Fondsgesellschaft KanAm:Das Geld ist weg

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Im großen Stil gescheitert: Eigentlich sollte mit den eingezahlten 500 Millionen Dollar ein Shoppingtempel bei New York entstehen. Doch jetzt muss die Fondsgesellschaft KanAm 4000 Sparern den Totalverlust erklären.

Markus Zydra

Der Brief kommt unerwartet, sein Inhalt lässt nichts Gutes erahnen. "Alle Bestandteile des Meadows-Komplexes, die den Banken zur Besicherung gegeben wurden, sind der Kontrolle der beteiligten KanAm-Fonds entzogen", muss Thomas Küstner da lesen. Er hat 40.000 Dollar in den Fonds investiert - der US-Immobilienspezialist KanAm rechnet nur in Dollar - und Küstner fragt sich, was der zitierte "Kontrollentzug" konkret bedeutet.

Der Immobilienfonds sollte eine Shopping Mall in der Nähe von New York finanzieren. (Foto: AFP)

"Das Geld ist weg", sagt ein KanAm-Sprecher. Damit scheitert das größte Immobilienprojekt des Münchner Fondsanbieters: 500 Millionen Dollar von rund 4000 deutschen Sparern sind verloren. Wie war das möglich?

Bereits im Jahr 1995 begannen die Planungen für den Bau eines riesigen Shopping- und Unterhaltungszentrums auf dem Meadowlands-Gelände in New Jersey nahe New York. Deutsche Sparer sollten rund ein Drittel der Finanzierungskosten tragen, und zwar über eine geschlossene Fondsbeteiligung. Die beiden Fonds Real Estate Partner's 1 und KanAm 22 haben ihr Kapital ausschließlich in dieses New Yorker Einkaufszentrum investiert.

Von Anfang kein Geld ausgeschüttet

Der KanAm 22 hat bislang - je nach Einstiegszeitpunkt - zwischen 25 und 29 Prozent der Anlagesumme ausgeschüttet, was den Gesamtverlust für den Sparer zumindest ein wenig mindert. Anleger des Real Estate Partner's1 haben hingegen alles verloren, bei diesem Produkt wurde von Anfang an kein Geld ausgeschüttet. "Es wird noch dauern, bis Sparer ihren Verlust steuerlich geltend machen können, die Ausschüttungen dürfen aber behalten werden", sagt ein Sprecher von KanAm.

Die Finanzprobleme für das ehrgeizige Projekt spitzten sich im Jahr 2008 zu, als die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Pleite ging. Ein Fonds von Lehman war an dem Bauprojekt beteiligt und konnte dann seinen Teil der Verpflichtungen für den Bankkredit in einer Gesamthöhe von 500 Millionen Dollar nicht mehr erfüllen. Die Banken machten Druck, die Suche nach neuen Kapitalgebern begann, um den Lehman-Ausfall zu kompensieren.

"Der Kreditvertrag sah vor, dass sie das Projekt übernehmen, wenn es zu einem Zahlungsausfall kommt", sagt ein KanAm-Sprecher. Die Frist, um einen neuen Kapitalgeber zu präsentieren, endete am 10. August. Das war der Moment, in dem Sparer wie Thomas Küstner ihr Kapital verloren hatten. Seither sind die kreditgebenden Banken die Herren über das noch nicht fertiggestellte Bauobjekt. "Die Banken sind sich wohl sicher, mit einem anderen Investor für sich Vorteile zu ziehen", heißt es in dem Schreiben, das dieser Tage von KanAm an die Anleger verschickt wurde.

"Das kommt alles sehr überraschend", sagt der Sparer Thomas Küstner. Die Fondsgesellschaft KanAm teilt mit, man habe den Kunden kontinuierlich über die Entwicklungen berichtet. "Unser Eindruck ist aber, dass KanAm die Probleme mit dem Lehman-Fonds nicht ausdrücklich mitgeteilt hat, obwohl es seit Herbst 2008 bekannt war", sagt Ralph Veil, Rechtsanwalt der Kanzlei Mattil. "Wenn also nach Herbst 2008 noch Fondsanteile verkauft wurden, dann könnte ein Prospektfehler vorliegen, aber das muss erst geprüft werden."

Auch andere KanAm-Fonds sind betroffen - aber glimpflich

Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen mit entsprechenden Risiken. Die Produkte werden von Beratern gerne verkauft, weil die Provisionen hoch sind. KanAm wirbt damit, dass man historisch mit allen Fonds eine durchschnittliche Rendite von rund 15 Prozent erwirtschaftet habe.

Auch die KanAm-Fonds 15, 16 und 20 haben Geld in das Bauprojekt Meadowlands investiert, allerdings, so teilt die Fondsgesellschaft mit, beeinflusse das die Gesamtrendite der Fonds vergleichsweise wenig. Der Grund: Diese Fonds haben das Kapital auch noch in zahlreiche andere Bauprojekte gesteckt.

© SZ vom 28.08.2010/bbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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