Deutsche-Bank-Chef bei SZ-Führungstreffen:Ackermann attackiert deutsche Ermittler

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"Das ist unglaublich, das ist ehrverletzend": Deutsche-Bank-Chef Ackermann zeigt sich entrüstet über die Durchsuchung seines Büros, die die Staatsanwaltschaft vor dem Hintergrund des Kirch-Prozesses veranlasst hatte. Beim SZ-Führungstreffen wirft der scheidende Vorstandschef auch einen Blick in die Zukunft - und gibt Nachfolger Jain einen harten Reformauftrag mit auf den Weg.

Lutz Knappmann, Berlin

Josef Ackermann wehrt sich gegen die Durchsuchung von Räumen der Deutschen Bank und seines Büros durch die Staatsanwaltschaft. Der scheidende Vorstandschef des Finanzhauses greift die deutschen Ermittlungsbehörden mit scharfen Worten an. "Das ist unglaublich, das ist ehrverletzend", sagte Ackermann beim Führungstreffen Wirtschaft der Süddeutschen Zeitung. "Vor allem, wenn es um so wenig geht."

Am Montag war bekanntgeworden, dass Ermittler Vorstandsbüros der Bank in Frankfurt sowie Privaträume des ehemaligen Vorstandssprechers Rolf Breuer durchsucht hatten. Auch Ackermanns Büro hatten die Beamten gefilzt. Sie werfen den Managern versuchten Prozessbetrug im Verfahren um die Pleite des Kirch-Imperiums vor - und zweifeln Aussagen an, dass Kirchs finanzielle Situation in einer Vorstandssitzung 2002 keine große Rolle gespielt habe.

Der inzwischen verstorbene Medienunternehmer Leo Kirch warf der Bank und insbesondere ihrem früheren Vorstandssprecher Rolf Breuer vor, seinen Konzern in die Insolvenz getrieben zu haben - unter anderem mit einem Interview Breuers, in dem er die Zahlungsfähigkeit des Konzerns angezweifelt hatte.

Ackermann gab sich im Bezug auf die Ermittlungen zwar betont gelassen. "Ich nehme das Ermittlungsverfahren ernst. Aber ich kann dennoch gut schlafen. Weil ich sicher bin, dass wir die Wahrheit gesagt haben", sagte er. Sinn der Ermittlungen sei es, zu klären, ob die Wahrheit gesagt wurde. Damit sei die Sache für ihn erledigt.

Angesprochen auf die Durchsuchungen reagierte Ackermann dann aber wütend: "Wenn ich dann mal in der Schweiz bin, werde ich mehr dazu sagen, das können sie mir glauben", sagte er zunächst, bevor er durchblicken ließ, dass er die Durchsuchungen für einen unangemessenen Übergriff hält.

Es gehe bei den Ermittlungen lediglich um die Interpretation eines Satzes im Protokoll. "Wir waren sechs Vorstände, die ausgesagt haben. Und wir haben uns alle in die gleiche Richtung erinnert", so der Noch-Bankchef. "Da zu unterstellen, dass wir alle lügen, ist schon ein hartes Stück." Im Ausland werde ihm derzeit viel Sympathie entgegengebracht, weil er "durch solche Dinge gehen muss".

Spätestens durch diese Ermittlungen sei sein geplanter Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrats unmöglich geworden. Seine Entscheidung habe aber bereits vor diesen Ereignissen festgestanden. Anfang der Woche hatte Ackermann überraschend mitgeteilt, dass er darauf verzichtet, den Aufsichtsratsvorsitz des Finanzkonzerns zu übernehmen.

"Ich war immer kritisch gegenüber einem Wechsel", gab Ackermann nun zu Protokoll. "Wir wussten, dass das kein Selbstläufer ist, weil die Corporate Governance etwas anderes vorschreibt." Er hätte vielen Menschen zunächst sein Rollenverständnis als Chefaufseher erklären müssen. "In dieser Situation habe ich gesagt: da fehlt mir die Zeit und auch die Lust." An seinem Zeitplan, im Mai kommenden Jahres den Vorstandsvorsitz an seine Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain abzugeben, hält er fest.

Insbesondere Jain gab er allerdings einen harten Reformauftrag mit auf den Weg: Jain, bislang verantwortlich für das milliardenschwere Investmentbanking des Finanzkonzerns, muss sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Die Rolle des Investmentbankings werde angesichts der Schuldenkrise und der Verwerfungen auf den Finanzmärkten künftig eine andere sein. "Vielleicht etwas anders, als wir das vor vier fünf Jahren gesehen haben", sagte Ackermann. "Wir werden ein Investmentbanking haben, das große Hausaufgaben haben wird."

Der Geschäftsbereich werde künftig vermutlich stärker ein technisch getriebenes Geschäft sein. "Mit vermutlich weniger Ressourcen und niedrigeren Vergütungen."

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