Finanzmärkte in Turbulenzen:Gerüchte treiben Dax tief ins Minus

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Der morgendliche Höhenflug war nicht von Dauer: Gerüchte über eine mögliche Herabstufung Frankreichs durch die Ratingagenturen haben die Finanzmärkte wieder in Alarmstimmung versetzt. Alle wichtigen europäischen Indizes schlossen tief im Minus, auch die US-Börsen verzeichnen Verluste. Dabei dementierte Paris die Spekulationen umgehend.

Marktgerüchte über Frankreichs Kreditwürdigkeit haben die Aktienmärkte wieder in heftige Turbulenzen gestürzt. Der kurze Höhenflug, ausgelöst von guten Vorgaben aus New York, endete am Nachmittag jäh: Der Dax schlug im Tagesverlauf um mehr als 500 Punkte aus - schloss am Abend aber mit 5,1 Prozent im Minus. Auch der Dow Jones an der Wall Street verbuchte deutliche Abschläge: Er verlor 4,6 Prozent.

Ein Börsenhändler in Paris beobachtet, welche Folgen die Gerüchte über eine mögliche Herabstufung Frankreichs haben. (Foto: AP)

Paris wies alle Gerüchte über eine drohende Herabstufung umgehend zurück - und bekam Schützenhilfe von der Ratingagentur Moody's. Sie bescheinigte dem Land weiterhin beste Bonität. Es bleibe bei der Top-Bewertung und einem stabilen Ausblick, teilte die Agentur mit. "Nichts hat sich geändert", fügten die Bonitätsprüfer hinzu. Dennoch reagierten die Märkte panisch. Bankentitel gaben besonders stark nach - allen voran die franzöische Société Générale. Sie stürzte zeitweise um mehr als 20 Prozent ab.

Zuvor hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy seinen Urlaub abgebrochen, um eine Arbeitssitzung mit den wichtigsten Ministern seiner Regierung in Paris zu leiten. Im Anschluss kündigte Sarkozy einen neuen Sparplan an, mit dem das Defizit im Haushalt für 2012 gesenkt werden solle, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung seines Amtes. Die Maßnahmen sollen am 24. August vorgestellt werden. "Der Staatschef hat in Erinnerung gerufen, dass das Engagement zur Defizit-Reduzierung der öffentlichen Haushalte unantastbar ist und unabhängig von der wirtschaftlichen Lage gehalten wird", hieß es in der Erklärung.

Am Morgen hatten sich die Märkte noch kräftig erholt: Der Dax startete deutlich im Plus und übersprang sogar die Marke von 6000 Punkten. Nach Aufkommen der Gerüchte über Frankreich stürzte der Index ab. Er schloss tief im Minus, der MDax ging 2,8 Prozent niedriger aus dem Handel. Die US-Börsen waren bereits mit roten Zahlen in den Handel gestartet.

Die Anleger sind nach Händler-Angaben momentan vollkommen verunsichert, jedes Gerücht führe zu enormen Kursschwankungen. Andreas Lipkow, Händler bei MWB Fairtrade, sagte: "Richtige Zuversicht und echtes Vertrauen ist trotz der Fed-Aussagen gestern noch nicht an die Märkte zurückgekehrt."

Die Crash-Gefahr an den internationalen Finanzmärkten sowie die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's hatten die US-Notenbank Fed dazu veranlasst, die Leitzinsen für zwei Jahre auf niedrigstem Niveau festzulegen. Damit gehe die Notenbank "erheblich weiter, als die meisten erwartet hatten", sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Die Krise habe die Zentralbanker zum Handeln gezwungen: "Ein Stillhalten hätte sich die Notenbank kaum erlauben können." Weidensteiner betonte, "die Entscheidung ist außerordentlich aggressiv. Sie zeigt, wie sehr die Fed sich um die US-Wirtschaft sorgt".

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