Investmentclub:Investieren ohne Männer - wie Frauen Geld anlegen

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Frauen treffen in Haushalten die meisten Kaufentscheidungen, bleiben aber bei der Geldanlage außen vor. Im 1. Frauen Investmentclub Düsseldorf ist das anders. Vorsitzende Alexandra Schriefers erklärt, warum.

Interview: Hans von der Hagen

SZ: Frau Schriefers, auf der Webseite des 1. Frauen Investmentclubs Düsseldorf steht prominent der Satz: "Frauen sind die besseren Anleger". Ist das so?

Aleandra Schriefers: Ich möchte den Männern nicht zu nahe treten, aber ich weiß zumindest, dass Frauen sehr gute Anleger sind.

Warum wollen Sie keine Männer dabei haben?

Die Idee zum Investmentclub entstand auf einer Veranstaltung, die in Anlehnung an ein Buch von Svea Kuschel unter dem Motto stand: "Frauen leben länger - aber wovon?" Da wurde deutlich, dass es bei Frauen einen Bedarf gibt, sich über wirtschaftliche Themen auszutauschen. Doch es fehlte ein Forum dafür, denn das Thema Geldanlage ist vor allem auf Männer ausgerichtet. So kam die Idee zustande, einen Investmentclub nur für Frauen zu gründen, wo investiert und gleichzeitig über Wirtschaftsthemen diskutiert werden kann.

Bemühen sich Banken in den vergangenen Jahren nicht vermehrt um die weibliche Kundschaft?

Das stimmt, es bessert sich. Tatsächlich ist es aber doch so, dass Frauen zwar die meisten Kaufentscheidungen in einem Haushalt treffen - vom Sofa bis zu den Elektrogeräten - aber bei der Geldanlage außen vorbleiben.

Woran liegt das?

Frauen werden an dieser Stelle immer noch nicht für ganz voll genommen.

Investieren sie anders?

Ich glaube ja. Sie achten mehr darauf, dass Geldanlagen auch unter ethischen und ökologischen Kriterien vertretbar sind. Da sind Männer nicht so bedachtsam. Außerdem starten Frauen mit einer größeren Unsicherheit, weil sie meinen, sich nicht auszukennen. Genau deswegen informieren sie sich vor einem Investment sehr genau und zwar nach meinem Eindruck intensiver als Männer. Männer entscheiden sich schneller und denken, dass sie das schon hinbekommen. Die Risikobereitschaft ist aber meiner Meinung nach letztlich bei Frauen und Männer ausgewogen verteilt.

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Von Hans von der Hagen

Wie funktioniert Ihr Club?

Wir treffen uns einmal im Monat. Wir - das sind die 48 Gesellschafterinnen. Auch Gäste sind willkommen. Bei den Treffen wird über die Entwicklung des Depots gesprochen und durch Abstimmung über Kauf und Verkauf von Aktien entschieden.

Woher kommt das Geld?

Jeder gibt monatlich einen Betrag.

Kann da nicht jemand mit dem Geld einfach abhauen?

Nein. Zum einen ist die Kontovollmacht beschränkt. Zum anderen sind Überweisungen nicht wie bei einem Privatkonto möglich, sondern müssen gesondert bei unserer depotführenden Bank beauftragt werden. Barabhebungen können gar nicht getätigt werden.

Kaufen Sie nur Aktien?

Wir sind überwiegend in Aktien investiert, was vor allem deswegen interessant ist, weil es ein Sachinvestment sind: Man legt das Geld in einem Unternehmen an. Zur Diversifizierung legen wir auch in Fonds, Anleihen oder Zertifikaten an. Ausgeschlossen sind Anlagen mit Nachschusspflicht.

Entwickeln sich die Aktien Ihres Clubs besser als der Dax?

In manchen Jahren zumindest.

Wer macht bei Ihnen im Club mit?

Wir sind breit gemischt, die jüngste ist 38, die älteste Mitte siebzig. Es sind Unternehmerinnen, Angestellte, Vollzeit-Mütter und Beamte dabei - das ganze Spektrum.

Die Finanzaufsicht geht seit einigen Jahren streng mit Investmentclubs um. Bekommen Sie das auch zu spüren?

Mit 48 Mitgliedern sind wir dicht an der gesetzlich vorgeschriebenen Grenze von 50. Ab dieser Grenze muss bei der Finanzaufsicht eine Erlaubnis beantragt werden. Bei uns kommt also nur noch jemand rein, wenn jemand anderes austritt. Ich fände es schön, wenn wir Nachwuchs fördern könnten. Denn ähnlich einem Verein erfolgt die gesamte Verwaltung auf ehrenamtlicher Basis. Das bringt einiges an Arbeit mit sich.

Unternehmen die Clubmitglieder auch gemeinsam etwas?

Im Sommer machen wir gewöhnlich eine größere Fahrt, die einen wirtschaftlichen oder politischen Bezug hat.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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