Borussia Dortmund:Kloppe für Klopps Aktie

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Meisterfeier an der Börse? Fällt aus! Das Papier von Borussia Dortmund bricht statt dessen massiv ein. Doch die Aktie des Bundesliga-Clubs war von Anfang an nur etwas für leidensfähige Fans.

Harald Freiberger

Erst überschütteten sie ihn mit Bier, dann trugen sie ihn auf Händen. Jürgen Klopp, Trainer und Meistermacher von Borussia Dortmund, stand im Mittelpunkt der Feierlichkeiten am letzten Samstag. In der Ruhr-Metropole herrschte zwei Tage lang Ausnahmezustand. Anleger hatten gehofft, dass sich die Feierlaune am dritten Tag auch auf dem Börsenparkett fortsetzen würde. Doch der Schuss ging nach hinten los: Die Aktie von Borussia Dortmund sackte zum Börsenstart um sechs Prozent nach unten. Im Laufe des Tages erholte sie sich zwar etwas, doch am Nachmittag stand sie immer noch mit fast fünf Prozent im Minus, bei 2,95 Euro.

Als erster deutscher Fußballverein wagte sich Borussia Dortmund an die Börse. Doch damit begann der Niedergang des Vereins. (Foto: dapd)

Die Anleger waren wohl einer alten Börsenweisheit gefolgt: sell on good news. "Alle guten Nachrichten waren schon im Kurs enthalten, jetzt ist erst einmal nichts größeres Positives mehr in Sicht", sagt Sebastian Hein, Analyst beim Bankhaus Lampe, der die Aktie seit Jahren beobachtet. Viele Investoren nahmen Gewinne mit, zumal der Kurs seit Herbst rasant gestiegen war .

Ausgabepreis als Höchstpreis

Die Aktie des Bundesliga-Clubs war von Anfang an nur etwas für hartgesottene und leidensfähige Fans. Im Jahr 2000 kam sie zum Preis von elf Euro auf das Parkett. Nach den erfolgreichen 90er Jahren mit zwei Meisterschaften und einem Champions-League-Sieg sahen sich die Dortmunder reif für einen außergewöhnlichen Schritt: Als erster deutscher Fußballverein wagten sie den Gang an die Börse. 143 Millionen Euro nahmen sie dabei ein. Das Geld sollte helfen, sich langfristig an Europas Spitze festzusetzen.

Doch es kam anders. Mit dem Börsengang begann der Niedergang des Vereins. Den Ausgabepreis erreichte die Aktie nie wieder, Jahr für Jahr sank der Kurs. Borussia Dortmund warf mit dem Geld um sich, holte sündhaft teure Spieler wie Amoroso, Tomas Rosicky oder Andy Möller. Der große Erfolg aber blieb aus. 2004 hatte der Verein nicht nur das Geld aus dem Börsengang verpulvert, sondern obendrein Schulden von 122 Millionen Euro aufgetürmt. Borussia stand vor der Insolvenz. Im März 2005 segneten die Gläubiger einen Sanierungsplan ab. Mit der Aktie ging es in den folgenden Jahren aber weiter nach unten, bis auf ein Tief von einem Euro. Wer das Papier von Anfang an gehalten hatte, verlor mehr als 90 Prozent seines Geldes.

Bleibt die Mannschaft zusammen?

Im Herbst vergangenen Jahres begann der wundersame Wiederaufstieg der Aktie, der eng mit dem Namen Klopp und seiner jungen Zauber-Elf verknüpft ist. Spieltag um Spieltag zeigte die Mannschaft ihre Qualität, während Hauptkonkurrent Bayern München schwächelte. Je wahrscheinlicher die Teilnahme in der Champions League im Jahr darauf wurde, umso stärker kletterte die Aktie. Im November stand sie bei fast 3,50 Euro - dreieinhalb Mal so hoch wie auf dem Tiefpunkt. Seitdem entwickelt sich der Kurs seitwärts, die große Euphorie an der Börse scheint vorbei.

Wie geht es weiter? "Das hängt in erster Linie davon ab, ob die Mannschaft noch länger zusammenbleibt", sagt Analyst Hein. Für die nächste Saison sei das weitgehend gesichert. Bei weiteren Erfolgen würden die Begehrlichkeiten aber zunehmen. Die Spieler dürften Angebote von anderen Vereinen erhalten. Bayern München oder die Werksclubs aus Wolfsburg und Leverkusen hätten aktuell noch die größeren finanziellen Ressourcen. "Entscheidend ist, dass Trainer Klopp, der Vater des Erfolgs, bis 2014 unterschrieben hat", sagt der Analyst.

Die Champions-League-Teilnahme bringt mindestens 20 Millionen Euro in die Kasse. Die Hälfte davon soll in Spieler und Stadion investiert werden, die andere Hälfte geht in die Schuldentilgung. Immerhin steht die Borussia noch mit 70 Millionen Euro in den Miesen. Übersteht der Verein in der Champions League die Gruppenphase, könnten auch bis zu 50 Millionen Euro hereinkommen. Als das größte Kapital des Clubs sieht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aber die jungen Spieler. Talente wie Nuri Sahim, Mario Götze oder Kevin Großkreutz haben ihren Marktwert in der letzten Saison vervielfacht. Watzke spricht von "stillen Reserven" in Höhe von 100 Millionen Euro.

Das Risiko bei einer Fußball-Aktie ist trotzdem viel höher als in anderen Branchen. Die Euphorie kann sehr kurzlebig sein. "Anleger sollten sich ein eigenes Bild davon machen, ob sie erwarten, dass der Erfolg langfristig anhält oder nur eine Saison lang währt", rät Analyst Hein.

© SZ vom 03.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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