Deutsche Bank:Josef Ackermann und das griechische Feuer

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Die Deutsche Bank macht einen Riesengewinn und Chef Ackermann übt sich in Demut. Er hat einen Plan für Griechenland - sein Institut würde profitieren.

Melanie Ahlemeier

Mit öffentlichen Auftritten hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann so seine ganz eigenen Erfahrungen. Weil die nicht immer gut waren und negative Erlebnisse dem Menschen besonders in Erinnerung bleiben, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass sich der mächtigste Banker der Republik am Tag der großen Freude in großer Demut übt.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann - sein Institut verdiente im ersten Quartal hervorragend. (Foto: Fotos: AP, Reuters / Grafik: sueddeutsche.de, Büch)

Motto: Bloß kein falsches Wort. Bloß keinen Triumph.

Wie sähe es denn auch aus, wenn er sich in "Mainhattan" hinstellte, Brust raus, Kopf in den Nacken - und sich öffentlich selbst feierte. Für ein phänomenales erstes Quartal! Für ein grandioses Investmentbanking!

Nahezu unvorstellbare 2,8 Milliarden Euro vor Steuern - und immerhin noch 1,8 Milliarden Euro nach Steuern - hat die größte deutsche Privatbank von Januar bis März verdient. Jeden Monat 900 Millionen, das fordert unter seinen Kollegen Respekt. Es ist das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte seiner Bank, und nur vor zwei Jahren lief es noch ein bisschen besser.

Doch das war vor der Finanzkrise und damit in einer anderen Zeitrechnung. Das zählt nicht mehr.

Nein, so lange Griechenland noch um Rettung bangt, weil Kanzlerin Angela Merkel mauert, darf Bank-Chef Ackermann nur moderat auftreten. Das ist das Gebot der Höflichkeit.

Ackermanns Brief an die Aktionäre spricht Bände. Die wirtschaftlichen Aussichten seien weiterhin durch ein hohes Maß an Unsicherheit geprägt, so formuliert es Ackermann. Doch die Geldschöpfung ist sein Lebensthema, darüber schrieb er einst seine Dissertation. Und mit volkswirtschaftlichen Begrifflichkeiten und Erklärungen rechtfertigt er auch heute die betriebswirtschaftlichen Eigeninteressen seiner Bank.

Josef Ackermann weiß um die Stimmung im Land - und wohl auch darum stapelt er tief. 80 Millionen Deutsche schielen derzeit auf das 45-Milliarden-Euro schwere Rettungspaket von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds für Griechenland, nicht wenige stänkern dagegen.

Die Konjunktur springt hierzulande erst langsam wieder an. Doch Ackermanns Crew hat schon wieder prächtig verdient - weil das Investmentbanking, das Geschäft mit Anleihen, Aktien, Währungen und Rohstoffen, brummt.

Auch die Deutsche Bank hat mit griechischen Anleihen Geschäfte gemacht. Mit gut 30 Milliarden Euro sind deutsche Banken insgesamt der drittgrößte Gläubiger Griechenlands - auch deshalb warnt Ackermann vor einem Bankrott der Hellenen. "Wir müssen kleinere Brände löschen, bevor noch größere entstehen", formulierte der Manager bereits Mitte März. Die deutschen Banken - nicht die Deutsche Bank - hätten dort "beträchtliche Milliarden im Feuer".

Ackermann, der neue heilige Florian?

Jeder weiß: Wird Athen nicht stabilisiert, könnte schon bald das griechische Bankensystem kippen. Weitere Milliardenausfälle für deutsche Banken wären die Folge - und dann hätte wohl auch die Deutsche Bank ein echtes Problem.

In dieser Lage will Ackermann das fulminante erste Quartal nicht auf das gesamte Geschäftsjahr hochrechnen. Zumindest sagt er das öffentlich. Schwer vorstellbar allerdings, dass es intern nicht schon längst geschehen ist - die Deutsche Bank ist doch kein Sparklub, bei dem der Kassenwart einmal im Monat still und leise die Büchsen leert und alle Vereinsmitglieder am Ende des Jahres gemeinsam ein großes Fest feiern. Ein Mann der Zahlen, wie Ackermann es ist, rechnet. Immer, überall, leise.

Und so dürfte der Herr der Bank auch schon im Fall Griechenland kalkuliert haben. Über das - wie er es selbst Ende Juni 2009 im Gespräch mit seinem Doktorvater Hans Christoph Binswanger nannte - "faustische Streben" einer Kapitalrendite von 25 Prozent lässt er inzwischen mit sich diskutieren. Aber die Rettung der Hellenen hält er für nötig, da kennt er kein Pardon.

Goethes Faust ging als Tragödie in die Geschichte ein. Auch im Moment des Quartalerfolgs weiß Ackermann, dass der Weg dahin kurz sein kann.

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