TV-Tipp:Starke Frauen im Gangsterfilm „Der Millionen Raub“

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Alice König (Anja Kling, r.) besucht Haifa Abdallah (Inaam Wali-Al Battat, l.) in der Wäscherei. (Foto: Thomas Leidig/ZDF/dpa)

Männer werden im Allgemeinen überschätzt. Nach dieser Devise funktioniert dieser gut besetzte Thriller, der eine ganze Riege weiblicher Stars glänzen lässt.

Von Johannes von der Gathen, dpa

Hamburg (dpa) - Immer einen Schritt näher am Leben: So könnte man die TV-Filme des Regisseurs und Drehbuchautors Lars Becker beschreiben. Dabei zeichnet der Wahl-Hamburger auch in genretypischen Polizei-Serien wie „Der gute Bulle“ oder „Nachtschicht“ ein differenziertes Bild unserer multikulturellen Gesellschaft. Die Wahrheit liegt bei Becker meistens auf der Straße, man muss eben nur den Blick dafür haben.

In seinem neuen Thriller-Drama „Der Millionen Raub“, das heute um 20.15 Uhr im ZDF läuft, lassen zwei befreundete Geldtransporter-Fahrer acht Millionen Euro im Wald verschwinden. Aber der junge Familienvater Omar Abdallah (Karim Ben Mansur) und sein drogensüchtiger Kumpel Zlatko Petrovic (Slavko Popadić) sind alles andere als ausgebuffte Profis. Immerhin gelingt Omar mit zuvor geliehenem Geld die Flucht nach Rio. 

Darum geht's

Dort wird er nach einigen Wochen verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert, weil Omars Freundin Chantal (Sina Tkotsch) ihm seinen Hund nachgeschickt hat. Ganz dumm gelaufen. Über diesen ganzen Schlamassel zeigen sich Omars junge Ehefrau Malaika (Sabrina Amali) und seine Mutter Haifa (Inaam Al Battat) natürlich alles andere als begeistert.

Anders als in vielen Standard-Krimis stehen diesmal aber nicht die Gangster im Vordergrund, sondern deren Mütter, Ehefrauen und Freundinnen. „Frauen denken einen Schritt weiter“, heißt es einmal. Die konsumfreudige, aber keineswegs naive Nebenbuhlerin Chantal wird in die Familie aufgenommen, als sie gesteht, dass sie von Omar schwanger ist. Dabei ist die ganze Mischpoke keineswegs auf Rosen gebettet.

Mutter und Tochter Abdallah schuften als Angestellte in einer Wäscherei, zusammen mit Dunja (Anica Dobra), der Mutter des Junkies Slatko. Liebend gerne würden sich die Frauen ihren Anteil an den acht Millionen sichern, die irgendwo im Wald vergraben sind. Aber Mutter Haifa hat für sich längst einen viel besseren Plan: Sie hat einen Job als Synchronsprecherin in einer angesagten Serie ergattert. Da zählt ihre Stimme dann noch mehr als im Familienchaos.

Komische Untertöne und kuriose Wendungen

Zuweilen bekommt der Film eine richtig komische Note, wenn die Geschlechterklischees konterkariert werden und harte Kerle wie hilflose Memmen daherkommen. Auf der anderen Seite steht eine ganz Riege von auch schon älteren Darstellerinnen, die endlich einmal Hauptrollen spielen dürfen. „Es gibt wohl kaum etwas Heilsameres als eine Gemeinschaft von Frauen, die sich gegenseitig stärken, inspirieren und unterstützen. Wir sind so unterschiedlich und haben es geliebt, zusammen diese Geschichte zu erzählen“, sagt Schauspielerin Sabrina Amali („Die Notärztin“) laut ZDF-Pressetext. 

Komplettiert wird die wehrhafte Riege von der Anwältin Alice König (Anja Kling), die immer wieder versucht, die Frauen behutsam auf den Weg des Gesetzes zu bringen.

Trotz komischer Untertöne und kurioser Wendungen liefert der Drehbuchautor Lars Becker mit seinem „Millionen Raub“ keinen Wohlfühl-Krimi ab. Er bleibt den Regeln des Gangsterfilms treu und präsentiert mit dem gnadenlosen Kredithai Artur (Raymond Tarabay) einen Racheengel, der keinen Fehltritt verzeiht und so schnell nicht zu besiegen ist. Wenn überhaupt, dann nur von resoluten Frauen.

© dpa-infocom, dpa:240404-99-560656/3

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