in Zertifikate oder in Goldminen-Aktien investieren. Steht der Inflationsschutz im Vordergrund, bieten sich in erster Linie ebenfalls Zertifikate oder Goldfonds an. Wer mit seiner Edelmetallanlage ernsthaft das Risiko eines Zusammenbruchs des Finanzsystems einkalkuliert, sollte sich das Edelmetall am besten physisch besorgen. Die SZ zeigt Chancen und Risiken der Anlageformen auf:

Barren und Münzen

Das ist die einfachste Form, in Gold zu investieren. Erhältlich sind Münzen und Barren in größeren Bankfilialen, bei Edelmetallhändlern, in Online-Shops oder eben am Automaten. Ein Preisvergleich zwischen den Anbietern und den verschiedenen Münzprägungen lohnt in jedem Fall. Denn die Aufgelder auf den reinen Marktpreis des Goldes, welche die Münzhersteller und -händler für Transport, Versicherung und Herstellungskosten in Rechnung stellen, variieren enorm. Beim größten bankenunabhängigen Münzhändler Pro Aurum liegen die Aufgelder für gängige Ein-Unzen Münzen derzeit bei 4,5 Prozent (Krügerrand, Wiener Philharmoniker) bis 9 Prozent (American Buffalo).

Barren und Münzen eignen sich vor allem für Anleger, die Banken und dem Finanzsystem als solches extrem misstrauen. Sie sollten dann konsequenterweise auch überlegen, ihr Gold außerhalb des Bankensektors zu lagern. Wer seine Bestände in einem Bankschließfach aufbewahrt, muss im Falle einer Institutspleite nach Einschreiten der Bankenaufsicht einige Tage warten, bis er Zugriff auf sein Tresorfach bekommt. Die Bestände im Schließfach fallen aber nicht in die Insolvenzmasse, sie sind Eigentum des Kunden, nicht des Instituts.

Goldfonds

Sie sind nach einhelliger Meinung von Experten ein wesentlicher Treiber der jüngsten Goldhausse. Fast 1300 Tonnen Gold lagert der mit Abstand größte Goldfonds SPDR Gold Shares für seine Kunden ein. Die kommen vorwiegend aus den Vereinigten Staaten. Hierzulande ist der Fonds wie die meisten seiner Art nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Grund dafür ist das deutsche Investmentgesetz: Demnach müssen Anlagen in einem Fonds breit gestreut sein. Für Goldfonds heißt das, nicht mehr als 30 Prozent der Mittel dürfen direkt in Barren angelegt sein.

Der Fonds DWS Gold plus musste wegen einer Verletzung dieser Regel in diesem Jahr vom Markt genommen werden. Die meisten Fondsgesellschaften legen neben dem anteilig erlaubten Direktinvestment in physisches Metall ihre Mittel in andere börsengehandelte Edelmetallfonds (ETF) und Zertifikate sowie zunehmend auch in andere Edelmetalle wie Silber, Platin, Palladium an, um den Streuungsvorschriften nachzukommen. Ein Blick auf Schweizer oder Luxemburger Fondsanbieter kann daher lohnen. Diese investieren konform mit den Gesetzen dort meist bis zu 100 Prozent ihrer Mittel direkt in Gold und Silber und hinterlegen das Edelmetall entsprechend in Tresoren. Explizit bewerben dürfen Vermögensverwalter solche Anlagen allerdings in Deutschland nicht. Die Anleger müssen explizit danach fragen.

Wesentlicher Vorteil aller Fondslösungen: Publikumsfonds sind Sondervermögen. Die Insolvenz eines Anbieters berührt das eingesetzte Kapital der Anleger folglich nicht. Für die Verwaltung des Fonds sind allerdings Ausgabeaufschläge und Managementgebühren zu zahlen. Der Nachteil: Anders als bei Anlagen in Münzen und Barren müssen Investoren künftig damit rechnen, dass ihre Goldfonds der Abgeltungsteuer unterliegen. Nach Auffassung der Wertpapieraufsicht Bafin werden etwa die hierzulande weit verbreiteten physisch hinterlegten Produkte der Züricher Kantonalbank (ZKB) "nicht wie Anlagefonds besteuert. Somit wäre eine Besteuerung analog der Inhaberschuldverschreibungen eine logische Konsequenz", schreibt die ZKB auf Anfrage der SZ. Gemeint sind Zertifikate und die unterliegen der Abgeltungsteuer.

Gold-ETC und Zertifikate

Weil Publikumsfonds hierzulande nach dem Streuungsgebot eben nicht voll und direkt in Edles investieren dürfen, sind einige Anbieter den Umweg über Zertifikate oder börsengehandelte Exchange Traded Commodities (ETC) gegangen, um eine öffentliche Vertriebszulassung von der Bafin zu bekommen. Vorteil dieser Investmentform: Die Gebühren sind niedriger als bei einem Fonds. Nachteil: Die Kursgewinne unterliegen der Abgeltungsteuer. Zudem handelt es sich bei diesen Produkten rechtlich meist um Inhaberschuldverschreibungen. Geht der Herausgeber der Wertpapiere pleite, können Anleger damit ihr gesamtes Geld verlieren. Allerdings haben einige Anbieter die Anteile direkt mit physischen Gold hinterlegt und die Ware in einem Tresor hinterlegt. Das schränkt die Risiken eines Totalverlustes, vor allem bei bankenunabhängigen Anbietern, ein.

Goldminenaktien

Bei dieser Variante vereinen Anleger die Chancen und Risiken zweier Märkte in einem Investment. Steigen die Aktienmärkte, profitieren die Papiere profitabler Gesellschaften oft überproportional. Geht es allerdings bergab an den Börsen, drückt das in der Regel auch die Minenpapiere, selbst wenn gleichzeitig der Goldpreis relativ stabil bleibt. Wer das Minenrisiko breiter streuen möchte, kann in Goldminen-Fonds investieren.

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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