Geldanlage: Fondsmanager:Die Billionen-Vernichter

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Sollen Anleger ihr Geld einem Fondsmanager anvertrauen? Eher nicht. Eine Studie offenbart, wie schlecht diese weltweit abschneiden. Danach zahlen die Kunden wegen der Deals der Fondsmanager jährlich mehr als eine Billion Dollar drauf.

Markus Zydra

Eigentlich sollten die Dienstleistungen der Geldindustrie dem Kunden finanziell nutzen. Das tun sie offenbar nicht, ganz im Gegenteil: Im Grunde richten sie nur Schaden an, wenn man einer Studie des IBM Institute for Business Value glaubt. 1,3 Billionen Dollar jährlich würden Kunden der globalen Fondsindustrie draufzahlen - zu viel, gemessen an der erhaltenen Gegenleistung.

Ein Investor beobachtet die Kurse an der Börse in Kuala Lumpur. (Foto: REUTERS)

Ein solches Urteil muss man erst mal sacken lassen. Die britische Financial Times hat aus der bislang noch nicht veröffentlichten Studie jüngst zitiert. Die Forscher haben demzufolge 2600 Experten aus der Finanzindustrie und Regierungskreisen in 84 Staaten zum Nutzen der Finanzdienstleister interviewt.

Die Anfrage der Süddeutschen Zeitung an IBM, den Forschungsbericht in Gänze lesen zu dürfen, wurde abschlägig beantwortet, "denn das Ergebnis der Studie wird sich sehr wahrscheinlich noch stark verändern", so ein Pressesprecher. Die Vorab-Veröffentlichung hat einige Leute aufgeschreckt, die mit dem Resultat nicht zufrieden sind.

Die Finanzindustrie lebt vor allem von der Geldverwaltung für Kunden. Das geschieht meist in Fonds oder Direktbeteiligungen. Hier passiert der Studie zufolge die größte Verschwendung, und zwar in Höhe von 1100 Milliarden Dollar.

Wie sich das berechnen lässt? Banken und Vermögensverwalter erhalten Gebühren für ihre Arbeit, meist einen gewissen Prozentsatz vom verwalteten Vermögen. In den Verträgen sind konkrete Renditeziele definiert, beispielsweise die Vorgabe, immer besser als ein bestimmter Aktienindex abzuschneiden.

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Dies gelinge aber nur den wenigsten Managern, deshalb können diese Gebühren als Verschwendung klassifiziert werden. Die Leistungen der Finanzindustrie seien "beschämend", so die IBM-Studie. Die Experten rechnen damit, dass Kunden das nicht mehr lange akzeptieren werden, man rechnet deshalb mit hohen Jobverlusten in der Branche.

Es ist seit Jahren bekannt, dass die meisten Fondsmanager nicht das halten, was sie versprechen. Das Neue an der IBM-Studie ist, dass nun erstmals eine globale Schadenssumme genannt wird, die durch diese schlechte Leistung entsteht. Die Rechnung ist einfach: Warum soll man einen Fondsmanager bezahlen, wenn dieser weniger Rendite bringt als ein Aktienindex, etwa der Dax.

Die Rendite des Aktienindex kann man billig selbst einkaufen - über sogenannte Indexfonds (ETF). Ein Beispiel: Macht der Dax in einem Jahr 15 Prozent Plus, während der Aktienfonds nur 3,5 Prozent abwirft, dann hat der Manager schlechte Arbeit geleistet. Denn schließlich erhält er noch eine Managementgebühr vom Sparer, die rund 1,5 Prozent im Jahr beträgt - das geht von der Rendite ab.

Dirk Nitzsche, Finanzwissenschaftler an der Cass Business School in London, beschäftigt sich seit Jahren mit der Qualität von Investmentfonds. Den Experten interessiert auch die Frage, ob gute Fondsmanager ihre Rendite dem eigenen Können oder dem schicksalhaften Zufall verdanken. Wenn die Rendite hoch ist, dann klopfen sich die Fondsmanager selbst auf die Schulter. Läuft es hingegen schlecht, dann haben sie nach eigenem Empfinden einfach Pech gehabt.

"Doch es ist genau umgekehrt", sagt Nitzsche, der 550 deutsche Aktienfonds auf diese Frage hin untersucht hat. In seiner Studie analysiert der Wissenschaftler die Entwicklung von Fonds zwischen 1990 und Ende 2009. Nitzsches Ergebnis: 83 Prozent aller untersuchten Fonds erreichen ihren Erfolg durch Zufall. "Statistisch gesehen gibt es nicht einen einzigen Fonds, dessen Erfolg auf Können des Fondsmanagers beruht", so Nitzsche.

© SZ vom 04.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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