Finanzen kompakt:Billiges Personal? Ach, geh' doch in den Osten!

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Der Preis für eine geleistete Arbeitsstunde liegt im Osten fast 30 Prozent unter Westniveau, Hessen verzichtet auf den Kauf der Steuer-CD und Firmen erhalten wieder leichter Kredite: Das Wichtigste in Kürze.

Auch rund 20 Jahre nach der Wiedervereinigung klaffen die Personalkosten in Ost- und Westdeutschland gewaltig auseinander. Der Preis für eine geleistete Arbeitsstunde liegt im Osten 27,9 Prozent unter Westniveau, wie das Statistische Bundesamt auf Grundlage von Daten aus 2008 mitteilte.

Bei den Personalkosten klafft zwischen Ost und West immer noch eine gigantische Lücke. Und das gilt nicht nur für den Job des Friseurs. (Foto: ag.dpa)

Demnach liegen die Durchschnittskosten einer Arbeitsstunde im Osten bei 21,09 Euro und im Westen sieben Euro höher (28,09 Euro). Das größte Gefälle besteht in der Industrie, wo die Arbeitgeber im Osten sogar 40 Prozent weniger pro Arbeitsstunde zahlen müssen. Jedoch müsse berücksichtigt werden, dass in Westdeutschland deutlich mehr große Industrieunternehmen zu finden sind - und dort kostet Arbeit in der Regel erheblich mehr als in kleinen Industriebetreiben.

Im Öffentlichen Dienst hingegen ist der Abstand mit 7,7 Prozent am geringsten. Dort zeigt sich den Statistikern zufolge, dass sich die Tarife in Ost und West nach der Wende allmählich angeglichen haben.

Wie die Statistiker erklärten, entfallen drei Viertel der Personalkosten auf die Löhne. Das übrige Viertel besteht aus Posten wie Sozialbeiträgen, betriebliche Altersvorsorge, Abfindungen, Altersteilzeit und die berufliche Aus- und Weiterbildung. Nicht mit einberechnet werden beispielsweise Kosten für die Ausstattung eines Arbeitsplatzes - etwa im Büro - oder die Produktivität der Arbeiter.

Deutschlandweit am teuersten ist die Arbeit in den Bereichen Erdöl- und Erdgasgewinnung - dort fallen pro Arbeitsstunde 55,28 Euro an. Es folgt die Luftfahrtbranche mit 53,50 Euro. Die hohen Kosten seien vor allem mit vielen hochqualifizierten und dementsprechend teuren Jobs zu erklären - etwa mit Ingenieuren oder Piloten.

Am Ende der Liste stehen die Wach- und Sicherheitsdienste mit deutschlandweit im Schnitt 13,32 Euro pro Stunde, und die Gastronomie mit 13,86 Euro. Auch Hausmeister, Gebäudereiniger, Garten- und Landschaftsbauer kosten mit 13,89 Euro pro Stunde wenig. Die Berechnung der Kosten für Arbeitnehmer sind diesmal erstmals nach europaweit einheitlichen Standards erfolgt. Ein Vergleich zu den früheren Angaben der Statistiker ist daher verzerrt.

Das Land Hessen hat den Kauf eines Datensatzes mit Namen angeblicher Steuersünder abgelehnt. Das vom Bund zur Verfügung gestellte Material sei in den vergangenen Monaten eingehend geprüft worden, sagte Finanzstaatssekretär Thomas Schäfer (CDU) . Dabei seien aber keine verwertbaren Angaben entdeckt worden.

"Die intensive Prüfung führte zu der Erkenntnis, dass das Datenmaterial keinerlei konkret verwertbare Informationen enthielt, aus denen steuerliche oder steuerstrafrechtliche Folgerungen hätten gezogen werden können." Der Erwerb des Materials sei deshalb nicht in Betracht gekommen.

Der scheidende Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) hatte im März mitgeteilt, Hessen prüfe auf Bitten des Bundes "umfangreiche Daten" möglicher Steuersünder. Es handele sich um einen "beachtlichen Datenbestand", der aber nicht geordnet sei. Deshalb hatte Weimar bereits mit einer aufwendigen Prüfung gerechnet.

Die Firmen in Deutschland klagen einer Ifo-Umfrage zufolge so selten über Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe wie zuletzt vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise. Nur noch 31,6 Prozent bezeichneten die Darlehensvergabe der Banken als restriktiv - weniger waren es zuletzt im August 2008, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte.

Die Kredithürde sank damit bereits den siebten Monat in Folge. "Die konjunkturelle Erholung in Deutschland wird von der Kreditpolitik der Banken momentan kaum gebremst", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Besonders selten klagen die Handelsunternehmen über Probleme, einen Kredit zu erhalten, gefolgt von den kleineren und mittleren Firmen im Verarbeitenden Gewerbe. Am schwierigsten ist der Kreditzugang dagegen weiterhin für die Baufirmen.

Vor einem Jahr hatte die Ifo-Kredithürde mit 45,1 Prozent ihren höchsten Wert in der Wirtschaftskrise erreicht. Ifo-Experte Klaus Abberger gibt dennoch keine Entwarnung: "Abhaken können wir das Risiko einer Kreditklemme sicher noch nicht", sagte er.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat seine Regeln für den Ausschluss von Kleinaktionären börsennotierter Firmen geändert. Die Zwangsabfindung für die aus dem Unternehmen gedrängten Minderheitsaktionäre bemisst sich dem veröffentlichten Beschluss zufolge nach dem gewichteten durchschnittlichen Kurs in den drei Monaten vor der Bekanntgabe des sogenannten "Squeeze-Out". 2001 hatte der BGH noch einen anderen Zeitraum für die Berechnung festgelegt: die drei Monate vor der Hauptversammlung, die über den Ausschluss abstimmt.

Nun korrigierte er die damalige Entscheidung. Das Quartal vor der Bekanntgabe sei "besser geeignet, den Verkehrswert der Aktie zu ermitteln". Damit passt sich das oberste Berufungsgericht der üblichen Praxis an. (Aktenzeichen: II ZB 18/09) Allerdings solle nicht zu viel Zeit zwischen der Bekanntgabe und dem Aktionärstreffen vergehen, damit die Kleinaktionäre bei einem zwischenzeitlichen Kursanstieg nicht leer ausgingen, mahnte der II. Zivilsenat.

Im konkreten Fall - der Vollübernahme des Kölner Schokoladenherstellers Stollwerck durch die Schweizer Barry Callebaut im Jahr 2003 - waren neun Monate verstrichen. Eine Benachteiligung der Kleinaktionäre könne verhindert werden, indem der Börsenwert hochgerechnet werde. Wie das in der Praxis geschehen soll, muss nun das Oberlandesgericht Düsseldorf befinden.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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