Affäre um Hypo Alpe Adria:Eine deutsch-österreichische Affäre

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Eine noch von Friedrich Karl Flick gegründete milliardenschwere Stiftung tacht immer wieder im Kriminalfall um die Skandalbank Hypo Alpe Adria auf. Und es riecht wieder ziemlich unangenehm.

Hans Leyendecker und Klaus Ott

Unangenehme Dinge, besonders solche, die öffentlich wurden, waren für Friedrich Karl Flick (FKF) immer ein Graus. Der vor vier Jahren verstorbene Milliardär, der erst der reichste Deutsche und dann der reichste Österreicher war, fand alle Arten von Heimsuchungen durch die Staatsmacht fatal.

Wie ein Alp lastete auf ihm, dass sein Vater Friedrich einst als Kriegsverbrecher ins Gefängnis zu Landsberg einrücken musste. Und die Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft Anfang der achtziger Jahre gegen ihn wegen eines 400-Millionen-Euro-Steuerfalles empfand FKF als äußerste Bedrohung. Sein Verfahren wurde damals eingestellt, aber der Name Flick blieb mit einer der großen Geldaffären der Republik verbunden, natürlich auch mit dem Bonner Parteispendenskandal.

Nun taucht die einst von ihm gegründete milliardenschwere Privatstiftung am Rande des Milliardendesasters der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) und der BayernLB auf; es riecht wieder ziemlich unangenehm. Einer der Hauptmatadore dieser deutsch-österreichischen Affäre, der frühere Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsratschef der HGAA, Wolfgang Kulterer, saß jahrelang im Vorstand der Flick-Stiftung.

Im August kam der ehemalige Bankmanager in Untersuchungshaft, kurz darauf trat er als Stiftungsvorstand zurück. Misslich war zudem, dass die Staatsanwaltschaft bei Durchsuchungen im Fall Kulterer auch in den vornehmen Büros der Stiftung im Ersten Wiener Bezirk vorbeischaute. Es ging den Beamten dabei nicht um die Stiftung, sondern um Kulterers Geschäfte. Unschön ist das trotzdem, ebenso wie der Umstand, dass jetzt auch gegen einen Polizeibeamten ermittelt wird, der sich einst auch mal um die Sicherheit von Ingrid Flick, der Witwe, gekümmert hat.

Ermittlungen wegen Amtsmissbrauch

Gegen den Beamten, er war Mitarbeiter des österreichischen Bundesinnenministeriums, und gegen Kulterer ermittelt die Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauch beziehungsweise Anstiftung hierzu. Kulterer soll den Beamten, der als ehemaliger Verbindungsmann des Ministeriums in Rumänien über gute Beziehungen zu dortigen Strafverfolgungsbehörden verfügt, eingeschaltet haben, um Druck zu machen.

Offenbar war Kulterer bei Grundstücksankäufen in Rumänien über den Tisch gezogen worden und hatte viel Geld verloren. Der Beamte sollte helfen, die Ermittlungen in dieser Sache zu beschleunigen, damit die Bösen verurteilt und eingekastelt würden. Danach könnten die Liegenschaften und Häuser versteigert werden, sagte Kulterer in einem von der Polizei abgehörten Telefonat.

Der Beamte soll für seine Aufwendungen 12.000 Euro Anzahlung erhalten haben und für den Erfolgsfall soll ein Honorar in Höhe von 50.000 Euro vereinbart worden sein. Der Beamte wollte sich auf Anfrage zu dem Fall nicht äußern. Ein Anwalt Kulterers erklärte, für den "unbefangenen Leser" der Abhörprotokolle sei "klar erkennbar, dass es um die Verfolgung von Verbrechern in Rumänien ging, bei der den rumänischen Behörden ... assistiert werden sollte".

Aus den Akten der Ermittler ergibt sich, dass der Beamte zu diesem Zweck unter anderem am 12. Mai dieses Jahres kurzfristig von Kulterer in die Büros der Flick-Privatstiftung in Wien beordert worden war. Da müsse er sich jetzt aber beeilen, soll er geantwortet haben. "Wenn es das Treffen mit dem Beamten im Stiftungsbüro gegeben haben sollte, hatte das aber nichts mit der Privatstiftung zu tun", sagt deren Vorsitzender Jörg-Andreas Lohr. Mit dem Deal zwischen der HGAA und der BayernLB, bei dem Kulterer im Hintergrund die Fäden zog, haben die Witwe und die Stiftung schon etwas zu tun gehabt.

An dem Geschäft, das die BayernLB viel Geld kostete, verdiente die Witwe ebenso wie Dutzende anderer reicher Leute. Sie hatte bei der HGAA eine Million Euro eingesetzt, eine zum Flick-Imperium gehörende Stiftung, die Südufer GmbH, zeichnete weitere 7,5 Millionen Euro. Normalerweise macht die Südufer keine Engagements, die unter zehn Millionen Euro liegen. Lohr spricht von einem "bescheidenen Investment", das aber in der Endabrechnung "positiv" gewesen sei. Ertragreich war am Ende auch ein früheres Engagement der Witwe und der Stiftung bei der Hypo gewesen, als Kulterer dort noch agierte.

Lohrs Umschreibungen hätten FKF gefallen. FKF hielt sich oft im Wiener Büro auf und versuchte, mit seinen Geschäften eine Rendite von vier Prozent Steuern nach Inflation und Steuern zu erreichen. "Klingt wenig, oder?" hat er mal in einem Interview gesagt. Das ist, wie so vieles in dem Fall, Ansichtssache.

© SZ vom 29.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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