Deutsche Bank:Neue Kundschaft für Ackermann

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Die Deutsche Bank hat es geschafft: Ihr gehört die Mehrheit an der Postbank. Doch es wird nicht einfach werden, mit den Kunden der Postbank auch Geld zu verdienen.

Harald Freiberger, Frankfurt

Die Deutsche Bank hat die Postbank in der Tasche. Am Freitag teilte das Institut mit, dass ihr die freien Aktionäre 21 Prozent der Anteile angedient haben. Da die Deutsche Bank vorher schon fast 30 Prozent an der Postbank besaß, kommt sie nun auf mehr als 51 Prozent. "Der Deutschen Bank ist damit ein großer Schritt gelungen", sagte der Münchner Bankenprofessor Klaus Fleischer. Sie kann die Tochter nun wie gewünscht noch für 2010 konsolidieren, also in die eigene Bilanz einrechnen. Im Februar 2012 erhält sie dann weitere 40 Prozent vom Alteigentümer, der Post.

Mit der Übernahme der Postbank, die in Deutschland 14 Millionen Privatkunden hat, will Ackermann weniger abhängig vom Investmentbanking werden. (Foto: dapd)

"Wir freuen uns darüber, dass die Mehrheit der freien Aktionäre der Postbank unser Angebot angenommen hat", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Sein Institut werde damit "künftig über einen ausgewogeneren Ergebnismix und insgesamt stabilere Erträge verfügen".

Bald ein Teil des Konzerns

Mit der Übernahme der Postbank, die in Deutschland 14 Millionen Privatkunden hat, will Ackermann weniger abhängig vom Investmentbanking werden. "Wir freuen uns, bald ein Teil des Deutsche-Bank-Konzerns zu sein", sagte Postbank-Chef Stefan Jütte. Beide Geldhäuser betonen, dass die Postbank als Marke eigenständig bleiben werde. Für die Kunden der Postbank gebe es bei den täglichen Bankgeschäften keine Veränderung. Ihre Kontonummer und Bankleitzahl blieben erhalten.

Die Deutsche Bank hatte 25 Euro pro Aktie geboten. Bei diesem Wert lag in den vergangenen Wochen auch der Kurs. Am Donnerstag aber fiel er um fünf Prozent auf rund 24 Euro, am Freitag veränderte er sich kaum. Der Grund für den Kursrutsch: "Bisher war spekuliert worden, dass die Deutsche Bank vielleicht nicht über 50 Prozent kommt, sie hätte dann an der Börse weitere Aktien zukaufen müssen, dadurch wäre der Preis stark gestiegen", sagt Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Da sich diese Spekulation nun in Luft aufgelöst hat, besinnt sich die Börse auf den wahren Wert der Aktie. Für Analyst Becker liegt dieser nur bei 23 Euro, da das Institut nach wie vor mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen habe.

Das größte Problem sind toxische Wertpapiere in Höhe von 4,6 Milliarden Euro, von denen 3,3 Milliarden noch nicht abgeschrieben sind. Trotzdem wird erwartet, dass die Postbank in diesem Jahr schwarze Zahlen schreibt. Sie wird die Bilanz der Deutschen Bank also nicht belasten. Allerdings muss diese der schlecht kapitalisierten Postbank viel Eigenkapital zuschießen. Zu diesem Zweck hat sie sich an der Börse frisches Kapital über zehn Milliarden Euro geholt. Insgesamt kostet die Postbank-Übernahme acht Milliarden Euro.

Kunden "ertragreich machen"

"Für die Deutsche Bank gilt es nun, den Kaufpreis mit Produkten und Dienstleistungen an den erweiterten Kundenstamm möglichst schnell zu erwirtschaften", sagt Professor Fleischer. Das werde nicht ohne Reibungsverluste geschehen, da die Firmenkulturen sehr unterschiedlich seien. Mancher Branchenkenner fragt sich, was ein Weltkonzern wie die Deutsche Bank mit Rentnern, Sekretärinnen und Hausfrauen anfangen will, die bei der Postbank monatlich ein paar hundert Euro bewegen. "Die Postbank hat zu einem großen Teil Kunden, mit denen sich nicht viel verdienen lässt", sagt der Hohenheimer Bankenprofessor Hans-Peter Burghof. "Die Frage ist: Wie schafft es die Deutsche Bank, diese Kunden ertragreich zu machen?"

Der Betriebsrat der Postbank fürchtet, dass der Übernahme bis zu 8000 Stellen zum Opfer fallen könnten, vor allem in Bereichen wie der EDV. "Wenn die Erträge nicht so kommen wie gewünscht, wird man an die Kosten rangehen", sagt Analyst Becker. Wohl auch im Hinblick darauf lehnte es Ackermann am Donnerstag ab, wie andere Großkonzerne eine Jobgarantie für die eigenen Mitarbeiter abzugeben.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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