Geschichte:EZB-Chefin Lagarde: Nazi-Unrecht geschah nicht im Geheimen

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, lächelt während einer Pressekonferenz. (Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa/Archivbild)

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Frankfurt/Main (dpa) - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat am Freitag an die enge Verknüpfung des EZB-Hauptgebäudes mit einem Ort nationalsozialistischer Verbrechen erinnert. Die Frankfurter Großmarkthalle, die heute Teil des EZB-Gebäudes ist, war damals die Sammelstelle für Frankfurter Juden vor der Deportation. „Vertreter des Nazi-Regimes erniedrigten und beraubten in den Kellerräumen der Großmarkthalle über 10.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder, zwangen sie auf Züge in Richtung Ghetto, Konzentrations- und Vernichtungslager und schickten sie damit in den Tod. Nur einige wenige überlebten“, schrieb Lagarde am Freitag im Blog der EZB.

Lagarde betonte, die Taten hätten nicht im Verborgenen stattgefunden. „Die Großmarkthalle war ein sehr öffentlicher Ort“, schrieb sie. „Die Deportation der jüdischen Bevölkerung geschah - genau wie ihre Entrechtung und Unterdrückung in den Jahren zuvor - nicht im Geheimen.“ Die Opfer seien auf ihrem Weg aus dem Stadtzentrum oft von Passanten verhöhnt worden.

Anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel am Eingang der EZB hob Lagarde die Bedeutung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hervor. „Wir sind es den Opfern schuldig, aber auch uns selbst“, schrieb sie. „Gewaltherrschaft und staatliches Unrecht darf es nicht geben. Und doch gibt es sie noch immer. Auch heute noch versuchen einige Staaten, ihren Willen mit Gewalt durchzusetzen, und sie schrecken nicht vor Massen- und Völkermord zurück.“

Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee das deutsche Vernichtungslager Auschwitz befreit. Seit 1996 wird in Deutschland an diesem Tag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

© dpa-infocom, dpa:230127-99-380351/2

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