Börse: Indexfonds:Gefragt wie nie zuvor

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Während viele Finanzprodukte stagnieren, haben Indexfonds starken Zuwachs. Der simple Grund: Sie halten, was sie versprechen. Privatkunden müssen trotzdem gezielt danach fragen.

Markus Zydra

Zugegeben, der Begriff Exchange Traded Fund (ETF) klingt für Marketingohren etwas kantig, deshalb mag es überraschen, dass diese Produkte immer mehr Käufer finden. Anleger weltweit haben zum Jahresende 1032 Milliarden Dollar in diese Fonds investiert gehabt, wie die Fondsgesellschaft Blackrock meldet. Das entspricht einem Zuwachs von 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2008. ETF, die auch Indexfonds genannt werden, sind Profiteure der Finanzkrise. Der Grund klingt banal: Sie halten das, was sie versprechen.

Darstellung des Dax-Kurses in der Frankfurter Börse: Bei Profi-Anlegern haben sich Indexfonds schon lange durchgesetzt. Privatkunden müssen gezielt danach fragen. (Foto: Foto: Reuters)

Ein Dax-ETF etwa garantiert dem Sparer exakt die Rendite, die der deutsche Aktienindex im Laufe der Zeit abwirft. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bringt der Dax ein Plus von 4,5 Prozent, dann verbucht auch das Dax-ETF diesen Zuwachs. Ein Dax-ETF wird deshalb als passives Investment bezeichnet. Die Kosten für dieses Produkt betragen etwa 0,2 Prozent jährlich auf die Anlagesumme.

Wahrscheinlich schlechte Leistung

Dem gegenüber stehen die aktiven Investments. Das sind Aktienfonds, die von einem Fondsmanager geführt werden. Der sucht die Aktien auf Basis eigener Analysen selbst aus, in die er das Geld der Anleger investiert. Ob er das gut macht, zeigt sich daran, wenn er zum Jahresende eine höhere Rendite als der Dax ausweisen kann.

In 80 Prozent der Fälle schafft er das aber nicht, das wird seit Jahren in wissenschaftlichen Untersuchungen belegt. Und das wiederum erklärt die Anziehungskraft, die von ETF ausgeht. Denn die Gebühr für aktiv gemanagte Fonds liegt fünfmal höher als bei den ETF. Warum sollte man für eine sehr wahrscheinlich schlechte Leistung des Fondsmanagers so viel Geld bezahlen?

Bei Profi-Anlegern haben sich diese Produkte schon lange durchgesetzt. Für den Privatsektor gilt das weniger, weil es sich für Anbieter im Vertrieb nicht lohnt, ETF zu verkaufen. Die Produkte werfen für den Finanzvermittler keine Provisionen ab. Deshalb kommen sie nicht in die Auslage. Der Kunde muss schon selbst aktiv werden und gezielt danach fragen.

Geschützes Sondervermögen

Die Welt der Indexfonds ist voller Abwechslung. Es gibt ETF auf Kursschwankungen, Hedgefonds, Anleihen und Inflation sowie Short-ETF, mit denen man auf fallende Kurse setzen kann. Auch Hebel-ETF sind mittlerweile auf dem Markt, die gemessen am Kapitaleinsatz ein Mehrfaches an Gewinn oder Verlust einspielen können - sie sind allerdings für Privatsparer ein Teufelszeug, wie selbst die Anbieter einräumen.

In den USA wurden einige dieser Produkte vom Markt genommen. Selbst Profis blickten nicht mehr durch. Diese ETF-Strategien kennt man auch aus der Welt der Zertifikate. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: ETF sind ein geschütztes Sondervermögen, anders als bei Zertifikaten ist das Kapital der Sparer im Falle einer Bankeninsolvenz geschützt.

Der globale ETF-Bauchladen hat Ende Dezember exakt 1939 ETF von 109 Anbietern im Sortiment gehabt, wie Blackrock meldet. Die US-Gesellschaft ist mit ihrer Marke IShares mit Abstand der größte globale ETF-Anbieter, vor State Street, Vanguard, Lyxor und der Deutschen Bank.

Wissensvorsprung durch Recherche

Experten rechnen damit, dass der ETF-Markt auch in diesem Jahr weiter wächst; Schätzungen gehen bis auf 1400 Milliarden Dollar. Dann werde jedoch eine Marktkonzentration beginnen, Anbieter würden verschwinden. Die Phantasie für neue Produkte ist weitgehend ausgereizt, jetzt geht es vornehmlich um große Vertriebsnetze.

ETF werden sich wohl als Investmentinstrumente an den Standardmärkten durchsetzen. Es ergibt nach Ansicht von Wissenschaftlern wenig Sinn, das Geld zum Beispiel in einen aktiv gemanagten Aktienfonds Deutschland zu stecken, der sich bei den Investments auf Dax-Werte konzentriert. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass der Fondsmanager hier, auf diesem effizienten Markt, langfristig besser abschneidet als der Index, schon allein wegen der hohen Verwaltungsgebühren, die er ja auch einspielen muss.

Anders sieht es aus bei kleineren Unternehmen, die von den Analyseabteilungen der Großbanken nicht beobachtet werden. Hier können Fondsmanager durch eigene Recherche einen Wissensvorsprung herausarbeiten. Das gilt auch für Investitionen in Schwellenländer, wo Geldverwalter viele aussichtsreiche Konzerne entdecken können, weil die Märkte dort nicht erschlossen sind. Privatsparer sollten die effizienten Märkte kostengünstig mit ETF abdecken; für die Wachstumsregionen braucht es ein gutes Händchen für den richtigen Fondsmanager.

© SZ vom 15.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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