BayernLB: Gerd Häusler:Supermann soll's richten

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Der neue BayernLB-Chef Häusler steht vor gewaltigen Aufgaben. Er muss die Bank sanieren und dem Staat viel Geld erstatten. Sein möglicher Lohn: der Heldenstatus.

M. Hesse u. K. Ott

Die kurzfristig am Dienstagnachmittag anberaumte Sondersitzung in der Bayerischen Landesbank dürfte für Gerd Häusler noch die leichteste Prüfung in diesen Tagen und Wochen gewesen sein. Der von Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) geleitete Verwaltungsrat, der die Staatsbank beaufsichtigt, wollte ganz schnell den neuen Vorstandschef bestimmen. Und nach einer guten Stunde stieg denn auch weißer Rauch auf in der Brienner Straße: Gerd Häusler wird zum 15. April 2010 den Vorstandsvorsitz der BayernLB übernehmen, teilte die Bank mit.

Als SC Freiburg der Bankenszene bezeichnet ein Mitarbeiter die BayernLB: Für die zweite Liga ist die Bank zu groß, für die erste Liga zu klein. (Foto: Foto: dpa)

Die Berufung Häuslers, ein erfahrener Finanzmanager, der in der Branche bestens vernetzt ist, war keine Überaschung mehr. Nachdem sich die FDP vergangene Woche dafür stark gemacht hatte, dem kommissarischen Chef Stefan Ermisch einen längeren Vertrag zu geben, beeilte sich die CSU ihren Favoriten Häusler zu installieren. Groß vorstellen musste sich der Ex-Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Dienstag nicht mehr. Der 58-Jährige ist seit August 2009 Vizechef des Verwaltungsrats und hat die dort versammelten Minister schwer beeindruckt. Das gilt auch für Regierungschef Horst Seehofer.

"Mit Gerd Häusler gewinnen wir einen national und international sehr erfahrenen und hoch respektierten Bankmanager als neuen Vorstandsvorsitzenden der BayernLB", freute sich Fahrenschon. Auf den neuen Chef warten schwere Prüfungen, darüber ist er sich klar. "Mir ist vollkommen bewusst, welche großen Herausforderungen vor uns liegen", sagte Häusler nach seiner Berufung. Nach den Turbulenzen der letzten Monate müsse sich die BayernLB nun wieder auf ihr Geschäft konzentrieren.

Eigentlich bräuchte die Staatsbank einen "Supermann" mit magischen Kräften, sagt ein Beschäftigter. Häusler trifft auf eine verunsicherte und desillusionierte Belegschaft. Und er findet eine von Skandalen schwer mitgenommene Bank vor, die saniert und auf Geheiß der EU gesundgeschrumpft werden muss. "Uns geht es wie dem SC Freiburg im Fußball", klagt ein Mitarbeiter. Für die zweite Liga sei man zu groß, für die erste Liga in Deutschland zu klein. Vor wenigen Jahren noch hatte die damalige bayerische Regierung unter Edmund Stoiber die Bank ebenso wie den Freistaat in die Champions League führen wollen. Das ging gründlich schief.

Der vierte Chef innerhalb von zwei Jahren

Nun soll es Häusler richten, der vierte Vorstandschef binnen zwei Jahren. Die Mechanismen sind die gleichen wie beim Fußball: Im Abstiegskampf wird der Trainer gewechselt, und der Neue muss der Mannschaft erst einmal Selbstvertrauen einflößen. Es brauche einen "Antreiber", der die Leute mitreiße, ist aus der Konzernzentrale zu hören.

Werner Schmidt, der vor knapp zwei Jahren wegen Milliardenrisiken bei US-Ramschanleihen als Vorstandschef gehen musste, hatte alle nach seiner Pfeife tanzen lassen. Sein Nachfolger Michael Kemmer wirkte kühl und unnahbar. Und Stefan Ermisch konnte als sechswöchiger Übergangschef keine Akzente setzen. In der Belegschaft kam nicht gut an, dass er sich erst mehr als einen Monat nach seinem Antritt mit einer dürren Botschaft an die Mitarbeiter wandte. Der Verwaltungsrat setzt jedoch weiter auf Ermisch, er soll Häuslers Stellvertreter werden. Bis der Neue antritt, führt Ermisch die Geschäfte weiter. Häusler will erst seine Angelegenheiten bei dem Finanzinvestor Ripplewood ordnen, wo er als Aufsichtsrat und Berater tätig ist. Die Beratertätigkeit wird er aufgeben, heißt es.

Häusler wird alle Energie brauchen, um der BayernLB ein neues Geschäftsmodell zu verpassen. Mitarbeiter bezeichnen den notwendigen Umbau als "Operation am offenen Herzen". Die Hoffnungen, dass Häusler das gelingen werde, sind groß. Er sei ein "Glücksgriff" für den Freistaat, sagen Beschäftigte. Gelingt es ihm, die Landesbank wieder in ein profitabel zu machen und mit Gewinnen oder Verkaufserlösen einen größeren Teil der vom Freistaat für die Rettung aufgebrachten zehn Milliarden Euro zurückzuzahlen, dann ist er der Held.

Die Herausforderung dürfte den Strategen jedenfalls mehr locken als die Aussicht, am Ende einer langen Karriere noch einmal viel Geld einzustreichen. Die Vorstandsgehälter sind wie bei allen anderen staatlich gestützten Banken auf 500.000 Euro im Jahr begrenzt. Anderswo könnte Häusler weit mehr verdienen, in München gibt es dafür einen der schwierigsten und spannendsten Jobs bei Deutschlands Banken. Bei der BayernLB läuft übrigens schon längere Zeit ein Sanierungsprogramm. Der Titel: Herkules. Das sagt alles.

© SZ vom 27.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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