Demografie:Großer Geburtenrückgang in Ost-Innenstadt

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Ein Baby klammert sich an den Finger seiner Mutter. (Foto: Fabian Strauch/dpa)

In Bezirken wie Mitte, Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg gingen die Geburtenzahlen seit den 90er-Jahren immer weiter in die Höhe. Nun ist die Entwicklung offenbar rückläufig.

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Berlin (dpa/bb) - Erneut sind in Berlin deutlich weniger Kinder geboren worden als im Jahr zuvor. 2023 ging die Zahl der Neugeborenen um 11,6 Prozent (2022: 6,3 Prozent) zurück, wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilte. Dieser starke Geburtenrückgang betraf besonders einige östliche Innenstadtbezirke, in denen es in den vergangenen Jahrzehnten viele Babys gab und wo die Mieten inzwischen sehr stark stiegen. Die Bevölkerung in Berlin wuchs aber trotzdem weiter, weil der Zuzug aus dem Ausland, vor allem aus Asien und Europa so groß war.

33 425 Kinder kamen in Berlin zur Welt, das waren 4407 Kinder weniger als im Vorjahr 2022. Am stärksten ging die Zahl der Geburten in Mitte (- 19 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (-15 Prozent) und Pankow (- 13 Prozent) zurück. Am wenigsten war Charlottenburg-Wilmersdorf betroffen (- 8 Prozent).

Kleinteiligere sogenannte Planungsräume innerhalb der Bezirke waren manchmal sehr unterschiedlich betroffen. Während im Panungsraum Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg etwa knapp 34 Prozent weniger Neugeborene zur Welt kamen, verzeichnete der benachbarte Planungsraum Helmholtzplatz ein Plus von knapp 16 Prozent. Zillesiedlung und Hansaviertel in Moabit wiesen ein Minus von 51 und 42 Prozent auf, der Planungsraum Stülerstraße in Tiergarten Süd hingegen ein Plus von 46 Prozent. Welche Rolle dabei größere Neubauprojekte eine Rolle spielten, in die viele junge Paare zogen, ist nicht bekannt.

Zugleich starben mehr Berliner als geboren wurden. Es gab 37 455 Todesfälle - 4030 mehr als es Geburten gab (Vorjahres-Defizit: 1171 Menschen).

Interessant sind diese Zahlen auch für die Planungen von Kitas und Schulen. So wurden etwa in Mitte, Pankow und Friedrichshain Kindergarten- und Schulplätze seit 20 Jahren nach und nach immer knapper. Die Politik hinkte erst mit Schließungen von Schulen nach der Wiedervereinigung und dann mit Neueröffnungen immer etwas hinterher. Ob diese Entwicklung des Geburtenrückgangs, der seit einigen Jahren viele Gebiete in ganz Deutschland betrifft, nun auch eine Trendwende bei den überfüllten Schulen in der Innenstadt ist und es künftig weniger heftigen Andrang ging, bleibt aber vorerst offen.

Knapp 52.000 Ausländer zogen mehr nach Berlin als wegzogen (Rund 135.000 Zuzüge und 83.000 Wegzüge von Menschen aus dem Ausland). Bei den Deutschen gab es mehr Wegzüge als Zuzüge, so dass sich ein Minus von rund 18.000 Menschen ergab. Insgesamt ergab sich ein Überschuss von Zuzüglern von knapp 34.000 Menschen.

© dpa-infocom, dpa:240422-99-763389/4

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